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Schnitte durch Terragni
Neue Zürcher Zeitung

Ausstellung in Frankfurt am Main

24. März 2001
Giuseppe Terragni war der bedeutendste italienische Architekt der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts - und er war Faschist. Sein Œuvre ist Beleg dafür, dass sich eine rechtsorientierte politische Gesinnung sehr wohl mit den rationalistischen Formen der Moderne vereinbaren liess - und es stempelt auch die entschuldigende Argumentation mancher Funktionalisten gerade in Deutschland zur Makulatur, Industriebau im Stil des Neuen Bauens sei als oppositionelles Statement zu bewerten. Zeitgenössische Hochglanzpublikationen beweisen das Gegenteil. Bewusst konzentriert sich die jetzige Ausstellung im Gartensaal des Deutschen Architektur-Museums (DAM) Frankfurt am Main allein auf die künstlerische Dimension der Werke von Terragni. Ausgestellt sind knapp 20 Holzmodelle seiner wichtigsten Bauten im Massstab 1:50, die in mehrjähriger Arbeit an der Fachhochschule Hamburg angefertigt wurden und sich auch auseinander schieben lassen, so dass sie den Querschnitt preisgeben. Die Modelle, die zuvor schon in Hamburg, Berlin und Gelsenkirchen zu sehen waren, werden ergänzt durch Fotos einiger Terragni-Bauten von Klaus Frahm - sowie durch ein gewaltiges 1:20-Modell des «Danteum», einer an der Via dell'Impero zwischen dem Monumento Vittorio Emanuele II und dem Kolosseum in Rom geplanten, aber nie realisierten Dante-Weihestätte.


[Bis 8. Mai. Katalog: Giuseppe Terragni. Modelle einer rationalen Architektur. Hrsg. Jörg Friedrich u. Dierk Kasper. Niggli-Verlag, Sulgen 1999; 104 S., Fr. 48.-.]

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