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Architektur im Gespräch: Verantwortlich bauen in der Zukunft

"Und was machst du so?": In der Gesprächsreihe des afo architekturforum oberösterreich spricht Werner Sobek über das Bauen von Heimat und den Klimawandel.
8. März 2025 - Georg Wilbertz
Das afo architekturforum oberösterreich in Linz erweitert mit seiner neuen Gesprächsreihe „Und was machst du so?“ den Horizont über bloße architektonische Fragen hinaus. Die Gäste der Reihe sind eingeladen, über gegenwärtige Aspekte und Probleme zu sprechen und sie in Beziehung zu ihrer Arbeit darzustellen. Erster Gast war am 27. Februar der international renommierte Bauingenieur und Architekt Werner Sobek. Im Anschluss ergab sich die Möglichkeit zum Interview.
OÖNachrichten: Bauen ist für Sie die Produktion von Heimat. Wie ist dies zu verstehen?
Werner Sobek: Diese Idee geht zurück auf den Philosophen Ernst Bloch und sein Werk „ Das Prinzip Hoffnung“. Das Bauen von Heimat ist für mich mehr als die Erstellung von Wohnraum. Es geht um die Schaffung eines – vielleicht auch inneren – Ortes, an dem man gerne ist, an dem man sich gut fühlt. Diese Form von Heimat kann man sogar mit sich führen, so wie ich es tue, weil ich sehr viel unterwegs bin und mir Heimweh nie leisten konnte. Andere brauchen einen konkreten Ort mit all seinen Bedeutungen und Erinnerungen.
Sie arbeiten an einer umfassenden Trilogie über das Bauen der Zukunft, von der die ersten beiden Bände bereits erschienen sind. Warum tun Sie sich das an?
Der erste Band befasst sich in umfassenden Analysen und faktenbasiert mit unserer Gegenwart vor dem Hintergrund des Klimawandels. Es ist eine globale Zustandsbeschreibung zu Aspekten der Migration, der weltweiten Ernteentwicklungen et cetera. Nach seinem Erscheinen tauchte sofort die Frage nach Lösungsperspektiven auf. Können wir noch etwas tun oder fahren wir fatalistisch gegen die Wand? Für vieles, das notwendig wäre, ist es bereits zu spät. Davon handelt Band 2. Der dritte Band wird praktische Methoden und Möglichkeiten aufzeigen, die es uns gestatten, zukünftig zufrieden zu leben. Dies im Einklang mit der Natur.
Was schlagen Sie konkret vor?
Die mit dem Bauen verbundenen Emissionen müssen reduziert werden. Dies gilt nicht nur für die Phase der Nutzung – Stichwort Heizen, sondern die Herstellung der Gebäude, die Materialien, den Umbau oder Rückbau. Wir müssen die gesamte Spanne betrachten. Was nehmen wir aus der Erde und was geben wir wieder zurück. Entscheidend in der Zukunft ist der Wiedergebrauch bzw. die Wiederverwertung der eingesetzten Ressourcen.
Warum sind für Sie die Darstellung und Analyse von Fakten so wichtig?
Weil wir auf der Basis von Fakten darstellen können, dass unser individuelles Handeln die Existenz aller anderen – leider oft negativ – beeinflusst. Die bürgerliche Grundmaxime der Zukunft muss lauten: dein Tun berührt mein Leben und umgekehrt.
Sie vertreten einen deutlich technisch orientierten Ansatz für das Lösen der mit dem Bauen verbundenen Probleme. Welche Rolle spielen dabei ästhetische oder gestalterische Fragen?
Man kann auf jeden Fall zugleich nachhaltig und wunderschön bauen. Gebäude in denen Menschen lachen und singen. Dies ist längst nicht ausreichend erforscht. Wir verfügen heute über eine Baustoffpalette und Materialien, über neue technische Möglichkeiten, die uns fast unbegrenzte Gestaltungswelten eröffnen. Nur wer seine gebaute Umwelt liebt, wird sie nicht zerstören.
Ergeben Ihre vielen Bemühungen gegen den Klimawandel noch Sinn, wenn man die politische Entwicklung, etwa in den USA, betrachtet?
Die aktuellen Aussagen der Trump-Regierung offenbaren Tendenzen, die keine Überraschung sind. Der Unterschied zu früher: jetzt werden machtpolitische Dinge offen ausgesprochen, die längst Realität waren, aber hinter dem Vorhang verborgen blieben. All dies wird signifikante politische, gesellschaftliche und finanzielle Auswirkungen haben. Dagegen müssen wir – auch mit Architektur – antreten. Mit ihr gestalten wir unser tägliches Leben und unsere sozialen Verhältnisse, sie ist essentieller Teil der Lösung. Die Arbeit macht also Sinn.
