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Architekt, Lehrer, Reibebaum
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Spaniens wohl bekanntester Architekt, Jose Rafael Moneo, kämpft um die Realisierung seiner Prado-Umbauten.

6. November 2000 - Roland Schöny
Angesichts der Bedeutung von Rafael Moneo könnte man fast mit einer Standardformulierung operieren und ihn als Doyen der spanischen Moderne bezeichnen. Das Auftreten des heute 63-jährigen Vordenkers einer gegenwartsbezogenen Baukunst aber widerspricht einer solchen Apostrophierung. Obwohl Rafael Moneo weit über die Grenzen Spaniens hinaus als Autorität seines Fachs gilt, gibt er sich unprätentiös und zurückhaltend.


Stille Bauten

Person und Werk scheinen in einem Zusammenhang zu stehen. Denn José Rafael Moneos Bauten zeichnen sich nicht nur durch klare übersichtliche Formen, Leichtigkeit und Lichtdurchlässigkeit aus. Durch ihr Aussehen drängen sie sich auch nicht in den Vordergrund, sondern zeichnen sich durch kompakte Volumen mit hoher Dichte aus.
Die Innenräume wirken durchdacht und mit Sorgfalt für Details gestaltet, was durchaus als Besonderheit gesehen werden kann. Denn allzu oft wirken moderne Bauten bloß wie interessante Ikonen, solange man deren Abbildung in Zeitschriften ansieht. Deren Innenräume jedoch bleiben oft vernachlässigt.

Eine weitere Besonderheit: Rafael Moneo gilt als viel geachteter Lehrer und Vermittler von Architektur. Zu unterrichten sieht er als wesentlichen Teil seiner Arbeit, weil er dadurch, wie er sagt, seine eigenen Ideen in Frage stellen und ausdifferenzieren könne. Wenn Rafael Moneo vom Dialog mit seinen Studenten spricht, dann ist das auch ein Statement gegen die Schnelllebigkeit. Ebenso wie seine eleganten Bauten, deren Architektur zeitlos aktuell wirkt.


Kristallwelten

Wie komplex verzahnt einzelne Gebäudeteile gestaltete sein können, zeigt der Entwurf der Pilar und Juan Miro Foundacion in Palma de Mallorca. Ein Ausstellungsgebäude, das sich auf einer Anhöhe befindet und aus einem eleganten Längstrakt mit sachlichen Arkaden an einer Seite besteht, von dem dann weitere Gebäudeteile mit sternfömigem Umriss wegführen.

Ein Konzert- und Kongresshaus in San Sebastian wiederum ist durch zwei kristallförmige gläserne Teile charakterisiert. Im Inneren schweben zwei Auditorien aus Stahlbeton zwischen feinen Wänden aus gebogenen Glassegmenten. Sie befinden sich über einem massiven Unterbau. Ein geschütztes, urban aussehendes Gefüge ist so entstanden, für das Glas als Hauptwerkstoff verwendet wurde, weil Glas gegenüber der salzigen Meeresluft besonders resistent ist.


Den Stein zum Sprechen bringen

Überhaupt achtet Rafael Moneo sehr genau auf die Materialauswahl. Das Davis Museum in Massachussets weist eine Ziegel-Fassade auf. Für ein Büro und Shopping Center an der breiten Diagonal in Barcelona wiederum verwendete er römischen Travertin-Stein. Denn erst durch die Wahl des passenden Materials, meint Rafael Moneo, werde ein Gebäude zum sprechen gebracht.


Urbaner Spezialist

Wegen seiner differenzierten Konzepte gilt Raffael Moneo als Spezialist für Architekturentwürfe, die in einem Dialog mit dem jeweiligen städtischen Umfeld stehen. Gestalterisch reagiert er auf urbane Strukturen, um einen als unvollständig gedachten Text der Stadt weiterzuschreiben. Im Fall der Erweiterung des Prado in Madrid ist ihm das allerdings noch nicht gelungen.

Um 6000 Quadratmeter soll der bedeutende Museumsbau erweitert werden. Auf Grund der speziellen Lage im bebauten Gebiet kam Rafael Moneo auf die Idee, die angrenzende Kirchenruine St. Hieyronymus zu überbauen.

Während er davon überzeugt ist, dass die historische Architektur dadurch gerettet werden könne, lehnen viele Madrider sein Vorhaben ab.


Für und wider

Der Direktor des Prado Fernando Checa erklärt, dass die Erweiterung dringend notwendig wäre und sogar der Erzbischof von Madrid und die spanische Kulturministerin Esperanza Aguirre haben eine Vereinbarung unterzeichnet, wonach das Konzept verwirklicht werden könne. Aber seit die spanische Tageszeitung ABC Moneos Vorschlag veröffentlicht hat, laufen heftige Kontroversen rund um das Projekt.

Rafael Moneo selbst ist zwar zuversichtlich, aber dennoch überrascht, dass er, dem bisher eine fast ungeteilte Anerkennung galt, derart in Kreuzfeuer geraten ist. Obwohl er nicht wisse, was noch passieren wird, ist er davon überzeugt Prado helfen und die Probleme lösen zu können. Letztlich aber, so glaubt er, könne eine solche Diskussion dazu beitragen, dass wesentliche Fragen der Architektur öffentlich ausdiskutiert werden.

Ausgestanden ist die Debatte rund um die Erweiterung des Prado in Madrid nach einem Konzept des Architekten Raffael Moneo noch nicht.

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