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Queens Folly
Neue Zürcher Zeitung

Ein Musiktempel von Philip Johnson

28. Juli 1999 - Hubertus Adam
Weisse Fähnchen wehen auf silbrigen Gerüsten an der Jackson Avenue im New Yorker Stadtteil Queens: Das jüngste Werk des Doyens der amerikanischen Architektur, Philip Johnson, ist nahe der Queensboro Bridge in Long Island City entstanden. Im Auftrag des P. S. 1 Contemporary Art Center entwarf der 93jährige den «DJ Booth and Dance Pavilion», der in diesem Sommer den Rahmen für samstägliche Musikveranstaltungen im Aussenbereich des Kunstzentrums abgibt. Gerade erst hat P. S. 1, das als eine der lebendigsten Kultureinrichtungen der Metropole gilt, den «Critic's Choice Award» der Zeitschrift «Travel & Leisure» gewonnen. Nach dem mausoleumsartigen Bürogebäude am Berliner Checkpoint Charlie ist Johnson, der sich in den vergangenen Jahrzehnten chamäleonartig mit seinen Bauten in die jeweils aktuellen Architekturströmungen einzuschreiben wusste, wieder bei einer transparenten Konstruktion angekommen.

Fünf abgetreppte, bis zu 18 Meter hohe Gittertürme für Scheinwerfer und Lautsprecher, mit silbrigem Metallgeflecht verkleidet, umstehen einen zentralen Dancefloor, in dem bis zum 11. September Open-air-Veranstaltungen stattfinden. Als «a disco for the 21st century - a medieval amphitheater with a science- fiction feeling» bezeichnete der Gründer und langjährige Leiter der Architekturabteilung des Museum of Modern Art ein wenig vollmundig sein ephemeres Gelegenheitswerk, dessen Grundriss die polygonale, von hohen Betonmauern bestimmte Hofstruktur des nach einem Umbau durch den Architekten Frederic Fisher 1997 wiedereröffneten P. S. 1 aufgreift. Johnsons an die Hip-Hop- und Techno-Kultur angelehnter Bau markiert den Beginn einer Zusammenarbeit zwischen P. S. 1 und MoMA, die in den kommenden Jahren fortgesetzt werden soll.

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Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung

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