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Die Imagination von Räumen
Der Standard

Verleihung des 6. Internationalen Medien- und Architekturpreises

29. März 2004 - Ulrich Tragatschnig
Die Medien und Architektur Biennale Graz hat ihr Format geändert. Nach den Plänen ihrer Leiterin Charlotte Pöchhacker sollen künftig auch Diskussionen, die den Ausstellungen oder Symposien vorausgehen, öffentlich gemacht werden, soll das gesamte Biennium für Veranstaltungen und Thinktanks genutzt werden.

Schließlich verfolgt die Biennale auch ein hehres Ziel, wenn es ihr darum geht, Architektur und Kunst miteinander in produktiven Dialog zu bringen. Von einer kritisch-künstlerischen Auseinandersetzung mit Architektur und urbanen Räumen darf ja weit mehr erwartet werden, als die Architektur oder die Stadt zum Motiv ästhetischer Anschauung zu machen.

So forderte etwa Walter Prigge schon vor Jahren, dass die Prinzipien des Städtischen die Darstellungsweise mitzubestimmen hätten, dass die Dynamik einer städtischen Kultur mit aufzuzeichnen wäre. Die vier - aus 1628 Einreichungen ausgewählten - Träger des diesjährigen, am vergangenen Freitag im Kunsthaus verliehenen Internationalen Medien- und Architekturpreises kommen solchen Vorstellungen unterschiedlich nahe.

Am nächsten kommt ihnen Eder Santos, dessen filmischer Essay Neptune's Choice die Stadt Amsterdam porträtiert. Hier gurgelt und gluckst es, ehe sich ein rasch gespielter Rhythmus über die Fetzen verwackelt dunkler Detailaufnahmen legt, die dann das Wasser als Instrument zur Kolonialisierung und Kommerzialisierung deuten wollen. Weit dokumentarischer verfährt Karl-Heinz Klopf. Seine Reportage By Way of Display referiert die taiwanesische Betelnusskultur, deren gläserne, mit allerlei bunten Blinkern aufgemachte Verkaufsboxen das Stadtbild an den Ausfallstraßen prägt.

Mädchen in knappen Uniformen versorgen die schwer arbeitende Männerwelt mit Berauschendem, was unausgesprochen auch die Frage evoziert, wie metaphorisch denn die Betelnuss zu nehmen ist. Heinz Emigholz präsentiert in unkommentiert aneinander gereihten Einstellungen die Bauten des amerikanischen Architekten Bruce Goff im Kontext ihrer biederen Nachbarschaften. Der Norweger Knut Åsdam (Preis des Landes Steiermark) stellt in Filter City ein enigmatisches Kammerspiel in die trostlose Umgebung eines Vorortes von Istanbul, verhandelt so - einer stillen Poesie verpflichtet - manche Beziehungslosigkeit.

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