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Konträres aus Holz
Der Standard

Aus der Reihe „Neue Häuser“

Auf den ersten Blick haben die zwei Häuser in Kärnten wenig gemeinsam. Erst im Detail erschließen sich dem aufmerksamen Beobachter die Gemeinsamkeiten.

29. Mai 1999 - Franziska Leeb
Die Architekten, der Zweck, das Umfeld, die Entstehungszeit, ja selbst die ausführende Firma sind jeweils die gleichen,und doch scheinen die beiden Einfamilienhäuser der Architekten Markus Klaura und Dietmar Kaden aus völlig unterschiedlichen Haltungen geboren zu sein. Bei näherer Betrachtungsweise wird jedoch klar, daß sich weder eine architektonische Handschrift noch die Frage nach der Zeit-und Ortsgerechtheit an der Dachform festmachen lassen.

Nach außen kühl gibt sich das Haus im Rosental. Dem aus zweigeschossigen Holztafelelementen vorfabrizierte Gebäude fehlt jede Holzhausästhetik. Als konstruktiver Holzschutz wurde die Fassade mit hellgrauen Eternitplatten verkleidet. Nahezu bündig eingelassen wurden die Fensterflächen. Ein unspektakuläre, unaufwendige Sache - so scheint es.

Zwar betrug die Montagezeit für den Rohbau nur 12 Stunden und die gesamte Bauzeit bis zur schlüsselfertigen Übergabe nur acht Wochen, doch um einen Holzbau aus vorfabrizierten Elementen so herzustellen, daß er bei aller Schlichtheit nicht billig aussieht, bedarf es einer intensiven Planung. Denn im vorgefertigten Holzbau muß millimetergenau gearbeitet werden. In diesem Fall wurde die Konfiguration des Baukörpers mit den serienmäßigen Maßen der Fassadenplatten in Einklang gebracht. Diese Abstimmung gelang so präzise, daß insgesamt nur 4 Prozent Verschnitt in Kauf genommen werden mußten.

Die Gebäudehaut ist von der sorgfältigen Fügung von Platten, Fensterflächen, Fensterrahmen, Fugen und Schrauben geprägt, die ein feines grafisches Muster ergibt. Im Inneren relativieren die Holzvertäfelung aus Fichtendreischichtplatten und die Raumkonfiguration die scheinbare Kühle des schlichten Kubus. Multifunktional sind die Bücherregale: Auf Schienen geführt können sie zur Beschattung oder Verdunkelung vor die fast raumhohen Glasflächen geschoben werden.

Völlig anders wirkt das etwas größere Haus auf einem Hang in Ebendorf. Auf einen im Hang steckenden Massivbauteil wurde auch hier eine Holzkonstruktion aufgesetzt. Die äußere Fassadenverkleidung besteht aus einer vertikalen Holzschalung, die von einem weit auskragenden, steilen Satteldach geschützt wird. Die Dachuntersicht wurde aufgelöst, sodaß Lattung und Deckung - wie bei alten Wirtschaftsgebäuden üblich - von unten sichtbar bleiben. Wärmegedämmte Läden vor den Glastüren dienen im Sommer als Sonnenschutz und blocken im Winter die Wärmeabstrahlung ab.

Die Fensterbänder im Hauptgeschoß werden von Markisen aus Holzlamellen beschattet, die waagrecht hochgeklappt werden können. Auch innen dominiert Holz. Die großzügig geschnittenen, durch den hohen Glasanteil hellen Räume wirken dennoch wenig rustikal, sondern angenehm wohnlich.

Bei näherer Betrachtung der beiden Häuser fallen das Bemühen um Reduktion und die gleiche sorgfältige Detailarbeit auf. Alle Rahmen und Profile wirken außerordentlich zart, werden durch farbige Kontraste grafisch betont und nobilitieren damit die bodenständig schlichte Gebäudeform. Ein gediegenes Haus, das die Sehgewohnheiten nicht besonders irritiert, möchte man meinen. „Zu modern“ heißt es angeblich in der Bevölkerung, was ja von einem anderen Standpunkt aus betrachtet kein Nachteil sein muß.

Klaura & Partner, Herbertstraße 16,
9020 Klagenfurt
Tel. 0463/51-22-22-0

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