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Wie ist die Zukunft unserer Städte?
Oberösterreichische Nachrichten

Festival Ars Electronica im September: „Post City – Lebensräume für das 21. Jahrhundert“.

18. März 2015 - Sylvia Nagl
„Im Jahr 1900 lebten zehn Prozent der Weltbevölkerung in Städten“, sagte Ars-Electronica-Festival-Direktorin Christine Schöpf, „derzeit sind es 50 Prozent, in 50 Jahren werden es schon 70 Prozent sein.“ Und die Bevölkerung in den Städten weltweit will „Arbeit, Einkommen, Wohnraum, Zugang zu städtischen Dienstleistungen, Sicherheit und gesunde Umwelt.“ Das wirft Fragen auf: „Wie ist die Mobilität zu gestalten, damit wir nicht im Stau ersticken?“, „Werden in den Fabriken nur mehr Roboter arbeiten“ oder „Welche Konsequenzen wird der Klimawandel haben?“

Mit diesen sehr konkreten und brisanten Fragen beschäftigt sich das diesjährige Festival Ars Electronica unter dem Motto „Post City – Lebensräume für das 21. Jahrhundert“ vom 3. bis 7. September.
Im Post-Logistik-Zentrum

Dabei ist auch ein doppeldeutiges Wortspiel entstanden, denn das Festivalthema „Post City“, also in etwa die „nachfolgende Stadt“, wird an einem ungewöhnlichen Hauptstandort abgehandelt werden: Das ehemalige Logistik-Zentrum der Post im Linzer Bahnhofsviertel soll als „temporäres Stadtlabor“ fungieren, sagt Gerfried Stocker, der künstlerische Leiter des Festivals. Dieses 250 Meter lange Gebäude ist auf zwei Stockwerken 100.000 Quadratmeter groß. „Allein die Begehung dieses Areals dauert zwei Stunden!“, sagt Stocker. Schon bevor das Festival am 3. September beginnt, soll es für Besucher die Möglichkeit geben, „dieses riesige Gebäude zu besichtigen.“ Wie genau das Areal dann bespielt wird, sei noch „Work in Progress“, Details werden zu einem späteren Zeitpunkt verraten.

Das Budget des Festivals entspricht jenem des Vorjahres: „Rund 1,5 Millionen Euro, dazu kommen rund 1,3 Millionen Euro aus Kooperationen“, sagt Diethard Schwarzmair, kaufmännischer Direktor des Ars Electronica Center.

Die Stadt ist ein Phänomen des 20. Jahrhunderts. Und Massenbewegungen von Menschen in die Städte sind nichts Neues. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts strömten die Menschen in die Städte, in denen sich die Industrie entwickelte.

Für den Linzer Vizebürgermeister und Kulturreferenten Bernhard Baier ist die Festival-Thematik „am Puls der Zeit. In den letzten zehn Jahren ist auch bei uns wieder eine Re-Urbanisierung festzustellen. Das merken wir auch wieder am Bevölkerungswachstum von Linz“ (2014: 194.522, Anfang 2015: 198.181; Anm.). Deshalb seien folgende Fragen wichtig: „Was ist der nächste Schritt? Wohin geht die Zukunft der Stadt?“

Es gibt ein riesiges Fragenfeld, das in einem Denk-Konglomerat von Architekten, Designern, Künstlern, Städteplanern, Ökologen beim Festival diskutiert und präsentiert werden soll: Wie werden Städte beschaffen sein, wenn in den Fabriken mehr Roboter als Menschen arbeiten? Wenn dort Autos selbstständig fahren können? Wenn die Post per Drohne zugestellt wird? Was bedeutet es für Städte vor allem in Küstennähe, wenn der Klimawandel endgültig seine Wirkung zeigt?

Wie also soll konkret eine Stadt ausschauen, die dem 21. Jahrhundert und dem Ansturm der Menschen gewachsen ist?

Festival Ars Electronica: „Post City – Lebensräume für das 21. Jahrhundert“ vom 3. bis 7. 9. in Linz; www.ars.at
Zahlen zu Stadtentwicklungen:
165 Millionen Menschen – oder zehn Prozent der Weltbevölkerung – lebten um das Jahr 1900 in Städten. 2015 sind es 3,4 Milliarden Menschen oder 54 Prozent der Weltbevölkerung.
200.000 Menschen strömen laut Vereinten Nationen weltweit täglich vom Land in die Städte, vor allem im asiatischen Bereich. In Asien dürfte der Anteil der Städter von rund 1,36 Milliarden im Jahr 2000 auf 2,64 Milliarden im Jahr 2030 ansteigen – eine Verdoppelung.
1 Milliarde Menschen – knapp jeder siebte Erdenbürger – lebt laut Vereinten Nationen derzeit weltweit in einem städtischen Slum.
2,6 Milliarden Menschen „bevölkern“ derzeit per Internet das sozio-kulturelle „Pluriversum“, die virtuelle Stadt des seit 25 Jahren bestehenden World Wide Web.

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Für den Beitrag verantwortlich: Oberösterreichische Nachrichten

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