Bauwerk

Musikschule St.Martin
Johannes Kastner-Lanjus - St. Martin im Innkreis (A)
Musikschule St.Martin, Foto: Rupert Steiner
Musikschule St.Martin, Foto: Rupert Steiner

Sorgfältig geplant, zeitgemäßer Anspruch

13. Februar 2003 - Romana Ring
St. Martin im Innkreis hat sich um sein Schloss geschart. Ein ländlicher Herrschaftssitz nicht unbeträchtlichen Ausmaßes prägt das Erscheinungsbild der Marktgemeinde: Was an Gebäuden Anspruch auf Bedeutung erhebt, hat sich seinem strengen, von den Spuren der Verwitterung noch mit einiger Romantik aufgerüsteten Formenkanon gefügt. Auch die neue Musikschule an dem als neuem Ortszentrum projektierten freien Platz unweit der Kirche fügt sich als massiver zweigeschossiger Baukörper mit Satteldach anstandslos in das Ensemble.

Anders als jene sattsam bekannten Bauten, welche in missverstandener Anpassung an den ländlichen Raum, respektive die als selbstverständlich vorausgesetzte Rückständigkeit seiner Bewohner ihre gestalterischen Ambitionen in Putzfaschen und einer unverfänglichen Dachneigung erschöpfen, ist die Musikschule jedoch von dem Willen geprägt, den Anforderungen der Aufgabe wie des Ortes mit gut geformten Räumen zu entsprechen. Der Wiener Architekt Johannes Kastner-Lanjus hat in St. Martin einen Wettbewerb zur Gestaltung des Ortzentrums gewonnen, der - nach Jahren und in stark veränderter Form - zu ihrem Bau geführt hat.

Das Haus steht als langgezoger rechteckiger Baukörper orthogonal zur Hauptstraße und wird so dereinst den Platz flankieren. Mit dem Haupteingang diesem folgerichtig zugewandt, ist das Gebäude auch über einen zweiten Zugang zu betreten, der zu den Parkplätzen in seinem Rücken führt. Eine geräumige Eingangshalle verbindet die Wege und übernimmt ihre Verteilung zu den verschiedenen Funktionen. Denn außer der Musikschule sind die Probelokale von Gesangsvereinen und Musikkapellen im Haus untergebracht.

Die pragmatische Einteilung des Grundrisses mit seinen von einem Mittelgang erschlossenen Unterrichtsräumen im Erdgeschoss wird durch die sorgfältige Planung der Lichtführung und der Sichtbeziehungen in die Umgebung zu einem räumlichen Erlebnis ergänzt. So wie die Zurückhaltung, welche aus den gerade geführten Linien und den unspektakulär gewählten Materialien spricht, mit genauer Behandlung der Details und sanfter Farbigkeit etwaigen Vorwürfen gleichgültiger Lieblosigkeit entgegensteuert.

Im Obergeschoss ist es mit dem angepassten Pragmatismus dann endgültig vorbei. Der Stiegenaufgang mündet in einem Foyer, welches sich zur Gänze gläsern auf den künftigen Ortsplatz öffnet. Der Raum für den Tanzunterricht der Kinder ist - einer großen Trommel gleich mit patiniertem Kupferblech verkleidet - über das Foyer in den Dachraum gehängt. Während sich linker Hand die Probelokalität der Musikkapellen hinter einer massiven Betonscheibe mit elegant eingebauter Bar verbirgt, ist auf der rechten Seite der Hauptstiege das gesamte Geschoss ein Wandelgang, in welchen sich der große, mit Ahorn verkleidete Vortragsraum frei hineingestellt findet. Bei Tag von der Sonne golden angestrahlt, nachts ein weithin sichtbar leuchtender Körper, durchdringt er die neutrale Hülle des Hauses mit seinem eigenen zeitgemäßen kulturellen Anspruch. Im Inneren des Saales sind die Tafeln der akustisch wirksam schuppenförmig angeordneten Holzverkleidung zu Fenstern öffenbar, sodass Schloss, Kirchturm, Wirtshaus und die Felder der Umgebung den Besuchern stets im Blickfeld bleiben.

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Für den Beitrag verantwortlich: Oberösterreichische Nachrichten

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