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Verfechter der Moderne
Neue Zürcher Zeitung

Zum Tod des Architekten Helmut Hentrich

10. Februar 2001
Er war einer der letzten Zeugen des Dessauer Bauhauses: Noch im August des vergangenen Jahres schilderte der 1905 geborene Helmut Hentrich in lebendigen Bildern, wie Gropius im Dezember 1926 zur grossen Bauhaus-Eröffnungsfeier einlud. 350 Menschen, die Prominenz des europäischen Geistes- und Kunstlebens, fanden sich in der kleinen Aula des Bauhauses zusammen. «Ich glaube nicht, dass sich sonst je in diesem Jahrhundert so viele bekannte Leute in einem so kleinen Raum zusammenfanden», bemerkte er nicht ganz unbescheiden und fügte hinzu: «Ich bin der letzte Überlebende.» Trotz seinem Architekturstudium bei Poelzig fühlte er sich zum Neuen Bauen hingezogen. Seine Ausbildung im New Yorker Büro von Norman Bel Geddes muss Hentrich in dieser Überzeugung gestärkt haben. Deswegen war es kaum erstaunlich, dass er in den Düsseldorfer Nachkriegsjahren der erste Architekt war, der kongenial den International Style umsetzte. Das 1953 errichtete «Aluminiumhaus» steht in seiner schlichten Eleganz den Bauten der klassischen Moderne keineswegs nach. Doch Höhepunkt des neuen Düsseldorf wurde das 1960 vollendete «Dreischeibenhaus» des Thyssen-Konzerns. Nun ist Helmut Hentrich, der Erbauer dieser Ikone der deutschen Nachkriegsmoderne, in der Nacht zum Donnerstag im Alter von 95 Jahren gestorben.

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