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Die Hohlstrasse wird zum Wohngebiet
Neue Zürcher Zeitung

Bauboom in Altstetten

Ein junger Architekt hat die namhaften Zürcher Büros ausgestochen. Vis-à-vis dem Letzipark baut Armon Semadeni für die SBB zwei Wohnhochhäuser mit interessanten Details.

8. Dezember 2016 - Irène Troxler
Ein Unbekannter ist Armon Semadeni nicht in Zürich. Er hat mit seinem Büro bereits den Architekturwettbewerb für die städtische Wohnsiedlung Kronenwiese gewonnen. Nun baut er für die SBB in Altstetten ein Doppelhochhaus mit 157 Wohnungen. 78 Architekturbüros hatten sich beworben, darunter das Who's who der Zürcher Architektenszene, wie Jurymitglied Marc Loeliger sagte. Acht Teams habe man für den Wettbewerb eingeladen, und das Doppelhochhaus des 1979 geborenen Berners sei deutlich obenaus geschwungen im Urteil der Jury.

Bauboom in Altstetten

Die Aufgabe war nicht leicht. Gefragt war einerseits eine hohe bauliche Dichte, andrerseits ein Zusammenspiel mit vielen anderen Hochhäusern, die zurzeit im Raum zwischen Letzipark und Europabrücke hochgezogen werden, geplant sind oder bereits dort stehen. Zudem galt es, ein Denkmal der Bahngeschichte, die sogenannte Elsässerhalle, ins Projekt einzubinden. Diese Konstruktion aus Stahl und Gusseisen zierte einst die Bahnhofshalle Basels und wurde vor hundert Jahren nach Zürich verfrachtet, wo sie fortan als Holzlager diente.

Armon Semadeni verbindet die beiden Hochhäuser mit einem Sockel, auf dessen Dach eine Terrasse für alle Bewohner entstehen soll. Auch Gemeinschaftsräume sind in dieser Ebene vorgesehen, eine Idee, die man sonst eher von Genossenschaftsbauten kennt. Die SBB finden den Vorschlag aber «interessant» und wollen ihn weiterverfolgen, wie Projektleiter Andreas Steiger sagte. Geplant seien mehrheitlich Zweieinhalb- und Dreieinhalbzimmerwohnungen im mittleren Preissegment.

Vielbefahrene Strasse

Zwischen dem alten Holzlager und den Hochhäusern entsteht ein Platz, und in den Erdgeschossen sollen halböffentliche Nutzungen angesiedelt werden, wie beispielsweise Ateliers oder Gewerbenutzungen. Wieweit es gelingt, die vielbefahrene Hohlstrasse damit zu einer attraktiven Wohnadresse zu machen, muss sich zeigen. Der Baustart soll im Jahr 2020 erfolgen.

Das Gebiet zwischen Bahnhof Altstetten und Letzipark wird sich in den nächsten Jahrzehnten stark verändern. Auf der gegenüberliegenden Seite der Hohlstrasse bauen die Architekten Gigon Guyer für die Mobimo auf dem Labitzke-Areal ein weiteres Hochhaus, und direkt neben den Letzi-Hochhäusern von Semadeni entstehen bald 250 günstige Wohnungen der Stadt und zweier Stiftungen. Mittelfristig werden auch die stadteinwärts gelegenen Areale der SBB zwischen Hohlstrasse und Gleisfeld überbaut.
Die Beiträge des Architekturwettbewerbs sind vom 9. bis zum 17. Dezember an der Hohlstrasse 510 ausgestellt (wochentags von 17 bis 20 Uhr, samstags von 14 bis 18 Uhr).

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Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung

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