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„Flotte Schachtel“
Der Standard

Manche werden gebaut, andere bleiben Modell - wie steht's um die sogenannten Designer-Fertigteilhäuser?

19. März 1999
Frank Lloyd Wright arbeitete daran, Adolf Loos reichte ein Patent dafür ein, Le Corbusier, Hoffmann, Prouvé, Gropius und viele andere der ganz Großen suchten ebenfalls nach Lösungen für vorgefertigte, standardisierte Formen des Hausbaues.

Inzwischen wird ein Viertel aller Ein-und Zweifamilienhäuser aus Fertigteilen gebaut, und die „Blaue Lagune“ ist längst zum Begriff geworden. Da es sich über Geschmack bekanntlich nicht streiten läßt, bleibt eigentlich nur die Frage, wie es um die vor einigen Jahren aufgetauchten „Designerexemplare“ steht. Philippe Starck, Paul Daly, Max Dudler und eine Vielzahl anderer Designer und Architekten versuchten sich auf diesem Gebiet, manche tun es noch immer. Ob die Versuche gelungen sind? Das Angebot ist jedenfalls beträchtlich - und es wächst weiter. Das Unternehmen P./B./G. deSignhouse bietet 21 Fertighäuser von bekannten Designern an. Fertigteilspezialist Allkauf beauftragte für seine „New Standard“-Linie einen ganzen Haufen namhafter, deutscher Architekten. (DER STANDARD berichtete kürzlich darüber im Immobilienteil.)

Der Designer und Architekt Matteo Thun - er arbeitete unter anderem in der legendären Mailänder Designergruppe „Memphis“ - entwarf das Fertigteilhaus „O Sole Mio“, das von der Firma Griffner Haus in verschiedenen Varianten erzeugt wird. Thun, dessen Modell im Oktober 1997 in Serie ging, glaubt an eine positive Zukunft von Häusern aus vorgefertigten Teilen. Er sieht bei dieser Form des „Häuslbauens“ die Vorteile in der Einhaltung vereinbarter Bautermine sowie in der im Vorfeld festgeschriebenen Definition der Baukosten.

Für Georg W. Reinberg, dessen Niedrigenergiehaussystem „Sundays Haus“ von der Firma Weiz produziert wird, liegt die Attraktivität des Fertigteilbaus am möglichen Planungsaufwand. „Wird die Planung hoch getrieben, kann ein qualitativ hochwertiges Haus entstehen.“ Dieser Aufwand rentiert sich jedoch nur dann, wenn entsprechende Stückzahlen produziert werden. Traurig findet er dabei, daß dieses Potential vom Fertigteilbau im allgemeinen zu wenig genützt wird, daran kranke das System. Seiner Prognose zufolge wird der Kunde in Zukunft verstärkten Wert auf diese Sorgfalt legen. Rheinberg ist der Meinung, daß der Begriff Design in diesem Bereich oftmals zu oberflächlich eingesetzt wird, daß dieser nur dann wirklich zum Tragen kommt, wenn man sich gestaltend, im Sinne einer kritischen Hinterfragung der Benutzeranforderung, mit ihm auseinandersetzt.

Bereits 1987 erfanden Georg Driendl und Gerhard Steixner ihr Systemhaus „Standard Solar“, für welches sie seit damals eine ganze Menge Preise einheimsten. Für ihren 1989 errichteten Prototyp - leider wird das Haus noch immer nicht in Serie produziert - erhielten sie unter anderem den österreichischen Bauherrenpreis der Zentralvereinigung der Architekten, den Öko-Preis für Architektur, und auch dem Innovations- und Technologiefonds war das Haus in Holz-Stahl-Leichtbauweise 1996 eine Förderung wert.

Architekt Steixner sieht, was die Entwicklung solcher Systemhäuser in letzter Zeit betrifft, keine qualitativen Verbesserungen am Markt. Im Vergleich zu anderen Entwicklungen stecke der Sektor immer noch in den Kinderschuhen. Warum sich für ihren Haustyp noch immer kein passender Vertriebspartner gefunden hat, begründet der Architekt damit, daß ihr Produkt - er benützt dieses Wort sehr ungern für ein Haus - zu stark von den Erzeugnissen der jeweiligen Firmen abweiche. (Verhandelt wurde u. a. auch mit Swatch.) Die Suche nach diesem Partner, der sich um den europäischen Markt kümmern soll, läuft nur noch nebenbei, dennoch ist Steixner angesichts der wachsenden Zahl von Publikationen und Anfragen zu ihrem Modell zuversichtlich. Der an solchen Wohnformen interessierte Publikumskreis gewinnt laut dem Architekten eindeutig an Umfang.

Mit dem Begriff Design hat auch Steixner Schwierigkeiten: Der Begriff „Designer-Fertigteilhaus“ sei ein verfälschter Ausdruck, denn das Design behandle in diesem Falle lediglich die Oberfläche, den Anblick von außen, und letztendlich, so Steixner schmunzelnd, sei es ja doch nur eine „flotte Schachtel mit Löchern“.

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