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Allrounder der Gebrauchsarchitektur
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Kaufmann und Kaufmann sind die Pragmatiker der jungen Architekturszene Österreichs. Schnell muss es gehen und praktisch sein.

3. Oktober 2000
Johannes und Oskar Leo Kaufmann sind schon vom Typ her keine revolutionären Visionäre. Im Vordergrund ihrer Überlegungen steht stets die Benutzerfreundlichkeit ihrer Objekte, die zumeist in Modularbauweise hergestellt werden.

Begonnen hat der gemeinsame Weg der aus dem Bregenzerwald stammenden Cousins Kaufmann und Kaufmann schon recht früh, sagt Johannes Kaufmann. „Als wir nach einem längeren Wien-Aufenthalt beide nach Vorarlberg zurückkamen, haben wir uns gefragt, ob wir uns eine Zusammenarbeit vorstellen können. So hat sich die Bürogründung ergeben. Wir haben gleich mit zwei Aufträgen das Glück gehabt, Fuß zu fassen, und so hat sich das Ganze dann weiterentwickelt.“


Resonanzkörper Partnerschaft

Im Unterschied zu anderen Architektenduos gibt es bei Kaufmann und Kaufmann keine Trennung zwischen einem Planer im Büro und einem in der Öffentlichkeit agierenden Partner.
Partnerschaft heißt für die beiden im wahrsten Sinn des Wortes gemeinsam arbeiten, meint Oskar Leo Kaufmann: „Wir haben eigentlich keine strikte Aufteilung und wollen das auch nicht, dass einer nur entwirft und der andere nur Zeichenarbeit macht. Bei uns macht jeder seinen Part. Einer macht hauptsächlich ein Projekt, der andere wird dann zugeschaltet. So bekommt man immer die Resonanz vom anderen.“


Wohnen in Holzboxen

Einen Namen gemacht haben sich die beiden Architekten mit der Modulbauweise: Zwei Hotels im Bregenzerwald haben Johannes und Oskar Leo Kaufmann bereits mit vorgefertigten Boxen erweitert. Der Vorteil dabei, die Bauweise ist schnell und kostengünstig. An eine Hotelanlage stapelten die Architekten innerhalb der sechswöchigen Betriebsferien einen neuen Hoteltrakt aus zehn Holzboxen.

Aber auch Einfamilienhäuser werden in Modulbauweise gefertigt, erklärt Oskar Leo Kaufmann: „Es gibt bei uns eine kleine Einheit, die heißt Susi, abgeleitet von meiner Schwester. Die sind 36 Quadratmeter groß und werden am Stück vorgefertigt und dann direkt auf die Baustelle geliefert, an die Baustelle angeschlossen und sind innerhalb einer Stunde bewohnbar. Bis jetzt sind zehn Stück davon in Umlauf.“


Hausbau „on demand“

Das Hauptaugenmerk liegt auf einer anspruchsvollen, zeitgemäßen Architektur und einer hohen Flexibilität: Größe und Anordnung der Zimmer werden an die Bedürfnisse der Bewohner angepasst. Für die Gestaltung der Fassade stehen zehn beliebig kombinierbare Elemente zur Verfügung.

Wie beim Autokauf entscheidet sich der Kunde für eine Type. Farbe und Ausstattungsgrad bestimmt er selbst, sagt Johannes Kaufmann. Ein wichtiges Konstruktionsprinzip ist, dass die Häuser vollständig demontiert und an einem anderen Ort wieder aufgebaut werden können.


K.u.K. bei der Olympiade

Ein viel beachtetes Beispiel dafür ist das von Kaufmann und Kaufmann geplante Österreichhaus, das 1998 die Athleten der Olympischen Spiele im japanischen Nagano beherbergte: „Es war nur ein halbes Jahr Zeit. Wir haben Entwürfe gemacht und das ganze Haus in Österreich produziert. Es rief viele Assoziationen hervor, was es sein könnte: Ein Fernrohr, oder ineinander geschobene Kisten... Das Ganze wurde nach der Olympiade wieder abgebaut und in Container verpackt und steht jetzt in Oberösterreich als Werkzeugmuseum einer großen Firma zur Verfügung.“


Multifunktionale Architektur

Andere Bauten, wie etwa die zeppelinförmige Eis- und Mehrzweckhalle auf dem Dornbirner Messegelände, sind ortsgebunden: „So haben wir dann versucht, mit dieser etwas extravaganten Form einen Abschluss einer Hallenzeile zu konstruieren und in die Konstruktion aufzunehmen. Bei solchen Projekten versuchen wir immer, mit der Struktur der Gebäude zu arbeiten. Das haben wir versucht, mit dieser Holz-Stahlkonstruktion zu lösen. Es musste auch Zeit sparend in der Montage sein.“


Cocktailbar in einer Tiefgarage?

Geschäftsumbauten, Gewerbebetriebe und innovative Projekte in der Gastronomie runden die Bautätigkeit von Johannes und Oskar Leo Kaufmann ab. Die Club Bar Innauer in Dornbirn betreten die Gäste direkt von einer Tiefgarage aus. Beidseitig verwendbare Wandelemente, die auf der einen Seite mit weißem Kunstleder und auf der anderen mit rotem Samt bezogen sind, dienen dazu, die Atmosphäre des Raumes von einer Nacht auf die nächste völlig zu verändern. Die Bar steht auf Rollen und kann verschoben werden.


Über den Tellerrand hinausblicken

Und wie schauen bei so viel potenzieller Veränderung die Zukunftspläne von Oskar Leo und Johannes Kaufmann aus? Ein Ziel wäre es, die näheren Grenzen zum Ausland zu übertreten, Deutschland und die Schweiz würden sich anbieten. „Wir waren jetzt speziell in der Schweiz bei Wettbewerben eingeladen, auch bei einem in Deutschland. Es wäre schön, wenn wir unseren Aktionsradius vergrößern könnten.“

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