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Innovative Objekte als Imageträger
Der Standard

Die SEG hat sich zeitgenössischen Architekten verschrieben: Interessante Baukonzeptionen mit komplexer Infrastruktur als Umfeld drängen bei der Schaffung von Wohnungseigentum in Wien die traditionelle Prämisse des „guten Bezirkes“ immer stärker zurück.

22. Juli 1998 - Anita Fritsche
Bauträger müssen in Hinkunft immer mehr auf den in Teilmärkte zerfallenden Wohnungsmarkt eingehen. Die Menschen sind durch instabil gewordene berufliche und familiäre Situationen auch im Wohnbereich flexibler geworden. Rücksichtnahmen, daß zum Beispiel junge Leute, die sich selbständig machen, oder nebenberuflich dazuarbeiten ihre Wohnung teilweise als Büro nutzen möchten, Alt und Jung möchte die Großwohnung teilen können und vieles andere mehr, auf das der Wohnungsbau heute Rücksicht nehmen muß.

Silvia Renezeder-Gruber, Geschäftsführerin der Wiener Stadterneuerungs- und Eigentums-Ges.m.b.h. (SEG) beantwortet die neuen Anforderungen mit dynamischen Konzepten. Die SEG, konzentriert auf gefördertes und frei finanziertes Wohnungseigentum, setzt auf attraktive zeitgenössische Architektur, flexibles Flächenangebot und ein Umfeld, das Wohnen praktisch macht. Vorzugsweise in Stadtentwicklungsgebieten, die davor für anspruchsvolle Klientel kaum Kurswert hatte.

„Der Wohnungsmarkt ist mit mündigeren Kunden konfrontiert, schnelle Vertragsabschlüsse sind Vergangenheit, Preis-Leistungsverhältnis wird genau verglichen und niemand ist mehr bereit, im 13. oder 18. Bezirk der gut beleumundeten Lage wegen um ein paar Tausender mehr zu zahlen“, zitiert sie Erfahrungswerte.


Architekturspezialist

Die SEG hat sich durch Beauftragung prominenter Baukünstler das Image als „Architekturspezialist unter den Bauträgern“, wie Gruber es bezeichnet, aufgebaut. Die Wohntürme von Coop Himmelb(l)au und der Architektengruppe Nigst, Fonatti, Ostertag und Gaiswinkler an der Wagramer Straße haben sich gut verkauft. - „Wo sonst kann man in Wien noch am Wasser wohnen.“ Dazu gibt es zum Beispiel eine Sky-Lobby für vielfältigen Gemeinschaftsgebrauch oder Kinderspielfläche. Das alles bei einem Eigenmittelbedarf von 11.000 S bis 12.000 S. Zu noch günstigeren Einstiegspreisen (ca. 9.ooo,- S pro Quadratmeter) steht auch die Vermarktung des Gasometers, den Jean Nouvel für die SEG zum gemischten Wohnbau (Miete, Eigentum) mit vielfältigen Infrastruktur-Einrichtungen wie Veranstaltungshalle, Gastronomie umgestaltet, unter verkaufsfördernden Vorzeichen.


Lernprozeß

Trotz aller Anstrengung führt jedoch das Bemühen, dem Kunden die Vorteile einer funktionell wie baukünstlerisch qualitätvollen und intressanten Wohnbau-Architektur schmackhaft zu machen, im Verhältnis zum insgesamten Angebot noch ein Nischendasein. Vor allem den, für individuelles Wohnen notwendigen freien Grundrissen stehen die Wohnungswerber mehrheitlich doch noch ziemlich befangen gegenüber. "Mit Ausnahme der wenigen, ausgesprochenen Architekturpuristen ist die Mehrheit ganz einfach noch an vorgegebene Raumsituationen gewöhnt und erwartet einem fertigen Austattungsstandard. Es bedarf noch eines gewissen Lernprozeßes, daß die Vorteile offen gelassener Finalbehandlung erkannt werden.

Leerstände sind für Gruber „etwas ganz Natürliches“ am frei gewordenen Markt. Derzeit ein bis zwei Prozent erschüttern sie „nicht wirklich“. Denn: „Wir liegen gegenüber dem europäischen Durchschnitt, der zwischen drei und fünf Prozent hält, recht gut.“ Aber: „Auch die heimischen Bauträger werden lernen müssen, künftig mit diesen europäischen Werten zu leben.“

Effizient Bauen und stärkere Subjektförderung heißt für Gruber die Reaktion.

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