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Hoch hinaus...
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Mars macht nicht nur mobil. Mars beflügelt auch die Fantasie. Zum Beispiel die der ArchitektInnen.

14. Juni 2000 - Joseph Schimmer
„Institut für Hochbau“ steht an einer der Eingangstüren der Technischen Universität Wien und dahinter will man tatsächlich hoch hinaus. Seit zwei Semestern schweben die Studenten des Architekturprofessors Helmut Richter in höheren Spären. Gemeinsam mit der TU München planen die angehenden ArchitektInnen das Leben am Mars.

Das sei weit hergeholt, meinen Sie? Bereits im Juli beginnt die Mars Society auf der kanadischen Arktis-Insel Devon eine Station zu errichten, mit der simuliert werden soll, wie man es sich am Mars bequem machen könnte.


Cosmic Wellness

Gefragt sind dabei nicht nur Techniker, sondern auch Gestalter und Gestalterinnen. „Eine der wichtigsten Fragen bei solchen Langzeitmissionen ist das Wohlbefinden der Besatzung“, sagt Barbara Imhof, Assistentin bei Helmut Richter.

Es geht also nicht nur darum, die Marsstation so kompakt wie möglich zu machen, sondern der Crew ein Mindestmaß an Intimität, Bequemlichkeit und Vertrautheit zu vermitteln, etwa indem man den Marsbewohnern Ausblick auf den Horizont gewährt. „Wir wollen weg von der Dose“, spielt Barbara Imhof auf das klassische Space-Design à la „Mir“ oder „Freedom“ an.


Flexibilität und Intimität

Die Entwürfe beschäftigen sich deshalb mit dem gezielten Einsatz von Pflanzen und Farben. Es geht darum, die Räume variabel und multifunktional zu halten, Rückzugsräume für alle Besatzungsmitglieder zu schaffen und gleichzeitig die Rekombination von Räumen zu gewährleisten. Es sei nicht wirklich vorauszusehen, welchen Bedürfnissen Lebensräume unter solch extremen Bedingungen tatsächlich Genüge tun müssen.

Am Mars geht es alsoum ganz genau die gleichen Fragen, wie auf der Erde auch. Ist doch in den letzten Jahren die Mehrfachnutzung von Flächen und Räumen, das Offenhalten von Perspektiven immer mehr zum Thema der Architektur geworden. Nicht mehr das rigide Durchgestalten eines Gesamtkunstwerks, sondern die Kreation von Möglichkeiten steht im Vordergrund.


Realistische Perspektiven

In der täglichen Praxis der angehenden Architekten und Architektinnen werden die Ausflüge zum Mars vermutlich keinen direkten Niederschlag finden, das Projekt könnte dennoch mehr als eine Fingerübung werden, hofft Projektleiterin Barbara Imhof. Die Chancen, dass die eine oder andere Idee Eingang in das konkrete Marsprojekt finden wird, schätzt sie als durchaus realistisch ein. Zumal die Mars Society auf Devon erst die Hülle baut, in der die Simulationsstation errichtet werden soll. Die pläne dafür stehen noch nicht endgültig fest.


Mehr über die Pläne zur bemannten Marsmission erfahren Interessierte übrigens bei einem parallel zum Entwurfsworkshop abgehaltenen Symposion im Wiener Museum für angewandte Kunst am 15. Juni.


Links:


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Institut für Hochbau

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