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Mensch, Architektur und Medien
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Die US-Amerikanerin Judith Barry erhält den 2. Friedrich Kiesler-Preis für Architektur und Kunst.

25. Oktober 2000
Mit 750.000,- Schilling
(Euro 54.506,-) ist der Friedrich-Kiesler-Preis für Architektur und Kunst nicht nur der höchst dotierte österreichische Kunstpreis, auch weltweit zählt er zu den höchsten Auszeichnungen dieser Art. Mit diesem von der Stadt Wien, der Republik Österreich und der Friedrich und Lillian Kiesler Privatstiftung vergebene Preis wird alle zwei Jahre eine Künstlerpersönlichkeit ausgezeichnet, deren Werk der experimentellen und innovativen und vor allem grenzüberschreitenden Haltung Friedrich Kieslers entspricht.

Heuer wurde die 1954 in Columbus, Ohio geborene Künstlerin Judith Barry von einer internationalen Jury (Massimiliano Fuksas, Zaha Hadid, Vittorio M. Lampugnani und Peter Weibel) unter dem Vorsitz von MAK-Direktor Peter Noever nominiert. Durch diese Nominierung öffnet sich der Friedrich Kiesler-Preis auch für multidisziplinäre, grenzüberschreitende und innovative Experimente.

Denn Judith Barry ist eine äußerst vielseitige Künstlerpersönlichkeit. Zuletzt war sie auf der Architektur Biennale in Venedig vertreten. Sie untersucht in ihren Multimedia-Installationen, Videoproduktionen und theoretischen Schriften die komplexen Wechselwirkungen zwischen Mensch, Architektur und Medien. Architektur offenbart die Beziehung des Menschen zur Welt, in der er lebt. Als Massenmedium beeinflusst sie das soziale Verhalten des Individuums.


Privat und Öffentlich

Judith Barry zielt in ihrer Arbeit auf die wechselseitige Beziehung zwischen menschlicher Vision, historischem Gedächtnis und Architekturwahrnehmung. Ihr Interesse gilt dabei besonders der Verwendung und Konstruktion privater und öffentlicher Räume. Sie bedient sich dabei verschiedenster Technologien. Video- und Diaprojektion, Computergrafik, Überwachungstechnik und andere Formen elektronischer Kommunikation bilden den Schnittpunkt zwischen visuellen Künsten, Architektur und Urbanismus, wodurch der traditionelle architektonische Raum eine zusätzliche Dimension erfährt.


Auseinandersetzung mit Kiesler

Vielfältige konzeptionelle Fäden verbinden das theoretische Denken und künstlerische Arbeiten von Judith Barry mit dem Werk Friedrich Kieslers. Anknüpfungspunkte bietet vor allem Kieslers visionäre „correalistische“ Theorie, deren Kern die Auseinandersetzung mit der kontinuierlichen Wechselbeziehung zwischen dem Menschen und seinem natürlichen und technologischen Umfeld bildet. Judith Barry verstärkt diese Tendenz, indem sie den Betrachter zu einem gleichwertigen aktiven, produktiven und interaktiven Ziel ihres Werkes macht.

Der Preis wird am 23. November 2000 durch den Wiener Bürgermeister Michael Häupl, und den Kulturstadtrat, Peter Marboe, im Wiener Rathaus verliehen.

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