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Museen für ein neues Jahrtausend
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Zahlreiche Museen glänzen mit ihrer Architektur und behindern dabei die Kunst.

3. Oktober 2000 - Ingrid Adamer
Seitdem die Städte mit Kirchen, Rathäusern und Theatern ausreichend versorgt sind, werden die Museen zu den Kathedralen unserer Zeit. Der Museumsbau boomt und so sahen sich die beiden Kuratoren der vom Art Centre Basel initiierten Ausstellung, Vittorio Lampugnani und Angeli Sachs, mit einer Fülle von interessanten aktuellen Bauten und Projekten konfrontiert.

Die 25 Beispiele, die in der Ausstellung zu sehen sind, stehen stellvertretend für architektonische Positionen, für städtebauliche Situationen und für gesellschaftliche und kulturelle Ansprüche. Der Bogen der präsentierten Bauten und Projekte reicht, beginnend von Norman Fosters in die klassische Ordnung der Stadt eingefügtem Carré d'Art in Nimes über Alvaro Siza Vieiras Galizisches Zentrum für zeitgenössische Kunst in Santiago de Compostela bis hin zu Rem Koolhaas nicht ausgeführtem Entwurf für das Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe.


Ungleicher Wettkampf

Für Kurator Angeli Sachs hat sich im Zuge der Ausstellungskonzeption die Konkurrenz zwischen Architektur und Kunst als ein Leitthema herauskristallisiert. Und in vielen Fällen geht dieses Match zu Ungunsten der Kunst aus. „Zahlreiche Häuser verfügen über eine Fülle architektonischer Details, aber wie die Kunst gezeigt wird, ist selten zufriedenstellend gelöst.“

Viele dieser zeitgenössischen Museumsbauten zählen zu den am meisten beachteten Bauaufgaben im öffentlichen Raum: Museen sind Orte des aktuellen Diskurses, an denen sich die Entwicklung heutigen Bauens mit den rasch aufeinander folgenden, zuweilen parallelen und nicht selten gegensätzlichen Strömungen ablesen lässt.


Opfer des eigenen Erfolgs

Museen entstehen auch in Städten, die vorher nicht als prominente Orte der kulturellen Präsentation galten, aber durch den Neubau Aufmerksamkeit auf sich ziehen: Beispiele dafür sind Frank Gehrys expressiv-skulpturales Guggenheim Museum in Bilbao oder Aldo Rossis Bonnefantenmuseum in Maastricht.

Ein Nebeneffekt der als Publikumsmagneten konzipierten und wirkenden Bauten, ist, dass sie so oft zu Opfern ihres Erfolgs werden, wie Angeli Sachs feststellt. „Wenn dank der großen Besucherzahlen die Klimaanlage nicht mehr funktioniert, oder die Kunstwerke schon fast ramponiert werden, kann das zum Problem werden.“ Außerdem beklagt Sachs, dass in solchen Fällen das Spektakel der Konzentration abträglich sei.


Begleitprogramm

Zu sehen ist die Ausstellung „Museen für ein neues Jahrtausend“, die einen Beitrag zur vertiefenden Diskussion über die Möglichkeiten und Aufgaben der zeitgenössischen Museumsarchitektur leistet, bis zum 7. Januar 2001 im Kunsthaus Bregenz. Parallel zur Ausstellung über Museumsarchitektur hat der österreichische Künstler Gerold Tagwerker für die Billboard- Galerie des Kunsthauses entlang der Bregenzer Seestrasse großformatige Fotoarbeiten realisiert.

Unter dem Motto „Housing“ hat Gerold Tagwerker Fassaden von Hochhäusern in Bregenz, als Rasterstrukturen in Glas, Stahl und Beton, aus extremen Blickwinkeln aufgenommen. Durch die raffinierte Komposition entsteht ein labiles Gleichgewicht zwischen abstraktem Rasterbild und dem Architekturmotiv.

Die an den Billboards des Kunsthaus Bregenz präsentierten Fotografien stellen einen direkten Bezug zum öffentlichen Raum her und können sowohl als Bildkompositionen als auch als Architekturbilder gesehen werden.

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