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Zum Tod von Benedikt Huber: Manchmal hätte er gerne Glasfassaden in Scherben geschlagen
Neue Zürcher Zeitung

Der Architekt Benedikt Huber hat über viele Jahre an der ETH Zürich gelehrt und den Zürcher Stadtraum geprägt. Kurz vor seinem 91. Geburtstag ist er in Zürich gestorben.

13. März 2019 - Inge Beckel
Vielseitigkeit, Offenheit und Neugierde gehörten zu den herausragenden Eigenschaften des Zürcher Architekten Benedikt Huber. Er hatte aber auch eine rebellische Ader. So schrieb er 1960 in der Zeitschrift «Werk» unter dem Pseudonym «Ihr Kommentator» einen offenen Brief an einen Kollegen. Im Gegensatz zur Haltung eines klar auf die Moderne ausgerichteten Architekten habe er in seinen «Kommentaren verschiedentlich versucht, moderne Glasfassaden in Scherben zu schlagen, Hochhäuser und ‹Gute Formen› anzuzweifeln und Bauten des 19. Jahrhunderts schön zu finden».

Prägend für Generationen von Architekten

Geboren am 25. März 1928 in Basel, absolvierte er das Architekturstudium an der ETH in Zürich. Im Architekturbüro Haefeli Moser Steiger lernte er die Innenarchitektin Martha Villiger kennen. Gemeinsam gründeten sie ein Architekturbüro und eine Familie. Zwischen 1955 und 1961 war Huber leitender «Werk»-Redaktor. 1973 wurde er zum Professor für Architektur und Städtebau an der ETH Zürich ernannt, wo er auch als Leiter der Orts-, Regional- und Landesplanung tätig war. Er blieb der Hochschule bis zu seiner Emeritierung treu. Als Lehrer wie auch als Redaktor von Fachzeitschriften prägte er Generationen von Architekten und die öffentliche Auseinandersetzung mit dem Städtebau.

Hubers Architektur zeichnet sich durch formale Zurückhaltung aus, gleichzeitig schuf er vom Grossen bis zum Kleinen differenziert durchgearbeitete Werke, ja gewissermassen Gesamtkunstwerke. Das gilt insbesondere für jene Werke, bei denen Martha Huber-Villiger die Inneneinrichtung verantwortete, darunter zahlreiche Kirchenbauten, etwa die Kirche im Suteracher in Zürich Altstetten (1985).

Vor allem auch ein Humanist

Neben der Baukunst am einzelnen Objekt galt Hubers Leidenschaft dem Stadt- und dem öffentlichen Raum. 1959 war er Gründungsmitglied der interdisziplinär zusammengesetzten Zürcher Arbeitsgruppe für Städtebau, bekannt unter dem Kürzel ZAS: Eine Handvoll Fachleute setzte sich in der grossmassstäblichen Neubau-Euphorie der Nachkriegszeit unter anderem für den Erhalt historischer Bauten ein. 1960 versuchte die Gruppe – leider vergeblich – den Abriss der ehemaligen Fleischhalle am rechten Limmatufer zu verhindern. Huber seinerseits gestaltete 1967 Zürichs Rosenhofplatz neu.

Fast auf den Tag genau zwei Jahre nach seiner Frau Martha ist Benedikt Huber am 9. März in Zürich gestorben. Mit ihm verlieren wir einen Architekten, der vor allem auch ein Humanist war, der seine Arbeit stets im gesellschaftlichen Kontext sah und dabei das Wohl der Menschen bedachte.

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Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung

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