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Natur ist nicht denkbar ohne Subjekt. Über Natur als Phänomen und Erklärungsprinzip.
zolltexte
9. Oktober 1998 - Ernst M. Haage
„Natur“ ist einer der schillerndsten und in seiner Bedeutung umstrittensten Begriffe in der Geschichte der westlichen Philosophie, Wissenschaft und Gesellschaft. Natur ist nicht einfach faß- oder erklärbar – Natur entzieht sich einer einfachen Definition. Dies liegt daran, daß Natur nicht nur stoffliche Phänomene bezeichnet, sondern auch ein Erklärungsprinzip darstellt. So kommt es, daß Natur innerhalb einer Vielzahl von Kontexten gebraucht wird und vielfältige Bedeutungen besitzt.

Was ist Natur? Natur kann als vor allem stoffliches Studienobjekt von Biologie und Naturwissenschaften verstanden werden. Diese Auffassung von Natur ist das Ergebnis einer wissenschaftlichen Revolution, die insbesondere im 16. Jahrhundert in Europa stattfand (vgl. MERCHANT, 1987). In diesem Verständnis gilt Natur als eigentlich unbelebte Materie, die nach zu erforschenden (Natur-) Gesetzen zusammengefügt ist und deren Veränderungen eben jenen Gesetzen unterliegen. Dies kann auch als „modernes“ Verständnis von Natur bezeichnet werden. Im Gegensatz dazu steht die ältere „antike“ und „frühmoderne“ Auffassung von Natur als einem dynamischen, schöpferischen und regulativen Prinzip als Ursache der Erscheinungen, ihres Wandels und ihrer Fortentwicklung (vgl. MERCHANT, 1987: 16). Natur war und ist auch Gegenstand metaphysischer (Streit-) Fragen über die verschiedenen natürlichen und menschlichen Existenzformen. Natur bezeichnet die „Eigenschaften, inneren Merkmale und vitalen Kräfte von Personen, Tieren oder Dingen“ (MERCHANT, 1987: 16) und dient als Erklärungsprinzip für diesbezügliche Beobachtungen. Und außerdem wird der Begriff „Natur“ heute verwendet, um die „Umwelt“ und ihre verschiedenen nicht-menschlichen Lebensformen zu bezeichnen.

Natur als Phänomen

Die Natur als Phänomen ist es auch, mit der wir es im täglichen Leben besonders zu tun haben: Natur wird vom Menschen verarbeitet und einverleibt. Sie wird als die Grundlage des Überlebens und des Gedeihens der Menschen wahrgenommen und diskutiert – sie ist das „tägliche Brot“, sie ist die Umwelt. Diese Natur der Umwelt ist es auch, der unsere Liebe oder Abneigung gilt: Natur in unterschiedlichen Erscheinungsformen, etwa als Landschaften oder Gärten, mit ihren Floren und Faunen. Diese Natur ist für uns täglich erfahrbar in ihren positiven, aber auch in ihren negativen Erscheinungsformen und Auswirkungen – etwa im Falle von „Naturkatastrophen“. Und sie ist es auch, der die „ökologischen Sorgen“ gelten: die uns umgebende stoffliche Natur wird ausgebeutet und so weit verändert, daß von ihrer Zerstörung gesprochen wird. Wird von Zerstörung gesprochen, so meint dies eine solch tiefgreifende Veränderung, daß die entstandene Umwelt dem Überleben und Gedeihen der Menschen nicht mehr förderlich oder ein Überleben und Gedeihen sogar unmöglich ist, wie z.B. durch die Vergiftungen von Böden und Wässern.

