Beitrag

Begegnung im Krater – Krater Fajan verortet sich
Begegnung im Krater – Krater Fajan verortet sich, Foto: Silvester Kreil

Aleksey Moskvin, Jonas Längenfelder und Fabien Stoque (v.l.n.r.) vom zwölfköpfigen Kollektiv Krater Fajan

Das Kollektiv Krater Fajan arbeitet in einem Atelier in Innsbruck - im selbst geschaffenen ‘Krater’ sozusagen. Individuell erlebte Momente werden hier täglich diskutiert, und ergeben Ideen, die dann gemeinsam weiterentwickelt werden.

„Wenn ein Krater entsteht, ist das erstmal ein unprogrammierter Raum, der sehr viel Potential hat. Unser Ziel ist es, experimentelle, freie Gedanken physisch umzusetzen. Wir wollen Räumen durch Interventionen andere Wertigkeiten geben, um so ein Bewusstsein für Raum und Material zu schaffen. Das geht über einfache, rohe Gesten oft viel direkter. Holz beispielsweise ist dafür ein optimales Material. Es hat eine tolle Haptik, erlaubt Experimente, verzeiht Fehler und ist vor Ort modifizierbar. Aufträge wurden bisher meist an uns herangetragen, Material, Unterkunft und Verpflegung gestellt, eine monetäre Entlohnung ist allerdings selten. Wir machen das aus Leidenschaft und Freude zur Architektur, kümmern uns jetzt aber auch um Fördergelder. Im Kontrast zu klassischen Bürostrukturen, in denen wir arbeiten um uns zu finanzieren, ist Krater Fajan als Verein organisiert. Auf dieser Spielwiese können wir uns auf ausführliche Prozesse einlassen und haben ein Grundvertrauen in unsere kollektive Spontanität und Motivation entwickelt.

Jede neue Aufgabe wird hinterfragt: Was wollen wir damit im Kern erreichen? Ist die gewünschte Funktion überhaupt noch zeitgemäß? Wichtig ist doch vor allem die Haltung, mit der wir an eine Entwurfsaufgabe herangehen. Nachhaltigkeit ist für uns grundlegend: eben ein bewusster Prozess mit langen, oft unwirtschaftlichen Diskussionen und klaren Lösungen statt ‘Fast Architecture’. Dann reduziert sich der Rohstoffverbrauch automatisch, und gleichzeitig wird das Projekt stärker. Es liegt viel Qualität im Wieder-Herkommen, Evaluieren, Weiterbenutzen oder Wiederverwerten.

Meistens macht eine Kerngruppe von vier oder fünf Personen ein Projekt, zum Schluss kommen alle helfen. Wir denken immer im Kollektiv. Wenn mal zwei im Baumarkt Farbe holen, dann entscheiden einfach sie in diesem Moment. So bilden sich Schritte, Fehler und Optimierungsversuche in unseren Projekten ab, das sehen wir als Stärke. Wir haben im Tun gelernt mit Gewerken zusammenzuarbeiten, und gemeinsam neue Lösungen zu finden. So können wir ganz anders mit Handwerker:innen reden, nicht weil wir etwas besser wissen, sondern im Gegenteil, weil wir viel mehr Respekt vor ihrem Können haben. In den nächsten Jahren wird sich auch insgesamt ändern wie Architekt:innen arbeiten. Skills für die Prozessbegleitung, die wir ständig anwenden, bekommen immer mehr Wert. Das ist für uns als Kollektiv eine Chance.

Uns fallen mehr Gebäude ein, die wir gerne zurückbauen, oder abreißen würden anstatt neu zu bauen. Es gilt nicht nur den eigenen Bauplatz, sondern auch dessen Umgebung zu beachten und Raum an die Öffentlichkeit zurückzugeben. Ein Wunsch an andere Architek:innen ist, dass wir aufhören eine Ellbogengesellschaft zu sein, es ist ein absoluter Mehrwert, Ideen und Skills zu teilen. Unser Kollektiv soll dazu anregen, dass weitere Krater aufgebaut werden, denn das Netzwerk, und die Erfahrungen aus unserer Zusammenarbeit haben Beständigkeit, und das ist viel wert.“

Krater Fajan wurde 2013 von Studenten der Uni Innsbruck gegründet. Das zwölfköpfige Kollektiv greift mit wohlüberlegten Gesten in den öffentlichen Raum ein, ebenso wie es Innenräume für Gastronomie, Hotellerie, und Ausstellungen gestaltet und selbst umsetzt.
»nextroom fragt« junge Architekt:innen. Sie wählen Orte aus, um dort mit Ella Felber und Silvester Kreil über die Wichtigkeit und Dringlichkeit von Architektur zu sprechen. Warum macht Ihr Architektur? Wie wollt Ihr sie produzieren?

teilen auf