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Spannungsfelder noch und nöcher
Der Standard

Der Herbst verwöhnt mit einer Reihe lesens- und herumblätternswerter Architekturbücher. Das ALBUM stellt die interessantesten vor.

14. Oktober 2000 - Ute Woltron
Beginnen wir mit dem fettesten Wälzer: Kenneth Frampton hat darin das bisherige Gesamtwerk Álvaro Sizas untergebracht und mit Sorgfalt die Arbeiten des portugiesischen Pritzkerpreisträgers hilfs kleiner Skizzerln, Pläne und natürlich Fotografien dokumentiert. Eine Gesamtschau Sizas Werkes gab es bislang in dieser Fülle nicht, Freunde des äußerst produktiven und vielseitigen Baumannes werden an álvaro siza. das gesamtwerk (DVA, öS 1.794,-) also ihre Freude haben.

Ebenfalls erfrischend ist eine Biographie des österreichischen Kollegen Clemens Holzmeister (Haymon, öS 398,-), die deshalb besonders spannend zu lesen ist, weil weniger die Architekturtheorie als die Person Holzmeister im Vordergrund steht und als Autoren vor allem Nicht-Architekten mit dem entsprechend unverbrauchten Blick verantwortlich zeichnen.

Kein Architekt, sondern ein Architekturtyp steht im Mittelpunkt des Titels Skyscrapers (Mario Campi, ETH Zürich, Birkhäuser, öS 564,-), der die wichtigsten Hochhäuser der Welt analysiert. Die Vorstellung erfolgt standardisiert angenehmerweise jeweils auf einer Doppelseite. Kleines Manko: Die Qualität der Fotos ist nicht gerade überwältigend. Dafür werden auch Hochhäuser vorgestellt, die kurz vor der Vollendung stehen, wie der Menara Telekom Tower in Kuala Lumpur von Hijjas Kasturi und Renzo Pianos eleganter Philip Street Office Tower in Sydney.

Eine theoretische Auseinandersetzung mit dem Thema Architektur, mit dem sich wandelnden Berufsbild und den veränderten Anforderungen an den Architekten beinhaltet der Band mit dem schönen Titel Prinz Eisenbeton (Springer Wien New York, öS 405,-). Gezeigt werden hier die in den vergangenen drei Jahren unter Debatten mit Leuten wie Heidulf Gerngroß, Günther Feuerstein und Michael Mönninger entstandenen Arbeiten an der Meisterklasse von Wolf D. Prix an der Universität für angewandte Kunst Wien.

Prachtvoll ausgefallen ist der Band Le Corbusier. Paris-Chandigarh (Birkhäuser, öS 1.070,-), in dem Autor Klaus-Peter Gast Corbu im „Spannungsfeld“ zwischen Frankreich und Indien zeichnet. Das Buch richtet sich mit seinen schweren architekturtheoretischen Texten sicherlich eher an Insider, doch allein die Fotos der monumentalen Gebäude Chandigarhs sind mehr als einen Blick wert


[Zu guter Letzt drei Bücher, auf die Insider schon gewartet haben: Die Serie The IT Revolution in Architecture (Birkhäuser, je öS 143,-) von Antonio Saggion geht mit Digital Design. New Frontiers for the Objects, New Wombs. Electronic Bodies and Architectural Disorders sowie New Flatness. Surface Tension in Digital Architecture flott, interessant, konsumentenfreundlich knapp und U-Bahn-tauglich klein weiter.]

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