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Landschaftsdesign
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Den Garten nicht nur als Grünfläche zu betrachten, sondern in seinen Anlagen lesen.

17. August 2001 - Evelyn Ziegler
Ein Garten oder in seiner größeren Erscheinungsform ein Park bietet sich - besonders für uns Großstädter - als Aufenthaltsort von besonderer Qualität an. Er dient der sinnlichen und körperlichen Erholung, als Stätte der Betrachtung und ist oft beliebter Treffpunkt.

Mario Terzic, Professor an der Universität der angewandten Kunst Wien, betrachtet Garten und Park als lebende Kunstwerke. Die zwei Hauptbestandteile sind für ihn die künstlerische Idee und Formung, die absichtliche Verdichtung natürlicher Qualitäten.


Gärten begreifen

Die Neuinterpretation des Gartens ist Terzics Ziel. Die Frage „Was ist der historische Garten?“ soll im Rahmen seiner Landschafts-Projekte beantwortet werden. Besonderes Augenmerk legt er auf das Lesbarmachen, auf die Inhalte eines Gartens oder Parks. Es liegt ihm daran, die Bedeutung der „künstlerischen Felder“ hervorzuheben.

In diesem Zusammenhang kritisiert er die Organisation National Trust, die bei ihren Versuchen, Weltkulturerbe zu erhalten, die historischen Gärten nicht mehr als Kunstwerke sieht und somit der notwendigen Neuinterpretation im Wege steht.

Denn, so berichtet der Professor in einer Ö1-Diskussion, jeder Herrscher der einen historischen Garten erstellen ließ, hat seine eigene Geschichte, die er in den Garten hineinlegt. Ziel ist es, diese Geschichte zu entschlüsseln, bzw. neu zu interpretieren. Im königlichen Garten von Versaille wird z. B. die Geschichte des griechischen Gottes Apoll erzählt, der in den verschiedensten Formen in der Landschaft auftritt.


Osterley-Park

Wichtig ist für Terzic und seine Studenten des Zweiges „Landschaftdesign“, dem Gartenbesucher die Idee oder Geschichte des Künstlers zu vermitteln. Deswegen stellt er sein jüngstes Projekt im englischen Osterley-Park unter das Thema „Mediation“, zu deutsch Vermittlung.

Mario Terzic versucht, nicht nur bestimmte Pflanzen oder gewisse Materialien eines Gartens hervorzuheben, sondern die „Komposition Garten“ lesbar zu machen.

Seine Gartenarbeit sieht er als Metapher für ein umfassendes künstlerisches Agieren jenseits vom Produktdenken. Erde, Wasser, Pflanzen, Licht und Wetter sind Inspiration und Ausgangspunkt für künstlerische Arbeit.

Aber auch Spannungen müssen angenommen werden, wie Flugzeuggeräusche oder Autobahnlärm. "Wir leben im 21. Jahrhundert und deswegen müssen wir die historischen Gärten in ein neues Grundkonzept, in eine „Kernidee“ überführen", so Terzic und so werden Flugzeug- oder Autolärm zu Schallereignissen umfunktioniert.

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