Artikel

Nach Argentinien und zurück
ORF.at

Eine Ausstellung und ein Vortragsabend widmen sich dem Künstlerpaar Fridl und Walter Loos. Die in Argentinien erfolgreichen Exil-Österreicher müssen hierzulande erst wieder entdeckt werden

1. März 2002 - Nadia Rapp-Wimberger
In den letzten fünfzehn Jahren gab es zahlreiche Versuche, die Spuren der von den Nationalsozialisten Vertriebenen zu sichern und jene, die von Österreich nie zur Heimkehr aufgefordert wurden, wenigstens ins Gedächtnis zurückzuholen. So ist es auch im Fall der Modedesignerin und des Architekten Fridl und Walter Loos.

Ihrem Werk ist nun eine kleine, ambitionierte Schau im Umfeld des Museumsquartiers gewidmet. Die Schau „Fragment Fridl Loos“ ist als Impulsausstellung gedacht, der in den nächsten Jahren eine umfassende Retrospektive folgen soll. Sie wird am Freitagabend eröffnet und ist bis 10. März zu sehen.


Initiative „podroom“

Organisiert wird die Ausstellung von der Initiative podroom, die in ihrem Namen selbst schon einen sprachlichen Brückenschlag signalisiert. Podroom setzt sich aus dem slawischen Pod (= Boden) und dem englischen Room (= Raum) zusammen. „podrum“ steht aber auch für Keller, womit die subkulturelle Sphäre, in der sich diese junge Initiative bewegt, angesprochen ist.

Keine großspurigen Architekturleistungsschauen, sondern spontane Raumbespielungen an wechselnden Orten sind das Ziel der „podroom“-Initiatorin Christine Bärnthaler.


Schwierige Vorarbeit


Spontaneität war auch bei diesem Projekt gefordert. Weil derzeit viele Argentinier auf Ausreise aus ihrem krisengeschüttelten Land drängen, und die Kuratorin der Ausstellung, Teresa Esposito, keinen gültigen Pass hatte - es fehlte das Papier für neue Pässe -, wäre das Unternehmen fast gescheitert. Denn Teresa Esposito ist gleichzeitig Kuratorin, Nachlassverwalterin und Botin des Loos-Materials.


Back to Vienna

Schon vor drei Jahren erarbeitete Esposito in Buenos Aires eine große Fridl-Loos-Retrospektive. Damals arbeitete sie mit der noch lebenden Künstlerin zusammen. In Wien sind nun erstmals Originalmodelle und Entwürfe von Fridl Loos aus den 40er bis 70er Jahren zu sehen.

Klare Schnitte und eine Mischung aus europäischer Haute Couture sowie lateinamerikanischen Elementen bestimmten ihre Linie. Bei den Stoffen dominieren geometrische Formen. Manche Muster und Farben erinnern an Sonia Delaunay. Einblick in das Schaffen von Walter Loos geben zahlreiche Architektur-Fotografien.


Vorträge am Eröffnungsabend

Ergänzend zur Ausstellung bietet das benachbarte „Depot“ am Eröffnungsabend Vorträge über das Leben der beiden Künstler, über Emigranten und Emigrantinnen in Argentinien sowie über die politischen Verhältnisse im damaligen Argentinien.


Tipps

„Fragment Fridl Loos“, Kallco Raum, 1070 Wien, Breitegasse 6, Eröffnung am 1. März, 18.00 Uhr, die Schau ist bis 10. März täglich von 14.00 bis 20.00 Uhr geöffnet.


Am 1. März finden im Depot Vorträge von Sonja Pisarik, Oliver Kühschelm und Maria José Punte statt. Beginn: 19.00 Uhr.

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: ORF.at

Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroomoffice[at]nextroom.at

Tools: