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Fünf Ecken für die Fussballarena Zürichs
Neue Zürcher Zeitung

In der Stadt Zürich wird für den Profifussball ein Stadion in der Form eines Pentagons gebaut. Das Siegerprojekt der Architekten Meili & Peter besteht aus zwei übereinander verdrehten Fünfecken und soll rund 350 Millionen Franken kosten. Die Einweihung des Stadions mit einer Kapazität von 30 000 Sitzplätzen ist für das Jahr 2006 geplant. Der Name des Stadions ist noch nicht geklärt, mit der Fifa fehlt die Einigung.

29. Januar 2005
mbm. Jetzt steht also endlich fest, zu welchem neuen Stadion die Stadt Zürich voraussichtlich kommen wird - zu einem mit fünf Ecken. Dass die Wahl auf das Projekt der Architekten Meili & Peter gefallen war, wurde schon vor zwei Wochen bekannt gegeben, um Indiskretionen vorzubeugen (NZZ 20. 3. 02). Am Donnerstag hat nun die Trägerschaft - bestehend aus Credit Suisse Financial Services (CS), der Albers-Gruppe und der Stadt Zürich - das Siegerprojekt im Detail vorgestellt. Stadtrat Elmar Ledergerber, Vorsteher des Hochbaudepartements, sprach einleitend von einem grossen Tag für den Fussball und für die Stadt Zürich. Er sei stolz, eine Lösung präsentieren zu können, die keine Wünsche offen lasse und dank der die Stadt ein neues Symbol bekomme.

Zwei übereinander verdrehte Pentagone

Reinhard Giger, Leiter Immobilien bei der CS und Projektleiter Stadion, bezeichnete das Projekt der Sieger, zu deren Team auch der Planer Conzett und die Generalunternehmung Batigroup gehören, als kühnen Vorschlag mit einer überzeugenden urbanistischen Strategie. Konkret besteht das unkonventionelle Stadion auf dem Hardturmareal aus zwei nicht gleichschenkligen Fünfecken, die übereinander verdreht sind. Im unteren Fünfeck, dem Sockelgeschoss, sind Mantelnutzungen wie Läden und Parkplätze vorgesehen, das obere Pentagon ist die eigentliche Fussballarena für die Klubs FCZ und GC mit einer Kapazität von 30 000 Sitzplätzen und einem Naturrasen. Auf der einen der Stadt zugewandten Seite des Stadions soll ein Hotel entstehen. Mit dem ursprünglichen Projekt der Architekten Meili & Peter, mit dem diese vor einem Jahr den Wettbewerb für das polysportive Stadion mit verschiebbaren Tribünen gewonnen hatten (NZZ 8. 5. 01), hat das neue Stadion optisch nicht mehr viel gemein. Giger sagte denn auch, dass die Architekten das alte Projekt fundamental überarbeitet hatten.

Architekt Markus Peter von Meili & Peter erklärte, es sei eine grosse Herausforderung gewesen, ein neues Erkennungssymbol für die Stadt Zürich und eine Pilgerstätte des Sports zu schaffen. Über das Dach des unteren Fünfecks - oder genauer: über die herausragenden Ecken - gelangen die Zuschauer ins Innere des Stadions, wo sich auch verschiedene Logen befinden. Dieses Dach dient ebenfalls als Sockel für den weit auskragenden Kranz der oberen Tribüne. Im Westen des Stadions kommt ein Bürohaus zu stehen, und gegen die Stadt hin ist eine eigenständige Überbauung mit Wohn- und Bürohäusern geplant.

Geforderte Rentabilität von 6,5 Prozent

Laut Erwin Heri, Anlagechef der CS, soll das Stadion rund 350 Millionen Franken kosten. Dabei sei klar, dass die CS nicht einfach als Sponsor auftrete, sondern sich klar von kommerziellen Überlegungen leiten lasse und eine Rendite erzielen wolle. Die geforderte wirtschaftliche Rendite sei beim Siegerprojekt knapp nicht erreicht worden, weshalb hier noch Verbesserungen nötig seien. Vor allem die 60 000 m[2] für die Mantelnutzung müssten besser kommerzialisiert werden. Für die CS sei das Stadion wie schon in Basel und Bern eine Renditeanlage, die eine Rentabilität von rund 6,5 Prozent bringen müsse. Sollte die CS zur Einsicht gelangen, dass mit dem Projekt die finanziellen Vorgaben nicht erfüllt werden, könnte die Übung möglicherweise abgebrochen, der Stecker rausgezogen werden. Die CS werde sich aber als Lead-Investorin um den Aufbau eines Konsortiums von drei bis fünf Investoren, zum Beispiel Pensionskassen und Versicherungen, bemühen. Den grössten Teil der Investition übernehme die CS selber. Möglicherweise beteiligten sich auch der Bund und der Kanton Zürich am Stadion. Die Investoren engagierten sich bei der Mantelnutzung, die sich zu 30 Prozent aus Büros, zu 20 Prozent aus einem Hotel, zu 40 Prozent aus dem Detailhandel und zu 10 Prozent aus der Gastronomie zusammensetzen soll. Die Grundeigentümer geben Land für die Mantelnutzung ab - im Fall der Stadt sind es 17 000 m[2] - und erhalten im Gegenzug das Stadion, für das sie eine Betriebsgesellschaft gründen.

Für Ledergerber ist dies eine gute Lösung. Die Stadt konzentriere sich jetzt auf den Umbau des Letzigrundstadions für die Leichtathletik und den Amateurfussball. Beim Stadion Zürich sei die Stadt für die Erschliessung zuständig. Geplant sei, zum Stadion eine neue Tramlinie von der Hardbrücke zu führen. Dazu komme eine Busverbindung auf der Förrlibuckstrasse. Und bei Grossveranstaltungen sei vorgesehen, dass Züge auf dem Areal des Engrosmarkts anhalten, damit die Zuschauer gleich neben dem Stadion aussteigen können. Auf die andere Seite der Förrlibuckstrasse gelangen sie via Rampen. Zum politischen Fahrplan meinte Ledergerber, dass die Vorlagen zum Gestaltungsplan und zur Eigentumsübertragung zwischen Juli und September in den Gemeinderat kommen, so dass voraussichtlich im November oder Dezember das Volk darüber abstimmen kann. Für das Letzigrundstadion soll gleichzeitig ein Projektierungskredit von 8 Millionen Franken beantragt werden. Zum baulichen Fahrplan sagte der Stadtrat noch wenig, klar sei bisher einzig, dass das Stadion 2006 eröffnet werden soll.

Namensfrage weiter ungeklärt

Weiter unklar ist, wie das neue Stadion heissen wird. Mit der Fifa, die sich vor einem Jahr als Namensgeberin anbot und mit der alles geklärt zu sein schien, ist noch keine Einigung erzielt worden. Wie Reinhard Giger sagte, laufen die Verhandlungen. Im Moment sehe es auch nicht so aus, als ob die Fifa ihren Geschäftssitz auf das Hardturmareal verlege. Sicher sei, dass die Trägerschaft nichts für einen Namen bezahle. Man könne sich eher vorstellen, mit der Vergabe des Namens etwas einzunehmen. Bis auf weiteres trägt der Fussballtempel den Arbeitstitel Stadion Zürich.

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