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Daniel Fügenschuh – zurückgeben
Daniel Fügenschuh – zurückgeben, Portraitfoto: Martina Pfeifer Steiner
28. Januar 2020 - Martina Pfeifer Steiner
„Nach dem Mauerfall wurde mir erst bewusst, dass es auch diesen umgekehrten Aspekt des Wachstums gibt, nämlich eine starke Abwanderung und die Überlegung Wohnbauten zu reduzieren, um eine Modernisierung herbeizuführen. Im Westen gibt es dazu das Pendant bei den Brutalismus-Bauten. Es ist jedoch absurd, funktionierenden Wohnraum abzubrechen! Inzwischen gibt es bessere Ansätze zum Stadt-Weiterbauen, Um- und Neunutzen: Bei Großwohnsiedlungen aus den 1960er, 70er-Jahren wurden die Hochhäuser mit technisch sehr einfach gehaltenen klimatischen Pufferzonen versehen und damit ein erweiterter und attraktiver Innenraum geschaffen. Lacaton & Vassal (mit Frédéric Druot) statuierten bei der „Transformation de la Tour Bois-le-Prêtre“ in Paris ein Exempel. Im Sinne der Nachhaltigkeit ist es folgerichtiger mit dem baukulturellen Erbe aus dieser Zeit kreativ umzugeben und es nicht zu zerstören. Man gewinnt einen offensichtlichen Mehrwert! Es gibt aber auch brisante raumplanerische Themen in Zonen, wo früher Wiesen mit Einkaufszentren versiegelt worden sind und heute die Stadtentwicklung hemmen. Mitunter muss dort rückgebaut werden, um mit neuen Wohn- und Mischgebieten nach innen wachsen zu können und so lebenswerte Stadtviertel zurückgegeben werden.“

Daniel Fügenschuh, geb. 1970, Architekt, Atelier in Innsbruck, Vizepräsident der Bundeskammer der ZiviltechnikerInnen und Vorsitzender der Bundessektion ArchitektInnen. Die Renovierung der Mazagg Villa aus den 1920er-Jahren für eigene Wohnbedürfnisse und die Implementierung von Fügenschuhs Atelier unter der Erde gibt dem Ort den ursprünglichen Garten wieder zurück.
freilassen – zurückgeben – bewegen, das sind die Impulswörter der ersten Staffel bei »nextroom fragt«. Wie reagieren die auf nextroom vertretenen Architekturschaffenden darauf? Martina Pfeifer Steiner holt die Statements ein.

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