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Städte im Grünen
Neue Zürcher Zeitung

Eine Doppelausstellung im Ifa in Paris

31. Juli 2000 - Hans Hartje
Rechtzeitig zum Auftakt der Sommersaison hat sich das Pariser Institut français d'architecture (Ifa) einem Aspekt des heutigen Städtebaus angenommen, der oft noch allzu marginal behandelt wird: Die Rede ist von Grünanlagen. Raum ist Geld, lautet das eherne Gesetz, und je höher und kompakter die Gebäude, desto grösser der Profit. Lösungen im Sinne von mehr Lebensqualität können hier nur aus radikalem Perspektivenwechsel resultieren. Das wird in zwei Ausstellungen anhand der Projekte von Edouard François und von Patrick Bouchains Gruppe L'Atelier beispielhaft deutlich. L'Atelier hat sich hierzu der Zwischenräume am Stadtrand angenommen, also des traditionell ungenutzten Geländes zwischen Gleisanlagen, Autobahnkreuzen und Hochspannungsmasten. Auf diesen planmässig aufgeforsteten Fragmenten unbestellbaren Brachlands wachsen nun zumal in der Pariser Peripherie langsam Stadtwaldgebiete zusammen. - Einen ganz anderen Weg hat Edouard François beschritten, dessen erstes, Aufsehen erregendes Wohngebäude («L'Immeuble qui pousse») soeben in Montpellier bezogen worden ist. Unter dem Stichwort «Öko-Architektur» (auch von «Land Arch» ist die Rede) soll nun auch bei den Bewohnern eines neu erbauten Hochhauses an der Pariser Porte d'Asnières ein Wohngefühl wie inmitten der Natur aufkommen. Wo in der Ebene kein Platz für Grünanlagen ist, lautet François' Credo, muss man eben in die Vertikale gehen (als Referenz führt er den «senkrechten Park» von Adriaan Geuze in Manhattan an). Sein Konzept nennt der Architekt «pflanzliche Ummantelung». Erst die Zukunft wird allerdings zeigen, ob damit mehr erreicht wird als mit herkömmlichem Efeubewuchs oder mit Balkongeranien.

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