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Begegnung am Grazer Volksgarten – NOW Architektur verortet sich
Begegnung am Grazer Volksgarten – NOW Architektur verortet sich, Foto: Ella Felber

Eva Hierzer (re.), Stephan Brugger (mi.), Stephan Schmidt (li.) und Thomas Hörmann (nicht im Bild), leiten NOW Architektur.

22. Februar 2022 - Ella Felber, Silvester Kreil
In einer früheren Altbauwohnung hängen jetzt große Magnettafeln. Auf den wiederverwendeten Tischen und in den selbstgebauten Regalen sammeln sich Pläne, Architekturmagazine, Ordner und Pflanzen. Das Büro von NOW Architektur, mit Blick auf den Grazer Volksgarten, wächst.

„Architektur entsteht nicht durch eine Person alleine. Sie entsteht immer in einem Prozess mit anderen. An einem Entwurf sind viele aus dem Büro beteiligt, ebenso wie Fachplaner:innen, Bauherr:innen und Nutzer:innen. Gerade letztere bringen viel Wertvolles ein. In der Kinder- und Jugendpsychiatrie, die wir gerade planen, gibt es Abläufe, die wir als Architekt:innen nicht kennen. Wir müssen uns mit den Nutzer:innen austauschen, denn auch sie sind wichtige Raumexpert:innen.
Wenn wir mit unseren Entwürfen Rahmen bilden, gemeinsam an einem Strang ziehen, und auf Augenhöhe gut zusammenarbeiten, wird unsere Architektur besser.
Die Wettbewerbsauslobung wurde hier mit der Grundhaltung gemacht, dass die Architektur Teil des Heilungsprozesses ist, also mehr als nur gebauter Raum. Das entspricht natürlich auch unserem Anspruch, in jedem Projekt.

Für uns sind Wettbewerbe die primäre Akquisemethode für unsere Projekte. Wir sehen Wettbewerbe, inklusive der Erstellung der Auslobung (z.B. städtebauliche Vorgaben oder Raumprogramm), als wesentliche Aspekte eines gelungenen gesellschaftlichen und baukulturellen Beitrags. Daher sind für uns vorrangig Projekte für öffentliche Auftraggeber:innen, die für viele Menschen von Nutzen sind, Umnutzungen und Bauen mit und im Bestand sehr wichtig. Wir haben schließlich nicht endlos Ressourcen zur Verfügung und müssen uns daher überlegen, ob, was und wie wir dann tatsächlich bauen. In einer Wettbewerbsauslobung können wir zudem erkennen, ob die zukünftigen Nutzer:innen darin eingebunden wurden, und ein klarer Weg absehbar wird. Auch die Wettbewerbsbegehung ist ein Indikator für die weitere Zusammenarbeit der vielen Beteiligten. Es wäre sehr zukunftsweisend, wenn man sich vor jungen Architekturschaffenden nicht verschließt, vor allem in der Ziviltechniker:innenkammer, sondern die Schwellen bei Wettbewerben und anderen Aufträgen möglichst niedrig gestaltet. Es zeigt sich ohnehin in den abgegebenen Projekten, ob jemand das nötige Know-How hat, um das Projekt zu entwickeln. Jung heißt ja nicht immer unerfahren.

Wir haben uns im Studium an der TU Graz kennen gelernt, danach in diversen Büros essentielle Erfahrung gesammelt – wie z.B. als Projektleiter:in selbst ein größeres Projekt über den gesamten Planungsprozess zu betreuen. Ein Ziel unserer Bürogründung war es, kontinuierlich zu wachsen und größere Projekte umzusetzen. Wenn wir Leute dazu holen, wollen wir, dass diese längerfristig bleiben und zu gegebener Zeit Verantwortung in der Projektleitung übernehmen.

Öfter mit Menschen kooperativ Raum zu gestalten, wäre uns ein Anliegen. Oder selber Bauherr:innen zu sein, um die Schwelle zwischen Planung und Ausführung zu überwinden und neue Wohnformen auszuprobieren. Außerdem mit Bauweisen zu experimentieren, die es beispielsweise erlauben, Gebäude wieder auseinanderzunehmen und verbaute Rohstoffe erneut zu verwenden. Und vielleicht wird es ja doch noch etwas mit der Planer:innengenossenschaft, in der mehrere Büros ihre Ressourcen und Kompetenzen teilen und austauschen – ein ‘Haus der Architektur’, in dem genau dieses Netzwerk agieren kann.“

NOW Architektur besteht aus vier gleichgesinnten Architekt:innen, Eva Hierzer, Stephan Schmidt, Stephan Brugger und Thomas Hörmann, die in ihrem Büro in Graz vorwiegend Wettbewerbsbeiträge und Projekte für die öffentliche Hand umsetzen. Sie ergänzen einander und sehen es als Ziel, Architekturprojekte über den gesamten Lebenszyklus zu denken und zu begleiten.
»nextroom fragt« junge Architekt:innen. Sie wählen Orte aus, um dort mit
Ella Felber und Silvester Kreil über die Wichtigkeit und Dringlichkeit von Architektur zu sprechen. Warum macht Ihr Architektur? Wie wollt Ihr sie produzieren?

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