Die Diskussionen im Bereich des Umweltschutzes thematisieren nun vor allem diese tiefgreifenden Veränderungen und versuchen, andere als naturzerstörerische Handlungsmöglichkeiten zu finden und durchzusetzen. Diese Bestrebungen sind international anerkannt wie die Agenda 21 des Earth Summit in Rio de Janeiro 1992 zeigt. Dort heißt es unter anderem, daß eine nachhaltige Entwicklung angestrebt wird (vgl. MERCHANT, 1995: 218). Es ist jedoch so, daß die Suche nach nicht-zerstörerischen – also nachhaltigen – Handlungsmöglichkeiten durch rein problemorientierte Betrachtung – etwa technische Lösungen für Verschmutzungen, Grenzwertdiskussion – nicht zum Ziel führen kann, da zur Erreichung des gesteckten Zieles Änderungen im Bereich der sozialen und ökonomischen Organisationsformen der jeweiligen Gesellschaften und Gemeinschaften notwendig sind. Montanari ist in diesem Zusammenhang sehr aufschlußreich. In seiner Arbeit „Der Hunger und der Überfluß“ wird sehr eindrucksvoll sichtbar, daß problematische Nutzungsformen und das Wohl- oder Schlechtergehen der Menschen relativ wenig mit den naturbürtigen Voraussetzungen zu tun haben, sondern sehr viel mehr mit den jeweiligen sozialen und politischen Organisationsformen. So etwa war für die europäischen BäuerInnen das Zugangs- und Nutzungsrecht von Wäldern von entscheidender Bedeutung für die Art ihres Wirtschaftens und für ihr Überleben. Die Notwendigkeit von Veränderungen auch in den sozialen und ökonomischen Bereichen wird in der Agenda 21 ebenfalls angedeutet. Dort heißt es in der Einleitung, daß für die nachhaltige Entwicklung eine globale Partnerschaft angestrebt wird (vgl. MERCHANT, 1995: 218).

Entscheidungen darüber, wie mit der stofflichen Natur zu verfahren ist, werden wesentlich von der jeweiligen Haltung gegenüber Natur beeinflußt. Diese Haltungen werden letztlich aus „philosophischen“ Vorstellungen darüber, was Natur ist und bedeutet, abgeleitet. Diese Natur-„Bilder“ oder Erklärungsprinzipien begründen die jeweilige Ethik im Umgang mit Natur, die sozial, ökonomisch und politisch umgesetzt wird. „Leitende Metaphern wirken als ethische Handlungshemmung oder als ethische Billigung einer Handlung - als subtiles Gebot oder Verbot (<> oder <>)“ (MERCHANT, 1987: 20). Es ist nicht „egal“, mit welchen Vorstellungen und Argumenten versucht wird, gegen die Naturzerstörung zu arbeiten. „Da Sprache in sich selbst Kultur enthält, verändert sich, sobald sich die Sprache verändert, auch die Kultur, und zwar auf bedeutsame Weise“ (MERCHANT, 1987: 21).

Natur als Erklärungsprinzip

Es wird ausführlich darüber gestritten, warum Natur sorgsam zu behandeln ist. Der Streit veranschaulicht, daß der Begründung des sorgsamen Umganges große Bedeutung beizumessen ist – es gilt nämlich, möglichst alle Mitglieder der Gemeinschaften von seiner Notwendigkeit zu überzeugen. In den globalen Umwelt- und Nachhaltigkeitsdiskussionen werden zur Verstärkung der argumentativen Überzeugungskraft unterschiedliche Natur-„Bilder“ als Argumente verwendet, in welchen unterschiedliche ethische Haltungen gegenüber Natur zum Ausdruck kommen. Es wird nicht nur auf eine, sondern auf eine Reihe von Vorstellungen von Natur Bezug genommen, welche wiederum recht unterschiedlich sind und deren Vereinbarkeit darüberhinaus nicht einfach gegeben ist. Ich werde hier auf drei prominente Argumentationslinien und auf die mit ihnen verbundenen ethischen Haltungen eingehen. Sie alle wenden sich gegen das moderne Natur- „Bild“, in dem Natur als unbelebte Materie unbedenklich und unbeschränkt der Nutzung und – wie die Geschichte zeigt – der Ausbeutung zur Verfügung steht. Diese Haltung kann als eine egozentrische Ethik bezeichnet werden (vgl. „egocentric“, MERCHANT, 1995: 212).

