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„Schönheit als Therapie“

Von Manhattan über Paris, Athen, Peking bis Wien – die Publizistin Victoria Newhouse begleitet seit Jahrzehnten mit ihren Büchern und jetzt auch mit einem Podcast Spitzenleistungen der Architekturmoderne.
30. August 2025 - Hans Rauscher
In den Industrieländern der Welt ist eine Art grüne Wiedereroberung urbanindustrieller Flächen im Gang. Zuletzt errichtete Paris auf der ehemals versiegelten Fläche vor dem Rathaus einen kleinen Wald.
Ein Trend, den die amerikanische Architekturpublizistin Victoria Newhouse bereits 2021 ausführlich dokumentierte. In dem Prachtband Parks of the 21st Century (gemeinsam mit Alex Pisha) zeichnet sie „wiedererfundene Landschaften, wieder in Besitz genommene Territorien“ nach: von Nordamerika über Europa bis China beschreibt sie mit vielen Fotos und Grafiken, wie ehemalige Industriebrachen, Autobahnen, Bahnstrecken, Airports, Hafenanlagen begrünt und von trostlosen modernen Wüsten in neue städtische Lebensräume umgewandelt wurden.
Victoria Newhouse nennt sich selbst eine „Architektur-Historikerin“. Sie hat über die Jahrzehnte mit ihren opulenten, genau recherchierten Büchern die Entwicklungen in der internationalen Weltklassearchitektur geschildert und begleitet. 1998 interpretierte sie in Towards a New Museum den „bedeutenden Wandel in der Museumsarchitektur“: „Man blickt nicht mehr nur auf ein Objekt, sondern heute will jeder in der kulturellen Welt eine Erfahrung, sozusagen ein theatralisches Erlebnis“, sagt sie im Gespräch mit dem STANDARD.
Giganten der Architekturwelt
Und jetzt? Jetzt startet sie am 1. Oktober einen Podcast: Insights: Art and Architecture . Die Giganten der Architekturwelt, alle jenseits der 80, werden von ihr interviewt: Frank Gehry (96) diskutiert das Guggenheimmuseum, das er für eine Milliarde Dollar in Abu Dhabi gebaut hat. Es folgen Rem Koolhaas (8o). Er spricht über den Ausbau des NYC New Museum, das demnächst eröffnet. Dann Mosche Safdie (87), Raj Rewal (90) und Peter Eisenman (93).
Victoria Newhouse selbst ist 87. Warum macht sie das? „Weil ich „einfach sehr neugierig bin. Ich hoffe, Bewusstsein für neue Entwicklungen in der Architektur zu wecken.“
Seit Jahrzehnten reist Victoria Newhouse durch die Welt, um verblüffende, bedeutende und richtungsweisende Architektur zu entdecken und zu beschreiben. Zu Wien hat sie eine besondere Beziehung, die sich auch aus der Bewunderung für den verstorbenen Architekten Hans Hollein ergab. Hollein erhielt 1985 den „Nobelpreis für Architektur“, den Pritzker Price.
Victoria Newhouse kam mit ihrem 2017 verstorbenen Gatten S. I. („Si“) Newhouse jr. oft nach Wien, wo sie zahlreiche Freunde in der künstlerischen und intellektuellen Szene hat. Si war Eigentümer des Magazin-Imperiums Condé Nast, zu dessen Flaggschiffe u. a. The New Yorker, Vogue, Vanity Fair, Architectural Digest gehören. Soeben ist ein Buch des New York Times -Journalisten Michael M. Grynbaum erschienen, Titel: Empire of the Elite: Inside Condé Nast, the Media Dynasty That Reshaped the World . Ein bezeichnendes Kapitel heißt: „Die Concorde-und Kaviar-Ära bei Condé Nast“.
Victoria Newhouse ist in Manhattan geboren, arbeitete eine Zeit in Paris, New York war aber lange ihr Bezugspunkt – bis sie jetzt nach Kanada (Montreal) übersiedelte.
Renzo Piano hat sie gebeten, sein großes „Stavros Niarchos Foundation Cultural Center“ in Athen publizistisch zu begleiten, das größte Freizeitprojekt Griechenlands mit der Nationaloper, der Nationalbibliothek und einem Landschaftsgarten, Meerwasserkanal inklusive. Daraus wurde der Band Chaos and Culture (2017).
In Housing the Nation (2024 mit Alexander Gorlin) geht es um Ermöglichung leistbaren Wohnraums vor allem für benachteiligte soziale Gruppen in den USA: „Leistbarer Wohnbau ist zu so einem wichtigen Thema hier in der USA geworden, nicht nur in den Städten, sondern auch in der Countryside. Daher habe ich Experten um ihren Input gefragt. Eine Lösung wären z. B. Häuser aus dem 3D-Drucker. Leider hat die jetzige Administration die Mittel gekürzt.“
Verblüffende Einblicke
Towards a New Museum, ihr erster großer argumentativer Essay in Buchform, entsprang ihrer Irritation über „wings that don’t fly“, über Anbauten (Flügel) zu Museen, die ihrer Meinung nach keine Verbesserung darstellen. Gemeinsam mit dem Architekten Edgar Kaufmann jr. kämpfte sie gegen den ursprünglichen Anbau zum Guggenheim Museum in NYC.
Parks of the 21st Century ist u. a. ein verblüffender Einblick in die neue Gartenkultur Chinas, das ja auf eine jahrtausendalte Gartengeschichte zurückblicken kann. Newhouse: „Die urbanen Greenways, die für jede größere Stadt in China geplant wurden, erfüllen eine strategische Funktion sowohl für ökologische Bewahrung als auch für Kontrolle urbanen Wildwuchses, daher sind sie außerhalb des Stadtkerns lokalisiert“.
