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Museum der Architektur
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Eine der vielen künftigen Einrichtungen im Wiener Museumsquartier ist das AZW, das Architektur Zentrum Wien. Im Jahr der Fertigstellung des MQ-Komplexes eröffnet das AZW in Etappen.

23. Januar 2001
Noch ist alleine der Zugang zum Architektur Zentrum Wien (AZW) im Museumsquartier eine Pfadfinderleistung durch nahezu unzugängliches Terrain. Doch die noch bis in den Frühsommer dauernde umbaubedingte Ausstellungspause wurde für großzügige Erweiterungsmaßnahmen genutzt.

„Kaum jemand weiß, dass sich das AZW verdoppelt“, meint AZW-Leiter Dietmar Steiner. Das soll sich ändern: In einem Pressegespräch stellte Steiner die neuen, noch im Ausbau befindlichen Räumlichkeiten und einen Eröffnungsfahrplan vor, der 2001 dem AZW gleich drei Mal Aufmerksamkeit sichern soll.


Mythos Baustelle

Mit rund 16 Angestellten und einer Nutzfläche von mehr als 2.000 Quadratmetern sei das AZW künftig „international vergleichbar“, so Steiner.

In der alten Ausstellungshalle mag sich mancher auch künftig auf einer Baustelle wähnen: Die rohe Mauerstruktur der Innenwände wird hier gestaltendes Element bleiben.

„Wir pflegen den Mythos der Baustelle weiter, auch als Kontrapunkt zu den schönen, glatten Neubauten des Museumsquartiers.“ Schließlich wolle man mit den in der Ausstellung gezeigten Architekturen punkten und nicht mit der Raumgestaltung.


Rosefeldt + Steinle

Die Wiedereröffnung der „Alten Halle“ am 27. Juni bildet den Auftakt zu einer dreistufigen, bis in den Oktober reichenden Eröffnung des neuen Zentrums. Auch hier setzt das AZW auf Gegenläufiges:

Es zeigt in der Ausstellung „Detonation Deutschland“ die von Julian Rosefeldt und Piero Steinle als Videoinstallation gestaltete Dokumentation von Gebäudesprengungen der deutschen Nachkriegsjahre, von NS-Herrschaftssymbolen bis zum Berliner Stadtschloss. Steiner: „Damit verweisen wir in einem Bauboom von heute auf die Endlichkeit von Architektur und geben auch einen sehr guten Kommentar zur Situation hier vor Ort.“


Architektur und Café

Am 12. September wird die zweite Stufe der „Eröffnungsrakete“ gezündet: „Kurz bevor die großen Neubauten im Museumsquartier eröffnet werden, sperren wir unsere Cafeteria auf. Das wird der einzige Ort im Architektur Zentrum, wo wir uns architektonische Gestaltung erlauben.“

Bewusst wurde auf das Engagement österreichischer Architekten oder Stars der internationalen Baukunst verzichtet, sondern ein Architekturteam aus Bordeaux engagiert, das „unserer Identität der selbst gewählten Armut entspricht. Das wird eine sehr schräge Angelegenheit, eine echte Überraschung!“


Am Ziel

Am 10. Oktober wird mit der ersten Ausstellung in der „Neuen Halle“, die rund 300 Quadratmeter Ausstellungsfläche bietet, der Eröffnungsreigen abgeschlossen. Dazu entfachen die Gestalter Eichinger oder Knechtl einen „Sturm der Ruhe“, widmen sich der Suche nach einer „Architektur des Lapidaren“ in den Bereichen Architektur, Design, Kunst, Mode und Alltag und beantworten die etwas kryptisch formulierte Frage: „Gibt es eine neue Architektur jenseits kulturindustrieller Aufmerksamkeit und Verwertung?“


Pichler: Das Haus

Parallel dazu wird in der „Alten Halle“, die künftig vorwiegend von kleinen Eigenproduktionen oder der eigenen Sammlung bespielt werden soll, mit „Walter Pichler: Das Haus“ ein elementares, fensterloses, steinernes Gebäude mit Glasdach präsentiert, das der bekannte österreichische Künstler derzeit in Südtirol errichtet.


Öffentliche Gelder

Bei der öffentlichen Dotierung des AZW hofft Dietmar Steiner auf eine Nachbesserung der Subventionen, die dem ausgeweiteten Betrieb Rechnung tragen. Derzeit beläuft sich die Förderung aus öffentlicher Hand auf 15 Millionen Schilling jährlich (zehn Millionen davon von der Stadt Wien, fünf Millionen vom Bund), hinzu kommen drei bis fünf Millionen Schilling jährlich aus Einnahmen und Sonderförderungen. Für den erweiterten Betrieb im laufenden Jahr werden aber insgesamt mindestens 26 bis 30 Millionen gebraucht, „eher 30“, betonte Steiner.

Obwohl mit erhöhten Einnahmen vor allem aus der Verpachtung der Cafeteria gerechnet werden kann und Steiner auf die Lukrierung von fünf Millionen Schilling Sponsorengeldern jährlich hofft, werde der Betrieb ohne erhöhte Förderungen „schwierig“. Die vom Museumsquartier veröffentlichte erwartete Besucheranzahl für das AZW beträgt 100.000 jährlich.

Auf derartige Schätzungen will Steiner sich jedoch noch nicht festlegen. „Das kann man noch nicht sagen. Vergleichbare Institutionen in Europa haben zwischen 30.000 und 60.000 Besucher im Jahr. Bei uns hängt vieles vom Erfolg des gesamten Museumsquartiers ab.“


www.architekturmuseum.at

Gesichert ist dagegen die Ausweitung der wissenschaftlichen Forschung. Friedrich Achleitner hat zehn Millionen Schilling aus der Ankaufssumme seines einzigartigen Architekturarchivs zur Verfügung gestellt. Die Erträge aus der angelegten Summe kommen der Forschung zugute, sodass nun mit vollem Elan am Aufbau eines „virtuellen Architekturmuseums“, das die österreichische Architektur des 20.Jahrhunderts erschließen soll, gearbeitet wird.

Für Mitte März ist jedenfalls bereits der Relaunch der Homepage samt umfangreicher Datenbank angekündigt. Steiner: „Ich halte es für sensationell, was da ausgekocht wurde.“

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