Die wertvolle Natur

Die erste argumentiert mit einem „inneren Wert“ der Natur: Natur soll geschützt werden, weil sie als Natur wertvoll ist und ihr Wert unabhängig von Gott oder der Menschheit besteht. Daraus wird der Schluß gezogen, daß die Menschen die Natur verehren und am besten so gut wie es geht in Ruhe lassen sollten. Dies kann als ökozentrische Ethik bezeichnet werden (vgl. „ecocentric“, MERCHANT, 1995: 212). In letzter Konsequenz werden die Menschen als Eindringlinge und schädliche Existenzen begriffen, deren bloßes Dasein bereits problematisch ist. Es stellt sich die Frage, ob diese Sichtweise zu einer ersprießlichen Lösung existentieller Probleme von Über- oder Unternutzungen führt. Es ist nichts dagegen einzuwenden, die Natur zu verehren. Es ist jedoch nicht förderlich, die menschliche Existenz als solche zu problematisieren. Dies hieße zu übersehen, daß nicht die Existenz als solche zu Konflikten führt – wäre dies der Fall, so müßte dieser Umstand letztlich auch für die Tierwelt formuliert werden –, sondern daß bestimmte Produktionsformen zu Problemen führen. „... this is an approach to the „value“ of nature that is too inclined to abstract from the impact on the environment of the different historical modes of „human“ interaction with it, and thus to mislocate the source of the problem – which arguably resides not in any inherently „devaluing“ aspect of human activity, but in the specific forms it has taken“ (SOPER, 1995: 19).

Die nützliche Natur

Die zweite Argumentationslinie bezieht sich auf die Nützlichkeit der Natur und betont die Wichtigkeit der Natur als Grundlage des menschlichen Überlebens und Gedeihens. Dies kann als Menschen zentrierte Ethik bezeichnet werden (vgl. „homocentric“, MERCHANT, 1995: 212). Daraus wird unter anderem der Schluß gezogen, daß es eine heutige Pflicht ist, die Natur für zukünftige Generationen zu erhalten. Hier bezieht sich der moralische Hinweis weniger auf die Verantwortung gegenüber Natur an sich oder gegenüber anderen Lebewesen, sondern auf die Verpflichtungen, die wir gegenüber den künftigen Generationen haben. Dies klingt zunächst recht vernünftig. Es könnte angenommern werden, daß dieses Argument für „alle“ – sozusagen global – nachvollziehbar und überzeugend ist. Dem steht allerdings entgegen, daß bestimmte Formen problematischer Naturnutzung wie die Ausbeutung fossiler Energiequellen nicht so einfach zu einer Sache globaler intra-generationaler Haftung erklärt werden können. Die Probleme, aber auch Vorteile verschiedener Nutzungsformen sind zu unterschiedlich verteilt, als daß die Verantwortung dafür sozusagen gleichmäßig verteilt werden könnte. Dies umso mehr, als viele Mitglieder der Menschheit des Zuganges zu diesen Nützlichkeiten beraubt wurden, die sie angeblich verpflichtet sind für die Zukunft zu erhalten – „many of whose members (of a human species) have been deprived the access to those utilities they are supposedly obliged to bequeath to the future“ (SOPER, 1995: 260). Um dem Argument der Verpflichtung gegenüber künftigen Generationen folgen zu können, müßte zuvor dafür gesorgt werden, daß es tatsächlich solch ein kollektives Erbe zu bewahren gibt und das bedeutet, daß alle Mitglieder der jeweiligen Gemeinschaften zuerst einmal Zugang zu den natürlichen Mitteln des Überlebens und Gedeihens haben müßten.

Die schöne Natur

Die dritte Argumentationslinie besteht in „ästhetischen“ Begründungen, deren Hauptargument darin liegt, die Schönheit, die Freuden und den Trost, die von der Natur gespendet werden, ins Treffen zu führen. Dies kann ebenfalls zu den menschenzentrierten ethischen Konzepten gerechnet werden. Die Konzeptualisierung von Natur als dem „für die Sinne Schönen“ möchte vor allem den Schutz und die Schutzwürdigkeit von zum Beispiel Wildnis oder „unverdorbenen“ Landschaften argumentativ stützen. Ein solches Argument könnte auch für die Erhaltung von Kunst herangezogen werden: weil das Schöne Freude und Inspiration schenkt. Dagegen ist zunächst nichts einzuwenden. Es ist jedoch sehr viel dagegen einzuwenden, wenn die Konzentration auf ästhetische Aspekte dazu führt, daß in ihrem Namen alle konstitutiven Faktoren ausgeblendet werden. Etwa die entscheidenden sozialen und ökonomischen Umstände, die zur Entstehung einer nun als erhaltenswürdig empfundenen Landschaft geführt haben, undiskutiert bleiben.

