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Speisen im Grünen
Neue Zürcher Zeitung

Zwei Parkcafés in Düsseldorf

6. April 2001 - Hubertus Adam
In der jüngsten Vergangenheit nutzte man das Instrument Gartenschau in Nordrhein-Westfalen, dem bevölkerungsreichsten deutschen Bundesland, um Industriebrachen in Naherholungsgebiete umzuwandeln. Mit der Landesgartenschau 2002 wird nun Neuland betreten: Sie findet nicht an einem Ort, sondern - nach dem Vorbild der Internationalen Bauausstellung Emscher Park - dezentral statt, und Ziel ist statt der Anlage neuer der Erhalt alter Parkanlagen. Sieben historische Parkanlagen sollen in den kommenden beiden Jahren restauriert werden. Zudem entstehen zwei Museen zur Geschichte der Gartenkunst: eines in Schloss Dyck bei Neuss, das sich den Parks und Gärten der Region widmet, eines in Schloss Benrath, das die europäische Gartenkunst unter künstlerischen und philosophischen Fragestellungen behandeln soll.

Schloss und Garten des 1929 nach Düsseldorf eingemeindeten Benrath entwarf Nicolas de Pigage für Kurfürst Karl Theodor. Während das in der Art einer «maison de plaisance» zwischen 1756 und 1770 errichtete Schloss in den vergangenen Jahrzehnten restauriert wurde, gingen wesentliche Charakteristika der zugehörigen Parkanlage durch mangelnde Pflege verloren. Nun endlich können die Wegführungen wiederhergestellt, die Konturen der Teiche, Kanäle und Weiher rekonstruiert und das Gartenparterre vor dem zum Teil erhaltenen Vorgängerbau neu angelegt werden. Für die mediterranen Kübelpflanzen, die nach historischem Vorbild im Sommer auf der Schlossterrasse vor der Achse des Spiegelweihers Aufstellung finden, entsteht nach Entwürfen des Düsseldorfer Büros Petzinka, Pink + Partner der Neubau einer Orangerie. Das ellipsoide, im Querschnitt parabelförmige Gebäude besteht einzig aus gebogenen gläsernen Röhren und dient nicht allein als gärtnerischer Zweckbau, sondern zugleich als Restaurationsbetrieb.

Weniger überzeugt indes ein weiterer Cafépavillon auf dem sogenannten «Ananasberg» im Düsseldorfer Hofgarten. Als nach dem Frieden von Lunéville 1801 die Schleifung der alten Befestigungsanlagen angeordnet wurde, entstand auf dem Gelände des Glacis ein Park im englischen Stil, der durch die Achse der Königsallee erweitert wurde. Napoleon schenkte 1811 alle Befestigungswerke und vorgelagerten Freizonen der Stadt mit der Auflage, sie zu bepflanzen und mit öffentlichen Spazierwegen zu erschliessen. Die Modellierung des Hofgartens durch den Gärtner Maximilian Friedrich Weyhe ist bis heute erhalten, doch wird der Park inzwischen durch eine Reihe von verkehrsreichen Strassen durchschnitten. Ein Café-Restaurant auf dem in der Achse der Königsallee gelegenen Ananasberg, auf dem sich der preussische Prinz Friedrich in den dreissiger Jahren des 19. Jahrhunderts Ananasbowle servieren liess, soll die Aufenthaltsqualität nun stärken. Schlug Günther Zamp Kelp eine - vielleicht allzu anekdotische - netzförmig strukturierte Glashülle in Form einer halbierten Ananas vor, vermag Peter Kulkas nierenförmiges Belvedere ebenso zu überzeugen wie der transparente, von kegelförmigen Elementen getragene Pavillon des Kölner Büros Gatermann + Schossig. Die Jury entschied sich indes für das ortsansässige, von dem gerade verstorbenen Helmut Hentrich gegründete Büro HPP. Die Architekten wollen einen gläsernen Riegel errichten, der zusammen mit einem quer gelagerten, natursteinverkleideten Baukörper eine Kreuzform ergibt. Auch wenn auf die Axialität der Königsallee Bezug genommen wird, wirkt dieser Entwurf leider wenig inspiriert.

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Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung

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