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Stadt-Visionen
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Massimiliano Fuksas porträtiert von Gernot Zimmermann.

6. November 2000 - Gernot Zimmermann
Sein Twin-Tower am Wienerberg, an der Südausfahrt Wiens ist für Fuksas die Vollendung einer alten urbanen Logik - eine neue Skyline ist entstanden.

Massimiliano Fuksas weiß, dass die Zukunft der Stadt heute ganz anders ausschaut. Sie hat schon längst begonnen, postuliert er. In seinem Konzept der Magma-Cities ist die Stadt eine Agglomeration, ein Ort, an dem es keine ordnende Idee, kein fundamentales Prinzip mehr gibt, das im 19. oder 20. Jahrhundert noch die Stadt geregelt hatte. Es gibt keine typischen Elemente des Städtebaus mehr. Das historische Zentrum wird immer kleiner. Rundherum gibt es Peripherie, manche nennen es Chaos.


Mega-Cities und Favelas

Das Chaos besetzt Massimiliano aber durchaus positiv. Die Mega-Cities vor allem in Asien wachsen mit einer Geschwindigkeit, die kaum nachzuvollziehen ist. Fuksas nennt als eine der extremsten Städte Kalkutta, das eine eigene, anarchische Lebensform entwickelt, jenseits von öffentlicher Stadtplanung. Auch die Favelas, die Elends-Slums Südamerikas, findet Fuksas spannender als jeden Versuch sozialer Architektur.

Was ist aber die Antwort des Architekten auf diese Entwicklungen? Fuksas: „Der Architekt muss auch heute das Existierende modifizieren. Vom ästhetischen Diskurs müssen wir zurückkehren zum Ursprung des Architekten, wir müssen den Leuten ein gutes Leben ermöglichen, mehr als nur ein schönes Haus. Wir sind ja Alchemisten, Magier, wir schaffen Emotionen wenn wir als Architekten Künstler sind. Wir müssen in diesem riesigen Magma der Stadt neue Orte kreieren“.


Projektvielfalt

Der 1944 in Rom geborene Architekt und Designer Massimiliano Fuksas, der Büros in Wien und Paris unterhält und an den verschiedensten Hochschulen gelehrt hat, von der Columbia University in New York bis hin zur Akademie der Bildenden Künste in Wien, betreut derzeit gleich mehrere Projekte in Hamburg, Rom oder Turin. Sein Friedenszentrum in Jiaffa in Israel will er trotz der derzeitigen Konflikte zwischen Israelis und Palästinensern bauen: Das sei eben das utopische Potential der Architektur, das er lebe, meint Fuksas.

Dieses Potential hat Fuksas auch in der von ihm geleiteten Architektur-Biennale heuer in Venedig gezeigt: weniger Ästhetik, mehr Ethik, hieß die polemische und engagierte Devise. Und obwohl er sich mit der Biennale-Leitung überworfen hat, zieht Fuksas eine positive Bilanz daraus: „Die Atmosphäre für die Architektur ist heute sehr gesund. In Zukunft wird man vielleicht noch mehr von den jungen, als auch von den heute älteren Architekten sprechen“.

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