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Akzent an der Wasserfront
Neue Zürcher Zeitung

Ein neues Kunstmuseum für Boston

6. Juli 2001 - Hubertus Adam
Neuste Erhebungen haben ergeben, dass in den USA nicht weniger als 25 Um- oder Neubauten grosser Kunstmuseen in Planung oder im Bau sind. Fast alle Projekte wurden von international bekannten Büros entworfen: Daniel Libeskind plant für Denver, Tadao Ando für Fort Worth, Zaha Hadid für Cincinnati, Renzo Piano für Chicago, Santiago Calatrava für Milwaukee, Norman Foster für Boston, Herzog & de Meuron für San Francisco und Minneapolis. Das jüngste Museumsprojekt entsteht nun nach dem Entwurf der experimentell ausgerichteten Architekten Elizabeth Diller und Ricardo Scofidio in Boston. Im Bereich des «Fan Pier Development» im alten Hafen von Boston sollen die Architekten aus New York einen Museumsneubau mit rund 6000 Quadratmetern Nutzfläche für das Institute of Contemporary Art (ICA) errichten. In der Endrundekonnten sich Diller und Scofidio gegen die Konkurrenz von Office dA (Boston), Studio Granda (Reykjavik) und Peter Zumthor durchsetzen.

Das Kunstmuseum, zu dessen Raumprogramm auch ein Studiotheater sowie ein Medienzentrum gehören, entsteht im Rahmen einer als Public-Private-Partnership unter massgeblicher Beteiligung der aus Chicago stammenden Pritzker-Familie organisierten Restrukturierung der Hafenfront von Boston. Markantester Neubau ist das nach Entwürfen von Rafael Viñoly entstehende Boston Convention and Exhibition Center, das grösste Konferenzzentrum der Vereinigten Staaten; eine «Big Dig» genannte unterirdische Führung des Highway-Systems soll die Uferzone attraktiver machen. Das Fan-Pier-Projekt umfasst neben dem ICA auch Wohnbauten, Bürokomplexe sowie zwei Hotels. Die Pritzker-Familie, Eigentümerin der Hyatt-Kette und Stifterin des als «Architekturnobelpreis» gehandelten Pritzker- Preises, stellte das Land, auf dem das ICA bis 2004 realisiert werden soll, der Stadt für eine kulturelle Nutzung unentgeltlich zur Verfügung.

Diller und Scofidio, die ihr Büro 1979 gründeten und in Princeton sowie an der Cooper Union lehren, sind durch eine Reihe innovativer Projekte im Grenzbereich von Architektur, Design und neuen Medien bekannt geworden. In New York richteten sie unlängst die Brasserie in Mies van der Rohes Seagram Building ein (NZZ 23. 2. 01); mit dem wolkenartigen Blur Building für Yverdon sind sie überdies an der Planung für die Arteplages der Schweizer «Expo 02» beteiligt.

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Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung

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