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Transparenz und Effizienz
Der Standard

Mit unterschiedlichen Fassadenmaterialien variiert Architekt Heinz Lutter das Thema der Außenhaut von Gebäuden und läßt sich dabei auf eine interessante Kombination ein.

27. September 1997
Die Gegend um die Hetzendorfer Straße wird von niedriger Wohnbebauung, die selten über drei Geschoße hinausgeht, bestimmt. Die Anlage wurde in eine Baulücke auf einem bereits teilweise bebauten Grundstück eingeschoben und besteht aus drei Baukörpern, die rechtwinkelig zueinander stehen. An einen straßenseitigen Quertrakt mit vier Fensterachsen schließt eine Zeile an, die sich in die Tiefe des Grundstücks erstreckt. Ein weiterer Quertrakt bildet parallel zum bestehendes Haus mit diesem und der Zeile einen geschützten Hof.

Der graue, sockellose Baukörper des Straßentraktes wächst wie ein Monolith aus dem Asphalt heraus. Ein steiles graues Blechdach setzt die glatte Strenge der Fassade fort. Einziger Akzent sind vier große Fensteröffnungen. Glaskästen mit grauen Rollläden als Sonnenschutz ragen aus der planen Fläche heraus und bringen mit dem grünen Schimmer des Glases einen Hauch von Farbe.

An den Hoftrakten wurden � als Gegensatz zur konventionellen Putzfassade an der Straße � die Holzriegelwände mit einer waagrechter Holzverschalung beziehungsweise mit transparenten Kunststoffwellplatten, die üblicherweise von im Selbstbau zusammengezimmerten Schuppen oder Gartenhäuschen bekannt sind, verkleidet.

Die Kunststoffhaut ist die äußerste Schicht der Wand, deren Oberfläche sich je nach Standpunkt und Lichteinfall verändert. Durch die leichte, luftige Ausführung der Fassadenoberflächen sowie die fragilen Stahlkonstruktionen der Balkone und Stiegen erhält der Bau einen pavillonartigen Charakter, der gut auf die mit Gärten durchsetzte Vorstadtstruktur abgestimmt ist. Architekt Lutter trachtete danach, die Erschließung möglichst effizient zu gestalten und durch das Einsparen von (teurer) Gangfläche und Stiegenhäusern ein möglichst kompaktes Wohnungsgefüge zu erhalten.

Der Hoflängstrakt birgt kleine Wohnungen zu je 50 Quadratmetern. Ein Badezimmerblock steht frei im offenen Grundriß. Mittels Schiebetüren kann der Einraum in Vorraum, Schlafbereich, Küche und Wohn/Eß-Raum unterteilt werden. Die Erschließung erfolgt über Laubengänge, die von einem Spalier aus Holzlatten abgeschirmt werden. Es fällt somit diffuses Licht in den außenliegenden Gang, das an der gewellten Kunststoffassade metallisch schimmernde Reflexe hinterläßt.

Im Querriegel an der Nordseite des Grundstücks wurden zwei Maisonettengeschoße mit insgesamt zwölf Einheiten übereinander gestapelt. Die unteren acht Maisonetten werden nach jenem Schema, das Le Corbusier bei all seinen Unités d�habitation zur Anwendung brachte, erschlossen: und zwar über einen innenliegenden Mittelgang im ersten Obergeschoß des Blocks, wobei die Eingänge an der einen Gangseite in der oberen Wohnebene liegen, die anderen vier in der unteren.

Ein großer Nachteil dieser Form der Erschließung liegt in der Unattraktivität und Kommunikationsfeindlichkeit der unbelichteten Innengänge. Im vorliegenden Fall ist dieser Mangel jedoch vernachlässigbar, da der Gang mit beiderseits vier Türen ziemlich kurz ist und der Zugang über den luftigen Laubengang das kurze innenliegende Wegstück zur Wohnungstür wettmacht.

Die Wohnungen sind auf Singles oder Paare zugeschnitten, denen hier eine sehr hohe Wohnqualität geboten wird. Die an der Fassade thematisierte Leichtigkeit setzt sich in den Wohnungen mit ihrer luftigen, freundlichen Grundstimmung fort. Jede Einheit verfügt über eine direkte Verbindung nach außen.

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