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Garten Eden
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Der Frühling ist nicht mehr weit.

16. Februar 2001 - Matthias Osiecki
Ob als Lied wie in Schumanns „Frühlingsnacht“ („Über'm Garten, durch die Lüfte ...“) oder im Bild festgehalten wie bei Claude Monet, dessen zweite Leidenschaft nach dem Malen die Gartengestaltung war - der Garten hatte schon immer eine besondere Bedeutung für den Menschen. Er dient der Erbauung und Zerstreuung, der Erholung sowie zur Beruhigung und Stärkung der Psyche. Nicht zufällig werden paradiesische Zustände mit dem Begriff „Garten Eden“ gleichgesetzt. Seit der Antike haben Gartengestalter wahre Kunstwerke erschaffen, die ihre Epoche nachhaltig prägten.


Gärten als Ort der Erholung

Beispiele zeigen, wie sich die Art der Zerstreuung im Laufe der Zeiten wandelte: Im alten Ägypten ließen sich die Pharaonen von in goldenen Netzen gehüllten Mädchen über kunstvoll angelegte Zierteiche rudern. In seiner Villa in Tivoli konnte der römische Kaiser Hadrian seine Gäste in einem Speisesaal bewirten, der von Kaskaden und Springbrunnen umgeben war.


Zähmung der Natur

Im Laufe der Zeiten hat der Wunsch des Menschen, die Natur zu zähmen, mannigfache Formen der Gartengestaltung hervorgebracht: Vom streng durchkomponierten Barockgarten über die Parterres und Alleen in Versailles bis zu den bunten Rabattender englischen Landhäuser. Ausgehend von England wuchs die Ablehnung des Formalismus im Gartenbau - es entstand der sogenannte „Englische Garten“. Im 19. Jahrhundert wurden dekorative Elemente wie Terrassen wiederentdeckt, auch Springbrunnen kamen wieder in Mode. In den letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts setzte die Gartenarchitektur sehr auf visuelle Effekte: Pools und Gartenteile wurden beleuchtet, Mauern in leuchtenden Farben gestrichen.


Neues Bewusstsein in Österreich

In den letzten Jahren hat sich auch in Österreich jene Tendenz durchgesetzt, die in Europa bereits seit Jahrzehnten besteht: Historische Parks und Gartenanlagen als eigenständiges Kulturerbe zu betrachten und zu pflegen. „Es ist in dieser Hinsicht neues Interesse entstanden“, stellt Geza Hajos, Leiter der Abteilung für Gartenarchitektur im Bundesdenkmalamt, fest.

Mittlerweile wurden mehr als 100 Parkpflegekonzepte von der Behörde erstellt. Aber auch immer mehr private Gartenbesitzer wenden sich an das Bundesdenkmalamt, um sich beraten zu lassen. Dem wachsenden Interesse wurde Rechnung getragen, als am vorjährigen Europäischen Tag des Denkmalschutzes historische Gärten und Parks in ganz Österreich zur freien Besichtigung geöffnet wurden.


Gesetzesnovelle schützt Gärten

Mit der Novelle zum Denkmalschutzgesetz hat Österreich seit dem Vorjahr - als letztes Land Europas - endlich jene Lücke geschlossen, mit der historische Grünanlagen geschützt werden. Mit dieser neuen Regelung können nun 56 ausgewählte Parks und Gärten unter Schutz gestellt werden.


Lange Zeit vergessen

„Vergesst mir meinen Garten nicht!“, hatte Prinz Eugen beim Bau seines Schlosses Belvedere die Architekten ermahnt. Er sprach auch von seinem „Garten am Rennweg“. Und es war kein Zufall, dass er Dominique Girard, einen Schüler von Le Notre, den Schöpfer des Parks von Versailles, mit der Ausgestaltung des Schlossgartens beauftragte. Bis zur Zwischenkriegszeit hatte die Gartengestaltung einen gleichrangigen Stellenwert wie die Architektur. Obwohl das kleingewordene Österreich oft unter größten Anstrengungen darum kämpfte, seine Hochkultur-Traditionen zu erhalten, trat im Bereich der Gartenkunst aber eine negative Veränderung im öffentlichen Bewusstsein ein.


Großprojekte in Österreich

Zahlreiche Großprojekte wurden in den letzten Jahren in ganz Österreich umgesetzt: so werden die Restaurierungsarbeiten im Schönbrunner Schlosspark an der Römischen Ruine und am Obelisken im kommenden Jahr abgeschlossen sein. Der „Kammergarten am Keller“ seitlich des Schlosses wurde inzwischen rekonstruiert. Bis zu etwa 80 Prozent sind bereits die Arbeiten im Grünbereich des Belvedere-Gartens abgeschlossen. In etwa 4 Jahren soll der Gartenbereich vollständig fertiggestellt sein. Beim baulichen Teil, wie den Kaskaden, Skulpturen und Springbrunnen, werden die Sanierungsarbeiten noch längere Zeit in Anspruch nehmen.

Fortgeschritten sind die gartenarchitektonischen Arbeiten im Schloss Laxenburg. Hier wurde im Zuge der Sanierung der Franzensburg eine Neubepflanzung durchgeführt. Bereits abgeschlossen wurden die Arbeiten im Stiftsgarten von Melk sowie im Hofgarten des Stiftes Seitenstetten, der durch neue Bestandteile ergänzt wurde.


[Tipp:
„Gartenkunst im Spiegel der Jahrhunderte“ von Philip de Bay & James Bolton, Collection Rolf Heyne, ATS 500,- / Euro 34,76, ISBN 3453185773.]

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