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werk, bauen + wohnen 04-24
Pflanzenbaustoffe
werk, bauen + wohnen 04-24
zur Zeitschrift: werk, bauen + wohnen
Industriematerialien sind das Fleisch der Bauwirtschaft: Sie benötigen gehörig fossile Energie zur Herstellung, sind CO₂-Schleudern und der Umwelt schlecht bekömmlich. Auf der Suche nach Alternativen haben wir uns für dieses Heft nach Pflanzenbaustoffen umgesehen: Holz ist wohl das bekannteste Gewächs, das am Bau zum Einsatz kommt. Der aktuelle Holzhunger kann aber nicht allein aus heimischen Wäldern gestillt werden, weshalb die Transportwege immer in eine umfassende CO₂- Bilanz einzubeziehen sind. Dabei gilt es, die Anbaugebiete der Pflanzenbaustoffe im Auge zu behalten. Wo wachsen Nutzpflanzen, aus denen Häuser gebaut werden können, und wie lassen sie sich regional verwenden? Welche Angebote gibt es bereits auf dem Markt? An der diesjährigen Swissbau in Basel waren abgesehen vom Holzbau wieder einmal kaum weitere Pflanzenbaustoffe auszumachen. Die Firma Haga Naturbaustoffe bildete eine der löblichen Ausnahmen von der Regel. Produkte aus Stroh, Hanf, Flachs oder Typha zeigen längst, dass fossile durch regenerative Baustoffe substituiert werden können. Gerade der hohe Bedarf an Dämmstoffen lässt sich CO₂-neutral nur mit Pflanzenbaustoffen lösen. Wann kommen diese endlich in der Breite zum Einsatz? Und wie können solche Produkte aus den Rückständen oder Abfällen zur Verlängerung der Wertschöpfungskette entstehen, im Sinne des Slogans «From Nose to Tail»?

Dieses Heft zeigt: Bereits jetzt sind zahlreiche Samen ausgestreut, einiges ist am Wachsen – vor allem im Bereich der angewandten Forschung. Wie Holz betören auch andere pflanzliche Baustoffe durch ihr ästhetisches und olfaktorisches Erlebnis. An der Architekturbiennale in Venedig 2023 waren im belgischen Pavillon Wände aus Myzelien zu sehen. In einer schönen Präsentation wurde dieser Naturbaustoff den Besuchenden in allen Facetten vorgestellt – sogar selbstheilende Kräfte werden dem Material zugesprochen. Dennoch: Myzelien sind Pilze und gelten als Zwitterwesen, sie werden inzwischen mehr den Tieren als den Pflanzen zugerechnet. Als strenge Veganerinnen haben wir für dieses Heft also darauf verzichtet. Dennoch warten wir gespannt auf eine erste grössere Realisierung mit diesem neuen Werkstoff.

An der Wurzel packen
Prototypisch konstruieren mit Pflanzenbaustoffen
Lucia Gratz, Studio Material Cultures (Bilder)

Flechtwerke aus Gras
Drei Bauten aus Bambus in China
Eduard Kögel

Bioregionale Wunderkammer
Umbau einer Industriehalle durch BC Architects & studies und Assemble mit Atelier Luma
Jenny Keller

Haus aus eigenem Anbau
Strohgedämmtes Gästehaus im Kloster Plankstetten von Hirner & Riehl
Roland Züger, Sebastian Schels (Bilder)

Zudem:
werk-notiz: Der Prix Meret Oppenheim wurde an ein Pionierpaar des Holzbaus vergeben: Burkhalter & Sumi. Dazu gibt es Neuigkeiten in eigener Sache: Jasmin Kunst ist neue Werk-Redaktorin.

Debatte: Gute Architektur braucht eine gute Bauherrschaft. Das sagt sich so leicht. Aber was braucht es, damit ein Bauherr aufgeschlossen an eine Bauaufgabe herantritt? Eine offene Gesprächskultur! Und zu einer solchen müssen auch Architektinnen ihren Beitrag leisten, finden unsere Autoren Patrik Hämmerle und Elke Eichmann.

Wettbewerb: Es tut sich was im Tessin. Gleich drei entschiedene Wettbewerbe künden bedeutende Bauprojekte in Lugano an. Andrea Casiraghi wirft einen Blick auf die Città della Musica, die Erweiterung eines Radiostudios zum Konservatorium sowie das Gebiet um die reaktivierte Standseilbahn und den Ersatz des Busbahnhofs von Mario Botta.

Ausstellungen: Mexiko-Stadt kommt nach Zürich, und zwar in Form einer Ausstellung über Tatiana Bilbao Estudio. Ihre Architektur widmet sie der Gemeinschaft, und das nicht nur in Amerika, sondern auch in Europa. Bijoy Jain konzipierte eine Ausstellung in Paris, echte Pflanzenbaustoffe zeigt der Material Hub der ETH Zürich.

Bücher: Tibor Joanelly empfiehlt zwei Bücher über Architektur und Philosophie, die er gelesen und miteinander verglichen hat.

Podcasts: Zudem gibt es zum ersten Mal an dieser Stelle Hör- statt Lesetipps: Alle Mitglieder der Redaktion stellen einen Architekturpodcast vor.

Nachruf: Jacques Lucan 1947 – 2023

Junge Architektur Schweiz: Kummer Schiess: Kummer Schiess aus Zürich haben mit grosser Ausdauer öffentliche Wettbewerbe bearbeitet und waren schliesslich erfolgreich. Ihr erstes realisiertes Projekt ist ein Primarschulhaus in Ennetbaden – spektakulär mit Aussichtsturm.

Auf grosser Fahrt: Auf einem Spaziergang durch Triest trifft der Architekt Philipp Esch unverhofft auf ein Meisterwerk: das Liceo Artistico des Architekten und Ingenieurs Dino Tamburini. Erbaut 1976, erhebt sich das 85 Meter lange Haus wie ein Schiff aus dem umgebenden Wohnquartier. Sein expressiver Querschnitt eröffnet eindrucksvolle Raumsequenzen und bringt den Besucher ins Schwärmen.

Würdevoll altern: Die karitative Wohnanlage Appleby Blue ermöglicht Bewohnerinnen und Bewohnern von London ein würdevolles Wohnen im dritten Lebensabschnitt. Witherford Watson Mann interpretieren den dichten Stadtblock neu und schaffen gezielt Momente der Gemeinschaft und der Intimität.

werk-material: Wohnhäuser Saphir & Tourmaline in Chêne-Bourg GE von Group8

werk-material: Wohnhochhaus in Zürich von Fischer Architekten

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