Als „erhaltenswürdige Natur“ werden zumeist Orte bezeichnet, welche wenig von „modernen“ Produktions- und Lebensformen geprägt sind. Je weniger Spuren „der Moderne“ sie aufweisen, als umso erhaltenswürdiger und auch „natürlicher“ werden sie dargestellt. Dies enthält die Annahme, daß nur die „vormoderne“ Natur erhaltenswürdige Natur sei. Oder auch, daß nur die vom Menschen unberührte Natur erhaltenswürdig sei. Hier kann eine Verbindung zur ökozentrischen Haltung gesehen werden. Die Ablehnung der Moderne bringt jedoch auch noch etwas anderes zum Ausdruck: eine Sehnsucht, die nicht nur der Nähe zur Natur gilt, sondern auch der „vormodernen“ Welt. Die vormoderne oder überhaupt „vor-kulturelle“ Welt wird zum Ort des verlorenen Glücks und der verlorenen Harmonie – einer Harmonie, die einmal zwischen Menschen und Natur und zwischen den Menschen gewesen sein soll. „The idea is expressive, we might say, of a desire not only to get close to the land, but also to retreat from culture – in other words, from a present which is always viewed as unprecedentedly further dis-tanced from a supposedly pre-cultural point of origin“ (SOPER, 1995: 191). Bestimmte Landschaften werden zu Rückzugsorten vor einer unerfreulichen Gegenwart. Damit dies auch gelingt, werden diejenigen Entstehungsmomente, die nicht in eine ideales Bild passen, ausgeblendet. Eine harmonische und natürliche damalige „Ordnung“ wird angenommen. Dabei werden bestimmte Landschaften aus ihrem historischen Kontext gerissen und zu Idealen gemacht. Der ästhetische Zugang hat die Tendenz, Geschichte zu beschönigen oder auszublenden. Dies ist laut Kate Soper „a version of history which succeeds in cancelling history“ (1995: 192).

Planeta Fêmea

Ich denke, es ist sicherlich nicht falsch, sich nach einem harmonischen Leben in und mit der Natur zu sehnen. Es ist auch nicht falsch, der Natur einen Wert zuzusprechen, den sie unabhängig von Menschen besitzt. Und es ist für diejenigen Menschen, die die Möglichkeit haben, sicherlich sinnvoll, wenn sie Produktionsmittel für die Nachkommen zu bewahren trachten. Es ist an sich nicht falsch, dar-über nachzudenken, wie Natur konzeptualisiert werden kann im Gegensatz oder als Alternative zu ausbeuterischen Konzepten der egozentrischen Ethik – egozentrische Ethik privilegiert wenige auf Kosten vieler. Kontrastierende Natur-„Bilder“ helfen mit, Denkspielräume zu öffnen. Die Ansätze der homozentrischen und ökozentrischen Ethiken reichen jedoch nicht aus, um die erwünschten Verhaltensänderungen durchzusetzen. Homozentrische Ethik privilegiert Mehrheiten auf Kosten von Minderheiten und ökozentristische Ethik privilegiert das Ganze auf Kosten des Individuellen.

Eine Alternative, die viele dieser Probleme überwindet, ist eine partnerschaftliche Ethik. Das Konzept einer partnerschaftlichen Ethik steht in Zusammenhang mit „Planeta fêmea“, einem Teil des Global Forum, der NGO-Konferenz, die parallel zum Earth Summit in Rio de Janeiro 1992 abgehalten wurde. „Planeta fêmea“ ist die Bezeichnung für diese größte Versammlung von Frauen weltweit. „Planeta fêmea“ ist das Ergebnis von mehr als einem Jahrzehnt kontinuierlicher Arbeit engagierter Frauen in Umwelt und Entwicklung weltweit. „Planeta fêmea“ verabschiedete das „Global Women’s Treaty for NGOs Seeking a Just and Healthy Planet“, welches in das Abschlußpapier des Global Forum eingefügt wurde (vgl. MERCHANT, 1995: 211). Der tägliche Beitrag von Frauen zum Überleben der Menschen und Erhalten der Umwelt wird in der offiziellen Rio-Deklaration anerkannt: „Item 20 of the Rio Declaration stated that ‘women have a vital role in environmental management and development. Their full participation is therefore essential to achieve sustainable development“ (MERCHANT, 1995: 212).

