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Auf den Spuren von Mac Adam
zolltexte

Wegebau in Grünanlagen

30. März 1997 - Karl Heinz Pußwald
Dort wo sich Menschen bewegen, muß die Benützbarkeit von Wegen und Plätzen der Allmacht gesetzlicher Bestimmungen gehorchen. Es ist den BürgernInnen nicht zuzumuten, mit geeignetem Schuhwerk die winterliche Stadtlandschaft zu benützen, Wurzelhebungen sind durch das Entfernen von Bäumen zu beseitigen und Parkwege sind auch wegen der einfachen Pflege tunlichst mit Asphalt zu belegen.

Aus diesem Grund haben wir die fußfreundlichen, wassergebundenen Parkwege in teils überbreite „Parkstraßen“ umgewandelt. Die Frage, ob damit wirklich mehr Sicherheit verbunden ist oder ob diese Gesichtspunkte nicht zu einer Verschlechterung des Erholungswertes führen, bleibt dabei unbeantwortet.

Die Wiederaufbauzeit nach dem Zweiten Weltkrieg gleicht in vielen Punkten einer Kulturrevolution. Das Bewährte wurde ohne viel Nachdenken beseitigt. Vor allem die Gartenkultur gelangte unter die Räder des Zeitgeistes. Erst in den letzten Jahren beginnt zaghaft und bescheiden das Pflänzchen der Gartenkunst – „Das Handwerk des Gärtners“ – wieder zu gedeihen, doch nicht etwa im öffentlichen Siedlungsbau oder in der euphorischen Bauarchitektur, die alles, auch die Gartenkunst, zu beherrschen scheint.
Jede Epoche entwickelt in der Gartenkunst einen Höhepunkt des kulturellen Schaffens, wenn auch Gärten vergehen und Bauwerke die Zeiten überdauern. In welch großartiger Einheit präsentieren sich doch historische Parkanlagen, wo bewußt Wege als Teil der Gesamtgestaltung zu einem Ganzen verschmelzen.
Es lohnt sich daher, intensiver über den Wegebau nachzudenken.


„Gatschweg“ oder fußfreundlicher Kiesbelag

Im Zuge der Renovierung des Grazer Stadtparkes und bei der Ausführung einiger neuer Wohnbereichsparkanlagen hat das Stadtgartenamt Graz wieder auf den landschaftsgerechten, fußfreundlichen, wassergebundenen Kiesweg zurückgegriffen. Dieser „Rückbau“ im Stadtpark war anfangs sehr umstritten. Von „Gatschwegen“, die bei Regenwetter tagelang nicht benützbar sind, war da die Rede. Um dieser Kritik entgegenzuwirken, haben wir die Rückführung auf wassergebundene Wege zunächst nur in einem kleinen Teilbereich durchgeführt.
Die gesammelte Erfahrung zeigte schon bald, daß die Benützbarkeit nur in einer kurzen Zeitspanne nach der Frostperiode problematisch werden kann. Mit der ohnedies vorgesehenen jährlichen Bekiesung ist dieses Problem leicht bewältigbar. Vermehrte Erhaltungsarbeiten konnten nicht festgestellt werden. Auf wenig begangenen Teilflächen ist spontaner Bewuchs, der keineswegs störend wirkt, entstanden. Mittels Abflammgerät kann dieser auf eine ökologisch vertretbare Weise entfernt werden.
In der Zwischenzeit findet der „klassische“ Wegebau viel Anklang und wird gerne von Garten- und LandschaftsplanerInnen übernommen. Dahinter steckt aber eine wichtige Erkenntnis. Nur die richtige Bauart garantiert einen entsprechenden Erfolg.