Renzo Piano sprach bei der Eröffnung des Athener Kulturzentrums von der „therapeutischen Kraft der Schönheit“. Victoria Newhouse widmet ihr publizistisches Leben diesem Prinzip.
Ein Trend, den die amerikanische Architekturpublizistin Victoria Newhouse bereits 2021 ausführlich dokumentierte. In dem Prachtband Parks of the 21st Century (gemeinsam mit Alex Pisha) zeichnet sie „wiedererfundene Landschaften, wieder in Besitz genommene Territorien“ nach: von Nordamerika über Europa bis China beschreibt sie mit vielen Fotos und Grafiken, wie ehemalige Industriebrachen, Autobahnen, Bahnstrecken, Airports, Hafenanlagen begrünt und von trostlosen modernen Wüsten in neue städtische Lebensräume umgewandelt wurden.
Victoria Newhouse nennt sich selbst eine „Architektur-Historikerin“. Sie hat über die Jahrzehnte mit ihren opulenten, genau recherchierten Büchern die Entwicklungen in der internationalen Weltklassearchitektur geschildert und begleitet. 1998 interpretierte sie in Towards a New Museum den „bedeutenden Wandel in der Museumsarchitektur“: „Man blickt nicht mehr nur auf ein Objekt, sondern heute will jeder in der kulturellen Welt eine Erfahrung, sozusagen ein theatralisches Erlebnis“, sagt sie im Gespräch mit dem STANDARD.
Giganten der Architekturwelt
Und jetzt? Jetzt startet sie am 1. Oktober einen Podcast: Insights: Art and Architecture . Die Giganten der Architekturwelt, alle jenseits der 80, werden von ihr interviewt: Frank Gehry (96) diskutiert das Guggenheimmuseum, das er für eine Milliarde Dollar in Abu Dhabi gebaut hat. Es folgen Rem Koolhaas (8o). Er spricht über den Ausbau des NYC New Museum, das demnächst eröffnet. Dann Mosche Safdie (87), Raj Rewal (90) und Peter Eisenman (93).
Victoria Newhouse selbst ist 87. Warum macht sie das? „Weil ich „einfach sehr neugierig bin. Ich hoffe, Bewusstsein für neue Entwicklungen in der Architektur zu wecken.“
Seit Jahrzehnten reist Victoria Newhouse durch die Welt, um verblüffende, bedeutende und richtungsweisende Architektur zu entdecken und zu beschreiben. Zu Wien hat sie eine besondere Beziehung, die sich auch aus der Bewunderung für den verstorbenen Architekten Hans Hollein ergab. Hollein erhielt 1985 den „Nobelpreis für Architektur“, den Pritzker Price.
Victoria Newhouse kam mit ihrem 2017 verstorbenen Gatten S. I. („Si“) Newhouse jr. oft nach Wien, wo sie zahlreiche Freunde in der künstlerischen und intellektuellen Szene hat. Si war Eigentümer des Magazin-Imperiums Condé Nast, zu dessen Flaggschiffe u. a. The New Yorker, Vogue, Vanity Fair, Architectural Digest gehören. Soeben ist ein Buch des New York Times -Journalisten Michael M. Grynbaum erschienen, Titel: Empire of the Elite: Inside Condé Nast, the Media Dynasty That Reshaped the World . Ein bezeichnendes Kapitel heißt: „Die Concorde-und Kaviar-Ära bei Condé Nast“.
Victoria Newhouse ist in Manhattan geboren, arbeitete eine Zeit in Paris, New York war aber lange ihr Bezugspunkt – bis sie jetzt nach Kanada (Montreal) übersiedelte.
Renzo Piano hat sie gebeten, sein großes „Stavros Niarchos Foundation Cultural Center“ in Athen publizistisch zu begleiten, das größte Freizeitprojekt Griechenlands mit der Nationaloper, der Nationalbibliothek und einem Landschaftsgarten, Meerwasserkanal inklusive. Daraus wurde der Band Chaos and Culture (2017).
In Housing the Nation (2024 mit Alexander Gorlin) geht es um Ermöglichung leistbaren Wohnraums vor allem für benachteiligte soziale Gruppen in den USA: „Leistbarer Wohnbau ist zu so einem wichtigen Thema hier in der USA geworden, nicht nur in den Städten, sondern auch in der Countryside. Daher habe ich Experten um ihren Input gefragt. Eine Lösung wären z. B. Häuser aus dem 3D-Drucker. Leider hat die jetzige Administration die Mittel gekürzt.“
Verblüffende Einblicke
Towards a New Museum, ihr erster großer argumentativer Essay in Buchform, entsprang ihrer Irritation über „wings that don’t fly“, über Anbauten (Flügel) zu Museen, die ihrer Meinung nach keine Verbesserung darstellen. Gemeinsam mit dem Architekten Edgar Kaufmann jr. kämpfte sie gegen den ursprünglichen Anbau zum Guggenheim Museum in NYC.
Parks of the 21st Century ist u. a. ein verblüffender Einblick in die neue Gartenkultur Chinas, das ja auf eine jahrtausendalte Gartengeschichte zurückblicken kann. Newhouse: „Die urbanen Greenways, die für jede größere Stadt in China geplant wurden, erfüllen eine strategische Funktion sowohl für ökologische Bewahrung als auch für Kontrolle urbanen Wildwuchses, daher sind sie außerhalb des Stadtkerns lokalisiert“.
Renzo Piano sprach bei der Eröffnung des Athener Kulturzentrums von der „therapeutischen Kraft der Schönheit“. Victoria Newhouse widmet ihr publizistisches Leben diesem Prinzip.
Für den Beitrag verantwortlich: Der Standard
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