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Wachsender Musentempel
Neue Zürcher Zeitung
6. August 1999 - Roman Hollenstein
Wer in diesen Tagen die Fondation Beyeler in Riehen bei Basel besucht, ist betört von der arkadischen Stimmung des kleinen Parks, aus dessen Seerosenteich das Ausstellungsgebäude wie ein Tempel sich erhebt. Der selten glückliche Zusammenklang von meisterhafter Architektur, intimem Garten und bedeutenden Kunstwerken verwandelte das Museum in kurzer Zeit in eine Attraktion. Doch bald schon werden Bagger diese kulturtouristische Idylle stören. Denn bereits im September soll im versteckten Teil der Grünanlage am Nordende des Museums eine bauliche Erweiterung in Angriff genommen werden. Es waren der über Erwarten grosse Besucherandrang und der Platzanspruch der Sonderausstellungen, die Ernst Beyeler veranlassten, über mehr Raum nachzudenken. Da der durch parallele Wandsysteme geprägte Bau von Renzo Piano gleichsam als Musée à croissance illimitée konzipiert wurde, verursachte der Wunsch nach einer Raumvermehrung dem Meister wenig Kopfzerbrechen. Im Nu lieferte er denn auch ein logisch aus dem Istzustand hervorgewachsenes Erweiterungsprojekt, das gegenwärtig in einem Kabinett am Eingang zur «Face to Face»-Schau zusammen mit Modellen des heutigen Gebäudes präsentiert wird. Piano verlängert die Museumsmauern und das transparente Dach aus Glas und Stahl um 12 Meter nach Norden und schafft so neu drei frei unterteilbare Raumeinheiten von insgesamt 280 Quadratmeter Grundfläche. Damit können im Erd- und im Untergeschoss voneinander unabhängige Ausstellungen gezeigt werden. Zudem wird ein weiterer Raum für allfällige Neuerwerbungen gewonnen. Im Untergeschoss finden neu Seminarräume und eine Bibliothek Platz. Vom Erscheinungsbild her dürfte sich das erweiterte und in seinen Proportionen etwas gestreckte Museumsgebäude nicht nachteilig verändern. Da gleichzeitig die nordseitige Parkfläche vergrössert werden soll, wird sich auch für den zum Regenwasserteich hin steiler werdenden Abhang eine landschaftsgestalterische Lösung finden lassen. Die Erweiterungsarbeiten, die ohne Einschränkung des Museumsbetriebs durchgeführt werden, sollen im März 2000 abgeschlossen sein, so dass im nächsten Frühjahr neben einem flächenmässig gewachsenen Haus auch eine grössere Parkanlage die Besucher der Fondation Beyeler empfangen werden.

Fondation Beyeler in Riehen, bis 12. September.

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Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung

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