Das Prinzip Mac Adams

Die um 1800 vom Schotten Mac Adam „erfundene“ Wegebauweise war im Prinzip bereits den Römern bekannt. Langläufig spricht man heute von einer „Makadam“-Bauweise und meint damit eine Wegebauart, bei der man ein Schotter-Sandgemisch aufbringt und verdichtet. Das Mac Adam-Prinzip beruht jedoch auf einer speziellen, wenngleich simplen Vorgangsweise: Auf einer groben, hohlraumreichen Schotterschichte werden ein bis zwei feiner gekörnte Schotterschichten aufgebracht. Durch das große Hohlraumvolumen ist eine gute Entwässerung und durch das kantige Steinmaterial gute Tragfähigkeit gewährleistet. Rundes, auch gebrochenes Rundmaterial, ist wegen ungenügender Verzahnung der Schichten in sich und miteinander für diese Bauweise wenig geeignet. Die Verwendung von sandreichen Grobschotterschichten ergibt sehr oft die oben zitierten „Gatschwege“.

Auf eine mit Seiten- oder Dachprofil planierte und verdichtete Koffersohle wird eine Grobschotterschichte aus sandfreiem Steinbruchmaterial (Korngröße ca. 35-70 mm) aufgebracht, profiliert und verdichtet. Die Stärke richtet sich nach dem Belastungsbedarf und reicht von ca. 50 cm bei LKW-Betrieb bis zu 20-25 cm bei reiner FußgängerInnenbelastung. Bei ungenauer Profilierung ist ein Auftrag von 5-10 cm Steinbruchschotter mit einer Korngröße von 0-35 mm einzubringen und wieder standfest zu verdichten. Als Abschluß und Verschleißschichte wird eine max. 4 cm starke Steinbruchschotterschichte mit einer Körnung von 0-15 mm aufgebracht und verdichtet. Bei dieser Schichte ist zu beachten, daß das Material gut feucht eingebracht wird, um eine Entmischung zu verhindern. Das Verdichten dieser Schichte muß mit ausreichender Bewässerung erfolgen.

Um besonders exakte Profilierungen zu erzielen, ist der Einsatz von Bitumendeckenfertigern für die Einbringung der einzelnen Schotterschichten möglich. Bei schlecht standfestem Untergrund ist die Verwendung von Bauvlies zur Standfestigkeitsverbesserung zu empfehlen. Zu beachten ist überdies noch das Gefälle von Wegen in dieser Bauart. Ein Längsgefälle von 3-4 % sollte nach Möglichkeit nicht überschritten werden. Sollten längere oder steilere Wegstrecken nötig sein, so ist unbedingt ein erforderliches Quergefälle einzuplanen, um Niederschlagswasser auf kürzestem Wege abzuleiten und damit Spülschäden hintanzuhalten. Wenn diese dennoch auftreten, so ist die Reparatur solcher Schadstellen problemlos und billig durchzuführen, indem man den beschädigten Wegeteil 3-4 cm tief auflockert, fehlendes Feinmaterial (Körnung 0-15 mm) aufbringt, profiliert und wieder naß verdichtet.

Um bestimmte optische Effekte an Belagsfarben oder -strukturen zu erzielen, ist es möglich, den fertigen Wegbelag mit einer sandfreien Splittlage der Körnung 2–4 mm in gewünschter Farbe zu überziehen. Das Wichtigste bei dieser ausschließlich der Optik dienenden Maßnahme ist, daß die maximale Stärke der Splittlage 4 mm betragen darf, da sonst das Begehen erschwert wird und vor allem das Befahren mit Rollstühlen und Kinderwagen unnötig behindert bis gar unmöglich gemacht wird. Ein Einwalzen dieser Splittschichte ist nicht erforderlich.
Abschließend sei ausdrücklich festgehalten, daß die oben beschriebene Bauweise des wassergebundenen Belages im städtischen Raum je nach Mächtigkeit der Grobschotterschichte für Parkwege mit fallweiser LKW-Belastung bis zur ausschließlichen FußgängerInnen-Belastung konzipiert wurde. Bei Wegen mit sehr häufiger LKW-Benutzung und / oder stärkeren Längsgefällen ist eine Oberflächenbefestigung mittels Bitumendecken oder Pflaster aus Gründen der Reparaturhäufigkeit der wassergebundenen Decke vorzuziehen.

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