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Augen auf, Augen zu
Neue Zürcher Zeitung

Der Architekt Massimiliano Fuksas in einer Ausstellung in Bologna

17. April 2001 - Hubertus Adam
Im Jahre 1977 wurde an der Piazza della Costituzione in Bologna, nahe dem Messegelände, der Pavillon de l'Esprit Nouveau rekonstruiert, den Le Corbusier 1925 für die Exposition des Arts Décoratifs in Paris errichtet hatte. Im vergangenen Jahr, als Bologna europäische Kulturhauptstadt war, begann man das Gebäude für Ausstellungen zeitgenössischer Architektur zu nutzen. «Dialoghi con Le Corbusier» nennt sich die Reihe, in der unter anderen Mario Botta und Adolfo Natalini vorgestellt wurden. Ob es dieser Ausstellungsreihe bei aller löblichen Anstrengung gelingen kann, sich dem Pulsschlag der zeitgenössischen Architektur zu nähern, bleibt fraglich - zumal dieser derzeit in Italien nicht besonders laut zu vernehmen ist. Auch die jetzige Ausstellung «Massimiliano Fuksas: occhi chiusi aperti» macht das deutlich.

Die Schau gilt mit dem in Rom und Paris tätigen Leiter der letztjährigen Architekturbiennale von Venedig, der gegenwärtig zu den prominentesten und international erfolgreichsten Architekten Italiens zählt. Die zinkblechverkleidete Wohnanlage im Pariser Bastille-Quartier oder das Universitätsgebäude in Limoges mit seinen blasenförmigen Hörsälen, der strenge Baukörper der Maison des Arts in Bordeaux und die Shopping-Mall Europark bei Salzburg zeugen von Fuksas' Interesse an einer markanten, neoexpressiven Formensprache. Doch glaubt man manches schon anderenorts von anderen Autoren besser und überzeugender gesehen zu haben. Fuksas wirkt bei manchen seiner Arbeiten weniger originär als originell. Das gilt auch für den im Katalog abgedruckten Text «Magma City».

Mit dem in Bologna präsentierten Centro Congressi - einer kokonartigen, organisch geformten Skulptur inmitten einer hangarähnlichen Halle - surft Fuksas irgendwo im Fahrwasser von Frank O. Gehry und Ben van Berkel, während die Wiener Twin Towers allzu investorenfreundlich auf den Plan treten. Deutlich überzeugender zeigt sich das durch seine unregelmässigen Streifen aus Beton und Glas sedimentartig, fast archaisch anmutende Projekt eines Peace Center für Shimon Perez und Yasir Arafat im israelischen Jaffa. Nach dem Vorbild der Präsentationen in den Corderie der Biennale in Venedig soll auch im Le-Corbusier-Pavillon von Bologna die parallele Projektion von Video(clip)s die Aktualität des Architekten belegen. Während sich jedoch die Bedeutung der Projekte durch das atemlose Abflimmern relativiert, wirken die konventionell angefertigten Modelle ebenso unmittelbar wie instruktiv.


[Die Fuksas-Ausstellung im Pavillon de l'Esprit Nouveau an der Piazza della Costituzione 11 in Bologna dauert noch bis zum 21. April. Katalog: Massimiliano Fuksas: Occhi chiusi aperti. Alinea Editrice, Firenze 2001. 84 S., Lit. 25 000.-. ]

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