Artikel

Für Wiens Hofburg-Areal werden Maßnahmen gegen Hitze überlegt
Der Standard

Mikroklimasimulation zeigt Hitze-Hotspots: Beschattungen, überdachte Parkbänke oder neue Wegeführungen sind Thema

21. Juli 2023 - David Krutzler
Tagsüber Temperaturen um die 30 Grad – und wenn die Sonne untergegangen ist, folgen Tropennächte. Seit mehreren Tagen hat die aktuelle Hitzewelle auch Wien voll im Griff, wenn auch derzeit sanfter als den Süden Europas. Die heißen Temperaturen sind im Sommer auch in Wien punktuell nicht außergewöhnlich. Bemerkenswert ist aber der deutliche Anstieg der Sommertage und heißen Nächte insgesamt pro Jahr, die vor allem verbaute Metropolen – und damit ihre hitzegeplagten Stadtbewohner oder auch Touristinnen und Touristen – vor große Herausforderungen stellen.

Das im Zentrum der Stadt befindliche Hofburg-Areal hat aufgrund der Gebäude und versiegelten Flächen gleich mehrere Hitze-Hotspots aufzuweisen. Das zeigt eine von der Burghauptmannschaft in Auftrag gegebene Mikroklima-Studie des Unternehmens Weatherpark. In dieser wurde mittels Simulation für einen normalen Sommertag mit einer Höchsttemperatur knapp unter 30 Grad Celsius berechnet, an welchen Stellen es welche Hitzebelastung gibt. Denn wenn die Sonne vom Himmel strahlt, ist es rund um versiegelte Flächen gefühlt deutlich wärmer als im Schatten unter breitkronigen Bäumen – und das bei einer oft gleichen Lufttemperatur. Diese gefühlte Temperatur hänge neben der Lufttemperatur auch mit der Sonnenstrahlung, der Luftfeuchtigkeit oder dem Wind zusammen, erklärt Stadtklimatologin Isabel Auer von Weatherpark dem STANDARD. Berechnet wird das Komfortmaß PET (physiologische äquivalente Temperatur).

Ab 41 Grad PET wird von einer starken Wärmebelastung ausgegangen. „Und im Hofburg-Areal erreichen wir diese 41 Grad PET regelmäßig und großflächig“, sagt Auer. Bei der Simulation habe sich gezeigt, dass bei einem normalen Sommertag ohne Bewölkung um 15 Uhr rund 50 Prozent der Fläche des Hofburg-Areals über 41 Grad PET aufweisen.

Resultate „augenöffnend“

Für die Burghauptmannschaft – eine Bundesbehörde, die das Areal verwaltet – sind die Ergebnisse „augenöffnend“, wie es Burghauptmann Reinhold Sahl formuliert. Aus diesen sollen Maßnahmen abgeleitet werden, wie mit der Hitze an neuralgischen Punkten umgegangen werden soll. Immerhin schlendern Millionen von Besucherinnen und Besuchern pro Jahr durch das Hofburg-Areal, vor Corona waren es 25 Millionen. Derzeit befindet sich der Tourismus in Wien fast wieder auf dem Niveau von vor der Pandemie.

Für Besucher, aber auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Hofburg soll die Aufenthaltsqualität trotz der Hitze verbessert werden. Bei den Überlegungen sei man erst am Beginn, sagt Sahl. Aber es gebe keine Denkverbote: „Wir müssen alles denken dürfen.“ Als Beispiele nennt Sahl neue Beschattungen, Begrünungen, Bepflanzungen oder auch überdachte Parkbänke. Auch eine neue Wegeführung, die die Touristenströme um die Hitzeinseln leiten soll, sei eine Idee.

Beim Hofburg-Areal handelt es sich freilich auch um ein hochsensibles denkmalgeschütztes, historisches Areal mitten in der Unesco-Welterbezone. „Hier muss man bei jedem Nagel überlegen, den man einschlagen will“, sagt Hans-Peter Hutter. Der Umweltmediziner und Public-Health-Experte begleitete die Mikroklimastudie. Trotz der Einschränkungen müsse es aber möglich sein, in Zeiten der Klimakrise Maßnahmen zu setzen. Von der Hitze seien vulnerable Personen besonders betroffen – die aber ebenfalls als Touristen oder Besucherinnen die Sehenswürdigkeiten und Kulturzentren auf dem Areal ansteuern würden. Schon bei Sommertagen über 25 Grad und intensiver Sonnenstrahlung werde etwa das Leistungsvermögen massiv eingeschränkt. Für Stadtklimatologin Auer geschehen die Anpassungen an die Hitze in Wien grundsätzlich viel zu langsam. Sie empfiehlt: „Machen, was nötig ist, nicht nur das, was machbar ist.“

Viele Autos am Heldenplatz

Forderungen nach einer Umgestaltung des Heldenplatzes wurden schon in den vergangenen Jahren geäußert. So befindet sich hier in bester Lage ein großer Parkplatz mit rund 280 Stellplätzen. Auf der anderen Seite des Heldenplatzes gibt es beim Volksgarten-Parkplatz mehr als hundert Abstellflächen.

Gemacht wird etwas beim Michaelerplatz: Bis November 2024 wird der Platz verkehrsberuhigt und zur Fußgänger- und Begegnungszone. Über den Platz verteilt sollen neun große Bäume gepflanzt werden, dazu kommen kleinere Bäume sowie Pflanzen. Auch ein Wasserspiel sowie Trinkhydranten sind Teil der Umgestaltungsmaßnahmen.

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: Der Standard

Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroomoffice[at]nextroom.at

Tools: