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„Ohne ,Museum im Fels“ hätte es Bilbao nicht gegeben'
Der Standard

Vor zehn Jahren scheiterte Hans Holleins Projekt eines Guggenheim-Museums in Salzburg. Jetzt scheint eine zweite Chance realistisch. Ute Woltron sprach mit dem Architekten.

11. September 2000 - Ute Woltron
Standard: Ihr Entwurf für das „Museum im Fels“ ist über zehn Jahre alt. Hält er noch, was er damals versprach?

Hollein: Also, gute Architektur sollte schon mehr als zehn Jahre überdauern. Das Guggenheim von Frank Lloyd Wright in Manhattan wurde 17 Jahre nach dem Entwurf fertig gestellt. Der Architekt hat das gar nicht mehr erlebt, er ist ein Jahr zuvor gestorben.

STANDARD: Wie schätzen Sie die Chancen ein, selbst doch noch ein Guggenheim-Museum zu realisieren?

Hollein: Die jüngste Initiative des Planungsstadtrats Johann Padutsch, der meinte, man hätte damals einen historischen Fehler begangen, hat sich zuletzt wie eine Lawine entwickelt. Es gibt eine Gruppe in der Stadt, gebildet von allen drei Parteien, die nun, wie sie sagen, ihre Hausaufgaben machen wollen.

STANDARD: Gilt die Machbarkeitsstudie von 1990 noch?

Hollein: In jeder Hinsicht. Durch die Erfahrungen mit Bilbao müssen lediglich Besucherzahlen und Umwegrentabilität nach oben revidiert werden. Pikanterweise wurde ja die Marktanalyse damals lächerlich gemacht. 650.000 prognostizierte Besucher tat man als Größenwahn ab. Bei den Baukosten werden neuerdings Zahlen von bis zu 1,6 Milliarden Schilling kolportiert, tatsächlich dürfte das Museum maximal eine Milliarde kosten, also etwa 6,5 Prozent mehr als damals.

STANDARD: Eine Diskussion im Landesstudio Salzburg hat vor zwei Wochen ein starkes öffentliches Pro zum Projekt gezeigt. Wie geht es weiter?

Hollein: Es ist vor allem die Finanzierung zu klären, da sollte neben Land und Stadt auch der Bund mit dabei sein. Das Museum muss ein österreichisches Anliegen sein, gerade in der jetzigen Zeit.

STANDARD: Gibt es bereits eine Reaktion von Guggenheim-Chef Thomas Krens?

Hollein: Ich weiß nicht, ob schon eine offizielle Antwort vorliegt, doch Guggenheim war stets an diesem Projekt interessiert. Salzburg war ja der Beginn seiner globalen Aktivität. Ohne Museum im Fels hätte es Bilbao nicht gegeben. Mein Gebäude ist immer als Vorbild hingestellt worden.

STANDARD: Wie schnell könnte es realisiert werden?

Hollein: Es würde den normalen, durch das Verfahren zur Änderung des Flächenwidmungsplanes in der Vorwoche bereits eingeleiteten Vorgang nehmen; die Bauzeit würde ca. zwei Jahre dauern.

STANDARD: Was passiert mit dem zweiten geplanten Museum auf dem Mönchsberg, dem Museum der Moderne?

Hollein: Ein zweites, separates Museum macht sicher keinen Sinn, die beiden lägen ja gerade 15 Meter auseinander. Ich kann mir vorstellen, dass man dieses Museum in das Guggenheim integriert und den Neubau an das bestehende Café Winkler anschließt. Ich habe Ähnliches für die Casino-AG seinerzeit bereits geplant. Man wollte damals Aktivitäten des Guggenheim sponsern, ein Fenster des Casinos führte in das Museum, es waren Besuche und Nachtführungen geplant.

STANDARD: Auch Wien wälzte vergebens Guggenheim-Pläne. Könnte nun zwischen Wien und Salzburg ein Buhlen um Guggenheim einsetzen?

Hollein: Vizebürgermeister Görg hat vor ein paar Monaten zu mir gemeint, der Platz auf der Platte wäre immer noch für Guggenheim frei, und meines Wissens gab es auch immer wieder Wiener Delegationen in New York. Ich bin allerdings vorsichtig mit meinem Enthusiasmus, denn unangenehme Erfahrungen haben gezeigt, dass das Scheitern und Realisieren von Projekten von der Haltung einiger weniger Personen und Cliquen abhängen kann.

STANDARD: Sie warten ab?

Hollein: Nein, ich bin voll mit dabei. 2006 ist das Mozartjahr, bis dahin will Salzburg ein umgebautes Festspielhaus haben, vielleicht ist auch Guggenheim dann fertig. Es spielt aber keine Rolle, wenn es erst zwei Jahre später fertig ist. Doch vielleicht nicht allzu spät, sonst geht's mir wie dem Frank Lloyd Wright.

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