Partnerschaftliche Ethik

Eine partnerschaftliche Ethik betrachtet die menschliche Gemeinschaft und die biotische Gemeinschaft in einer gegenseitigen Beziehung zueinander. Sie besagt, daß das größte Wohl für die menschliche und nicht-menschliche Gemeinschaft in ihrer gegenseitigen lebendigen Interdependenz gefunden wird. „A partnership ethic draws on the principles and advantages of both the homocentric social-interest ethic and the ecocentric environmental ethic, while rejecting the egocentric ethic associated with capitalist exploitation of people and nature“ (MERCHANT, 1995: 216). Die Formulierung vermeidet die Vergeschlechtlichung der Natur als Mutter oder Göttin, vermeidet die Begabung von Männern oder Frauen mit einer speziellen Beziehung zur Natur oder zueinander und läßt die anthropogenetische oder menschen-gemachte – aber nicht anthropozentrische – Natur von Umwelt-Ethik und Metapher zu. Dadurch können Frauen und Männer gleichermaßen gegenseitige Beziehungen miteinander und mit der Umwelt eingehen – unabhängig vom Geschlecht. Dann kann auch damit abgeschlossen werden, Frauen allein für das Aufräumen der Unordnung verantwortlich zu halten, die von männerdominierter Wissenschaft, Technologie und Kapitalismus verursacht wird.

Die partnerschaftliche Ethik ist eine Ethik der Verbindung zwischen der menschlichen und der nicht-menschlichen Gemeinschaft. Die Beziehung besteht am Ort und innerhalb des Kontextes einer lokalen Gemeinschaft. Die Gemeinschaft ist jedoch Teil der Erde und daher mit den nationalen und globalen Ökonomien verbunden.

Egozentrische Ethik ist im Prinzip des Eigen-Interesses begründet. Homozentrische Ethik im Konzept der Nützlichkeit und ökozentrische Ethik im inneren Wert. Demgegenüber ist die partnerschaftliche Ethik im Prinzip der Beziehung begründet. Eine Beziehung ist eine Art und Weise von Verbindung. Eine Beziehung ist auch eine Geschichte. Sich zu beziehen, bedeutet zu erzählen. Eine Geschichte verbindet Menschen mit einem Ort, mit seiner Geschichte und mit seinen vielfältigen Bedeutungen. Und es sind Geschichten, die erzählt werden und durch Verbindungen, Bündnisse und Zusammenschlüsse hergestellt und gefestigt werden.

Natur hat Geschichte

In diesem Sinne möchte ich noch einmal auf die Geschichte zurückkommen: ich denke es ist nicht sinnvoll, irgendeinen Zeitpunkt der Geschichte zu idealisieren. Aber es ist möglich, an geschichtlichen Beispielen zu lernen, wie die jeweilige Bearbeitung von Natur mit bestimmten gesellschaftlichen Verfassungen zusammenhängt. „Historically produced colonialism and capitalism in First World/Third World relations results in the expansion of profit-oriented market economies at the expense of basic-needs oriented local/subsistence economies. An analysis of the role of colonial and capitalist forms of production in the larger system of his-torically-generated power relations can illuminate commen problems and suggest new strategies for change“ (MERCHANT, 1995: 223). Natur hat Geschichte und es ist notwendig, diese Geschichte ohne Idealisierung zu betrachten.

Es ist notwendig, die Entwicklung von Herrschaft und westlichem Dualismus, Anthropozentrismus und Androzentrismus, den Vorrang von Machtbeziehungen – Sexismus, Rassismus – und aufgeklärter Vernunft, aber vor allem die kapitalistische Produktionsweise zu betrachten, zu hinterfragen und zu ändern.

Literatur:
BURCKHARDT, L. (1992): Das Denken in Zielen und Mitteln ist ideologisch In: Zolltexte Nr. 5/1992. S. 20-21. Hg.: Personenkomitee Forum Landschaftsplanung. Wien.
MERCHANT, C. (1987): Der Tod der Natur. Ökologie, Frauen und neuzeitliche Naturwissenschaft. München.
MERCHANT, C. (1995): Earthcare: women and the environment. New York.
SOPER, K. (1995): What is Nature? Culture, Politics and the non-Human. Oxford.
MONTANARI, M. (1993): Vom Hunger und vom Überfluß. Kulturgeschichte der Ernährung in Europa. München.

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