„Ich möchte das Wortfeld so interpretieren: Man kann immer davon ausgehen, dass ein Raum in den nächsten führt, dass ein Raum nie für sich steht, dass erst die Verkettung oder das In-den-Maßstab-, In-Beziehung-Setzen den Ort auch als Raum begreifbar macht. Ein Ort wird eigentlich erst zu einem solchen, weil ein Weg hin geführt hat und einer wieder wegweist. Und das wäre schon die Metapher, die nicht nur in die Geometrie und die Volumetrie – also eine physische Dimension – führt, sondern auch in eine zeitliche. Es gibt eben in sich gerundete zeitliche Einheiten, ein Gespräch, eine Betrachtung, Lektüre, das Hören einer Sequenz, die in ihrer Dichte darauf verweisen, dass es ein Davor gegeben hat und ein Danach geben wird, entlang des gewiesenen Weges, mit der einmaligen und unwiederholbaren Erfahrung von wo man herkommt und wo es einen hinzieht.

Im Bauwerk ist das immer eine Folge von Räumen, von Zugängen, von Schwellen, und es gibt diese Dramaturgie darin, der man folgen oder die man selber finden und auch zu finden lernen kann. So auch in der städtischen Topografie, ähnlich in einer bewusst gesetzten und entworfenen Architektur. Schlussendlich bereiten ja alle unsere Bauwerke eine Bühne für das Leben und die Beziehungen. Die Funktionalität ist eben nicht am kürzesten Weg zu messen, sondern es geht um die interessanteste Verwebung und Verknotung im Kontext. Das sind im Endeffekt Wege und räumliche Zusammenhänge, die wie Trittsteine über und durch die Räume, die Stadt führen.“

Ernst Beneder, geb. 1958, Architekt, Wien. Ein Bauwerk ist immer auch eine Folge von Räumen. Bei den vielen von der Arbeitsgemeinschaft Beneder Fischer geplanten sakralen Bauten wird die Bedeutung von sinnvollen Wegen für Dramaturgie und Inszenierung der Liturgie besonders deutlich.