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Bund hält fertige Heumarkt-Studie zurück
Der Standard

Die Heumarkt-Studie zu Auswirkungen auf den Welterbestatus Wiens liegt dem Bund seit Oktober vor. Veröffentlicht werden soll sie erst mit einem Unesco-Bericht. David Krutzler

23. Februar 2019 - David Krutzler
Vor einem Jahr hat die türkis-blaue Bundesregierung bekanntgegeben, sich der umstrittenen Umwidmung des Wiener Heumarkt-Areals anzunehmen und das bedrohte Unesco-Welterbeprädikat für Wien zu sichern. Wien droht vor allem wegen eines geplanten 66 Meter hohen Wohnturms die Aberkennung. Projektwerber ist Immobilieninvestor Michael Tojner mit seiner Wertinvest. Mitte 2017 wurde Wien von der Unesco auf die Rote Liste gefährdeter Welterbestätten gesetzt. Strache hatte einen Gang vor den Verfassungsgerichtshof angekündigt, sollte Wien weiter auf dem 66-Meter-Turm beharren. Noch blieb es bei der Drohung.

Anfang Februar 2018 präsentierten Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP) und Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) einen Drei-Punkte-Plan zur Rettung des Welterbes: Dieser sah einen Expertenworkshop, einen „Heritage Impact Assessment Report“ und einen Besuch führender Vertreter der Unesco Mitte November 2018 in Wien vor.

Die Ergebnisse des Workshops liegen seit April 2018 vor. Die beauftragten Experten Vittorio Magnago Lampugnani, Christa Reicher und Brigitta Ringbeck sprachen in ihren Gutachten durchweg von negativen Auswirkungen für das Welterbe – vor allem durch den Bau des Turms. Ringbeck etwa sieht „die Welterbestätte insgesamt in Bestand und Wertigkeit gefährdet“. Die Gutachten sind auch auf der Homepage des Bundeskanzleramts abrufbar.

Seit Oktober 2018 ist auch die vom Bundeskanzleramt in Auftrag gegebene umfassende Studie von Welterbeexperte Michael Kloos fertig und liegt Minister Blümel sowie der Unesco vor. Allein: Veröffentlicht wurde sie bis dato nicht.

Zeitgleiche Veröffentlichung

Aus dem Büro des Ministers heißt es auf STANDARD-Anfrage, dass die Studie erst zeitgleich mit dem in Auftrag gegebenen Unesco-Bericht auf Basis der „Monitoring Mission“ im November publik gemacht wird – „um einen objektiven und qualitativ hochwertigen Bericht“ der Unesco „ohne Einflussnahme von außen gewährleisten zu können“, wie es heißt.

Der Unesco-Bericht ist laut der österreichischen Unesco-Kommission aber noch nicht fertig und soll erst im März an Minister Blümel übermittelt werden. Dieser entscheide dann über den Zeitpunkt der Veröffentlichung.

Die Zeit drängt jedenfalls: Bis Mitte April müssen die konkreten Maßnahmen, die der Bund zum Schutz des Welterbes bereits getroffen hat oder noch plant, der Unesco in Paris vorgelegt werden. Der Bund ist deshalb am Zug, weil nicht die Stadt Wien, sondern die Republik Österreich Vertragspartner der Unesco ist. Die nächste jährliche Sitzung des Welterbekomitees findet von 30. Juni bis 10. Juli in Baku, Aserbaidschan, statt. Hier könnte entschieden werden, ob Wien der Unesco-Welterbestatus aberkannt wird.

Hoffen auf Baustart 2021

Bei der Wertinvest, die die Umgestaltung des Heumarkts durchführen wird, hofft man auf Anfrage weiter auf einen Baustart 2021. „Die Behördenverfahren laufen“, heißt es. An den Planungen für den 66-Meter-Wohnturm oder den Abriss und leicht erhöhten Neubau des Hotel Intercontinental hat sich nichts geändert. Die Neugestaltung betrifft eine Fläche von insgesamt 15.400 Quadratmetern. Einen freiwilligen Antrag auf Feststellung einer Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) hat Investor Tojner erst vor kurzem zurückgezogen.

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