Zur Person
Werner Sobek (*1953) ist Architekt und Ingenieur, als Nachfolger von Frei Otto Gründer des Instituts für Leichtbau, Entwerfen und Konstruieren (ILEK) der Universität Stuttgart, gleichzeitig war er Professor am Illinois Institute of Technology in Chicago; zahlreiche Dozenturen und Gastprofessuren. Er ist u.a. Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB). Er gründete und leitet die weltweit tätige Werner Sobek AG mit Standorten u.a. in Berlin, Dubai, Istanbul, New York, Stuttgart, Wien.
OÖNachrichten: Bauen ist für Sie die Produktion von Heimat. Wie ist dies zu verstehen?
Werner Sobek: Diese Idee geht zurück auf den Philosophen Ernst Bloch und sein Werk „ Das Prinzip Hoffnung“. Das Bauen von Heimat ist für mich mehr als die Erstellung von Wohnraum. Es geht um die Schaffung eines – vielleicht auch inneren – Ortes, an dem man gerne ist, an dem man sich gut fühlt. Diese Form von Heimat kann man sogar mit sich führen, so wie ich es tue, weil ich sehr viel unterwegs bin und mir Heimweh nie leisten konnte. Andere brauchen einen konkreten Ort mit all seinen Bedeutungen und Erinnerungen.
Sie arbeiten an einer umfassenden Trilogie über das Bauen der Zukunft, von der die ersten beiden Bände bereits erschienen sind. Warum tun Sie sich das an?
Der erste Band befasst sich in umfassenden Analysen und faktenbasiert mit unserer Gegenwart vor dem Hintergrund des Klimawandels. Es ist eine globale Zustandsbeschreibung zu Aspekten der Migration, der weltweiten Ernteentwicklungen et cetera. Nach seinem Erscheinen tauchte sofort die Frage nach Lösungsperspektiven auf. Können wir noch etwas tun oder fahren wir fatalistisch gegen die Wand? Für vieles, das notwendig wäre, ist es bereits zu spät. Davon handelt Band 2. Der dritte Band wird praktische Methoden und Möglichkeiten aufzeigen, die es uns gestatten, zukünftig zufrieden zu leben. Dies im Einklang mit der Natur.
Was schlagen Sie konkret vor?
Die mit dem Bauen verbundenen Emissionen müssen reduziert werden. Dies gilt nicht nur für die Phase der Nutzung – Stichwort Heizen, sondern die Herstellung der Gebäude, die Materialien, den Umbau oder Rückbau. Wir müssen die gesamte Spanne betrachten. Was nehmen wir aus der Erde und was geben wir wieder zurück. Entscheidend in der Zukunft ist der Wiedergebrauch bzw. die Wiederverwertung der eingesetzten Ressourcen.
Warum sind für Sie die Darstellung und Analyse von Fakten so wichtig?
Weil wir auf der Basis von Fakten darstellen können, dass unser individuelles Handeln die Existenz aller anderen – leider oft negativ – beeinflusst. Die bürgerliche Grundmaxime der Zukunft muss lauten: dein Tun berührt mein Leben und umgekehrt.
Sie vertreten einen deutlich technisch orientierten Ansatz für das Lösen der mit dem Bauen verbundenen Probleme. Welche Rolle spielen dabei ästhetische oder gestalterische Fragen?
Man kann auf jeden Fall zugleich nachhaltig und wunderschön bauen. Gebäude in denen Menschen lachen und singen. Dies ist längst nicht ausreichend erforscht. Wir verfügen heute über eine Baustoffpalette und Materialien, über neue technische Möglichkeiten, die uns fast unbegrenzte Gestaltungswelten eröffnen. Nur wer seine gebaute Umwelt liebt, wird sie nicht zerstören.
Ergeben Ihre vielen Bemühungen gegen den Klimawandel noch Sinn, wenn man die politische Entwicklung, etwa in den USA, betrachtet?
Die aktuellen Aussagen der Trump-Regierung offenbaren Tendenzen, die keine Überraschung sind. Der Unterschied zu früher: jetzt werden machtpolitische Dinge offen ausgesprochen, die längst Realität waren, aber hinter dem Vorhang verborgen blieben. All dies wird signifikante politische, gesellschaftliche und finanzielle Auswirkungen haben. Dagegen müssen wir – auch mit Architektur – antreten. Mit ihr gestalten wir unser tägliches Leben und unsere sozialen Verhältnisse, sie ist essentieller Teil der Lösung. Die Arbeit macht also Sinn.
Zur Person
Werner Sobek (*1953) ist Architekt und Ingenieur, als Nachfolger von Frei Otto Gründer des Instituts für Leichtbau, Entwerfen und Konstruieren (ILEK) der Universität Stuttgart, gleichzeitig war er Professor am Illinois Institute of Technology in Chicago; zahlreiche Dozenturen und Gastprofessuren. Er ist u.a. Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB). Er gründete und leitet die weltweit tätige Werner Sobek AG mit Standorten u.a. in Berlin, Dubai, Istanbul, New York, Stuttgart, Wien.
Für den Beitrag verantwortlich: Oberösterreichische Nachrichten
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