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Neuer Stoff, kühle Hardware
Der Standard
5. Februar 2000 - Ute Woltron
Der steirische Architekt Ernst Giselbrecht ist eigentlich ein Vorarlberger, fest steht jedenfalls, dass er ein offiziell ausgezeichneter Meister der verschiedensten Materialien ist. Für die Anfang der 90er-Jahre gebaute Schule in Kaindorf bekam er erst den Metallpreis zugesprochen, wenig später auch den Preis der Österreichischen Zementindustrie, und als Belobigung für seine Holzkonstruktionen übergab man ihm zuletzt den Steirischen Holzbaupreis. Bei L'Arca Edizione ist soeben eine Monographie erschienen, die seine jüngeren Arbeiten großformatig und ausgesprochen gut bebildert vorstellt. Ernst Giselbrecht. Architecture as Intelligent Hardware ist so kühl und perfekt wie Giselbrechts Architekturen selbst, so klar wie zum Beispiel die ÖBB-Station in Kaindorf, so übersichtlich wie das Medienzentrum in Schwarzach, so gut gegliedert wie das fesche Einfamilienhaus der Familie Russ in Lochau. Die Architektur, so meint der Architekt im Vorwort, sei jene „Hardware“, die, wenn sie funktioniert, dem Menschen als Tribüne und Arbeitsmittel für all seine jeweiligen Bedürfnisse diene. Für Alessandro Gubitosi, dessen Text den Band einleitet, spannt Giselbrecht als Pendler zwischen konstruktiver Notwendigkeit und ästhetischer Dimension eine perfekte Brücke zwischen Moderne und Zeitgenössischem, und als Avantgardist spähe er bereits heute in die Zukunft der Architektur.

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