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Privat und öffentlich
Neue Zürcher Zeitung

Der Architekt Fernando Romero

3. August 2001 - Hubertus Adam
Der Star der diesjährigen Architekturtage in Luzern war der auf Wunsch von Herzog & de Meuron eingeladene mexikanische Architekt Fernando Romero. Im Vorjahr stellte er auf der Architekturbiennale in Venedig aus. Nun gilt eine bis zum 12. August dauernde Einzelausstellung der Berliner Architekturgalerie Aedes West dem Schaffen seines Büros LCM (Laboratorio de la Ciudad de México). Der 1971 in der Stadt Mexiko geborene Romero arbeitete zunächst bei Enric Miralles und Jean Nouvel, bevor er in Rem Koolhaas' Office for Metropolitan Architecture in Rotterdam eintrat, wo er als verantwortlicher Projektarchitekt den siegreichen Entwurf für die Konzerthalle in Porto vorlegte. Das diamantartige Gebilde, an dem zurzeit gebaut wird, erlebt in dem für einen Kunstsammler in Guadalajara entworfenen Wohnhaus seine intelligente Metamorphose: Das Innere des Wohnkristalls wird auf der Ebene des Obergeschosses durch eine schwebende, zu den Fensteröffnungen hin ausgreifende Struktur gegliedert, welche die Privaträume birgt. Die Frage nach dem labilen, ständig neu zu definierenden Gleichgewicht von privat und öffentlich verbindet die in Berlin ausgestellten Projekte. Beim «M House» sind die Raumbereiche in zwei gestaffelten Ebenen angeordnet, deren geneigte Dächer die dogmatische Orthogonalität der Moderne subtil konterkarieren; «Anexo D» ist der schneckenartige, für die Kinder genutzte Anbau an ein Haus aus den fünfziger Jahren.

Auch wenn Romero seine Herkunft weder verleugnen kann noch will, ist die zeitgenössische internationale Architektur für diesen jungen «global player» eine wichtigere Inspiration. Fixpunkte für ihn sind die topologischen Diagramme von Ben van Berkel, die programmatischen Schichtungen von MVRDV, die «culture of congestion» von Koolhaas. Die Casa Ixtapa in Zihuatanejo mit ihrem grottenähnlichen Raum im Erdgeschoss stellt neben dem Haus Suro das wichtigste Projekt von Romero dar. Die eiförmige Grundrissfigur des organischen Gebildes mag ein wenig an Future Systems erinnern, und doch gelingt es dem Architekten, seinem Werk einen spezifischen Ausdruck zu verleihen, der zur modischen «blob»-Attitüde Distanz hält.

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