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Ein Werkzeug namens scope 1
Der Standard

Geteiltes Wissen ist doppelter Profit oder neue Ansätze in der Forschung der digitalen Medien

23. September 1999
Warum ausgerechnet scope 1, lautete die Frage an Claudia Cavallar von virtual real-estate. Ein Werkzeug muss her, genau jetzt - in Form einer Konferenz, so die prägnante Antwort. Wörtlich aus dem Englischen übersetzt will sie scope sinngemäß als Werkzeug verstanden wissen. Ein Werkzeug soll also die Konferenz sein, mit dem der state-of-art - der derzeitige Stand - der Informationstechnologie in Form einer Art Generaluntersuchung mit Blick in die Zukunft noch rechtzeitig vor dem Jahr 2000 erhoben wird.

Und warum gerade jetzt? „Weil die Zeit reif ist“, so Cavallar, Mitorganisatorin von scope 1 - information versus meaning, wie die Konferenz im kompletten Titel benannt wird. Das Fin de siècle spielt vielleicht eine Rolle, Bestandsaufnahmen jeder Art haben außerdem kurz vor dem Jahr-2000-Sprung eine gewisse Berechtigung. Und Wien öffnet dafür seine Pforten, um von 30. September bis 1. Oktober 1999 renommierte Hi-Tech-Experten, Zukunftsforscher und Technologielenker aus aller Welt in die Donaumetropole einzuladen. Die Stadt Wien, mehrere Bundesministerien und einige Unternehmen öffnen brav das Geldbörsel, um diesem Event den finanziellen Rahmen zu sichern. Und wenn die Veranstaltung ein Erfolg wird, dann soll die Nabelschau der Zukunftstechnologien im kommenden Jahr - so hoffen die Veranstalter von virtual real-estate und Tele Gate Vienna Wirtschafts- und Technologiepark GmbH - an der Donau mit scope 2 eine Neuauflage erfahren. Wien wird dann einen weiteren Schritt zum Hi-Tech-Standort vollzogen haben.


Der Balkonblick

Was wird in den beiden Tagen passieren? „Vom balcony view sollen Trends und Entwicklungen der Informationstechnologie aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet werden“, gibt die Wienerin Cavallar in englisch-deutschem Jargon-Mix der Informationstechnologen zu verstehen. Im Klartext: Das Hier und Jetzt, Morgen und vielleicht Übermorgen der Wissensgesellschaft soll aus einer abgehobenen Sicht, aus der Balkonsicht eben, betrachtet werden. Will aber nicht heißen, dass sich die Forscher aus dem Elfenbeinturm zu einem Forum treffen und graue Theorien unter ihresgleichen predigen. Im Gegenteil: Architekten, Designer, Multimedia-Experten, Quantenphysiker, Soziologen sowie Ökonomen werden über Anwendungen, die bereits in der Praxis erprobt sind und ökonomischen Nutzen stiften, diskutieren. Die Themen decken das weite Spektrum der Informationstechnologie und anderer Disziplinen ab. So wird u. a. Neues aus dem Bereich der Spracherkennung durch den Belgier Jo Lernout präsentiert. Der Österreicher Christian Dögl will über seine dreidimensionale Suchmaschine im Internet referieren und Panu Korhonen aus Finnland über die Forschungsprojekte des Telekommunikationskonzerns Nokia berichten. Über die „Dinge, die denken“ kann man mit MIT-Professor Neil Gershenfeld philosophieren. Und den Zusammenhang von Architektur und Computerschnittstellen wird der Architekt Hani Rashid aus den USA erläutern, der Berühmtheit für jenes Projekt erlangte, das die dreidimensionale Darstellung der Börsenkurse an der New Yorker Wertpapierbörse ermöglichte. (jake)

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