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Innovationsschub. nextroom fragt Wolfgang Moser und Franz Denk
Innovationsschub. nextroom fragt Wolfgang Moser und Franz Denk, Foto: Jana Madzigon

Transportbeton ermöglicht die Umsetzung nachhaltiger Bauvorhaben. Doch auch dieser muss seinen CO₂-Fußabdruck verkleinern. Wie ist das möglich? nextroom fragt Wolfgang Moser und Franz Denk, die Geschäftsführer der Wopfinger Transportbeton Ges.m.b.H.

12. September 2023
Sand, Kies, Zement und Wasser: mehr braucht es nicht zur Herstellung von Beton. Schon die Römer kannten ihn, die Kuppel des Pantheons ist daraus. Um 1850 erfand der Gärtner Joseph Monier den Stahlbeton und damit den Universalbaustoff der modernen Welt. Hoch-, Tief-, Infrastrukturbauten, Staudämme, Tunnel, Windradfundamente, Wolkenkratzer: alles aus Stahlbeton.

„Nach Wasser ist Beton der Stoff, der am meisten gebraucht wird“, sagt Wolfgang Moser, der kaufmännische Geschäftsführer der Wopfinger Transportbeton Ges.m.b.H. „Gestein ist überall lokal verfügbar, Zement verbindet die Körner und gibt ihnen Stützkraft.“ Doch Zement ist für etwa 8% des globalen CO2 Ausstoßes verantwortlich. Er entsteht durch einen chemischen Prozess bei einer Temperatur von 1450 °C. Der lässt sich kaum beeinflussen, der Anteil des gebrannten Zementklinkers sehr wohl. „Weltweit liegt er bei rund 90%, in Österreich bei 70%, künftig könnte man sogar 30% erzielen,“ sagt Franz Denk, der technische Geschäftsführer von Wopfinger. „Auch fossile Energieträger für die Verbrennung sind durch andere Stoffe substituierbar.“

Das Unternehmen produziert Transportbeton im Materialkreislauf. „Jahrtausendelang spielte der CO2-Bedarf bei der Zementherstellung keine Rolle, heute ist er ein Zukunftsthema“ sagt Moser. „Das erfordert ein Umdenken aller Beteiligten. Es bedarf viel Forschung, um hochwertigen Beton mit einem kleineren CO2 - Fußabdruck im Materialkreislauf zu halten. So viel Fortschritt und Innovation wie heute ist die letzten 2000 Jahre nicht passiert.“

© Jana Madzigon
© Jana Madzigon


Unweit von Seibersdorf ragen zylindrische Silotürme fast 20 Meter in den Himmel. Förderbänder beschicken das großeLager für Steine verschiedener Körnungen. Das neue Werk von Wopfinger Transportbeton kostete ein Mehrfaches seiner Vorgänger, seine Tarnfarbe ist dem Naturschutz geschuldet. Daneben türmen sich die Gesteinshügel der Firma Herman Mayer Sand- und Schotter Gewinnung. Sie recycelt Baurestmassen: der Rohstoff für ÖKOBETON.

Über 1.800 Rezepturen hat Wopfinger in jedem seiner 22 Werke im Programm, seit 2011 entwickelt man ÖKOBETONE, denen recyclierte Gesteinskörnungen beigemengt sind. Diese müssen manuell aussortiert, mit Brechern zerkleinert, gewaschen, gesiebt, gereinigt und nachbearbeitet werden. Derzeit liegt ihr Anteil noch unter 9%, bis zu 25% sind möglich. „Insbesondere für Städte ist die Verwendung des eigenen Abbruchs interessant,“ sagt Denk. „Recyclierter Beton ist sehr hochwertig, Baurestmassen aus Beton-, Stein-, Ziegelanteilen und anderen mineralischen Baustoffen sind qualitativ etwas eingeschränkt.“ Dafür erinnert ihre unterschiedliche Farbigkeit an Terrazzo.

Der ÖKOBETON ist ÖNORM-geprüft und IBO zertifiziert. „Anfangs herrscht eine gewisse Skepsis,“ so Denk. „Wir müssen in der Baubranche, bei Planern, Architekten, Anwendern eine Kette des Nachdenkens in Gang setzen.“ Das beginnt bei der Ausschreibung: Innen muss Beton nicht dieselben Anforderungen erfüllen wie im Außenbereich, das zu berücksichtigen, ist auch ein Betrag zu weniger CO2.
Reportagen ergänzen die Serie »nextroom fragt:« um Portraits von Unternehmen. Zu Wort kommen „Köpfe“ von Firmen, die interessante Produkte bzw. Entwicklungen hervorbringen. Der Geschichte über Motivation, Haltung und Visionen dieser Menschen wird vor Ort nachgespürt.

Die Reportagen entstehen in Zusammenarbeit mit dem Kooperationspartner DOCUmedia. Die redaktionelle Verantwortung liegt bei nextroom.

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