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Juri Troy – Gemeinsam Verantwortung übernehmen
Juri Troy – Gemeinsam Verantwortung übernehmen, Foto: Christian Reinecke

Für Juri Troy steht eine ganzheitliche Betrachtungsweise im Zentrum nachhaltigen Bauens. Seine Projekte verbindet eine nachhaltige Gebäudekonzeption sowie die Verwendung nachwachsender Rohstoffe, oft in der Form von heimischen Hölzern. Wie das beim Passivhaus Kindergarten in Deutsch-Wagram umgesetzt wurde, erzählt im Gespräch mit Christian Reinecke.

7. Juni 2022 - Christian Reinecke
„Ein Haus ist meiner Meinung nach dann nachhaltig, wenn es möglichst ganzheitlich gedacht wird. Sobald ich mich auf einen einzelnen Aspekt besonders fokussiere, verliere ich andere Themen schneller aus den Augen. Jeder Ort, jede Umgebung hat andere Bedingungen, andere Herausforderungen. Das versuche ich Bauherren und Studierenden gleichermaßen immer wieder zu vermitteln: Es geht nicht darum, fertige Rezepte zu finden, sondern jeder Ort braucht eine eigene Lösung.

Ganzheitlichkeit bedeutet für mich, Raumplanung und Architektur wieder stärker zusammen zu denken. Oft können wir als Architekten aufgrund der Widmung gar nicht mehr so viel verändern. Wenn wir aber eine wirkliche Veränderung wollen, müssen wir hier zusammenarbeiten und gemeinsam Verantwortung übernehmen.

Das war zum Beispiel auch bei dem Kindergarten in Deutsch-Wagram so, welcher 2020 fertiggestellt wurde. Ich weiß noch, dass wir beim Grundstück ankamen und ich dachte: Okay, da würde ich mir eigentlich nicht unbedingt einen Kindergarten wünschen. Die Nachbarbebauung ist sehr abweisend, mit hohen Brandschutzmauern auf beiden Seiten.

Deswegen war uns im Entwurf besonders wichtig, dass das Haus für die Kinder sehr greifbar wird. Kleine Kinder nutzen so ein Haus viel intensiver und nehmen es dadurch auch viel stärker wahr. Da geht es nicht nur um die Haptik, sondern zum Beispiel auch um den Geruchsinn. Deswegen haben wir das Holz vielerorts auch unbehandelt gelassen.

Dazu haben wir im Wettbewerb ein Energiekonzept vorgeschlagen mit Photovoltaikanlage, Wärmepumpe und Lüftungsanlage mit Wärmetauscher. Zusammen mit der Holzmassivbauweise und den ökologischen Dämmstoffen ist so ein Kindergarten in Passivhausstandard entstanden.

In Zukunft wollen wir eher weniger Projekte machen und diese dafür besser auswählen. Am Ende kommt es immer darauf an, wie wird’s gebaut, wo wird’s gebaut, unter welchen Umständen und mit welchen Leuten. Und dafür gibt es eben keine fertigen Rezepte.“

Juri Troy gründete 2003 sein Büro in Wien, nach einer Steinmetz- und Hochbauausbildung in Vorarlberg und einem Studium in Innsbruck und Wien. Seitdem setzt er unterschiedliche Projekte in unterschiedlichen Maßstäben um. Seine Projekte verbindet eine nachhaltige Gebäudekonzeption sowie die Verwendung nachwachsender Rohstoffe, oft in der Form von heimischen Hölzern.
»nextroom fragt« Architekt:innen, Bauherr:innen und Expert:innen. Die Gesprächsreihe zum nachhaltigen Bauen wird konzipiert und betreut von Anne Isopp. Im Gespräch werden unterschiedliche Dimensionen des nachhaltigen Bauens eingefangen, auf konkrete Bauten Bezug genommen und individuelle Sichtweisen abgefragt. Einige der Gespräche sind als Podcast auf morgenbau.at zu hören.

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