Bauwerk

Dachboden Schillerplatz
Pendl Senn Architekten - Innsbruck (A) - 1999
Dachboden Schillerplatz, Foto: Maurizio Tami

Eine Aussichtskanzel schräg gelandet

Die Innsbrucker Architekten Georg Pendl und Elisabeth Senn fanden für einen Dachgeschoßausbau eine eigenständige Lösung, die ohne die üblichen Gauben auskommt.

10. Mai 2000 - Franziska Leeb
Die einschlägigen Bauvorschriften machen den Architekten die Aufgabe, zeitgemäße Wohnungen in alten Dächern unterzubringen, oft nicht leicht. Unter Hinweis auf Beeinträchtigungen des historischen Stadtbildes sind oft nur kleine Dachflächenfenster oder Gauben gestattet und eine Veränderung des Dachumrisses wird nur in den seltensten Fällen geduldet. Es braucht also gute Argumente gegenüber den Behörden und viel planerisches Geschick, um die begehrte Wohnung im Dach so zu gestalten, dass weder tote Flächen un ter den Dachschrägen noch dunkle Zimmerschluchten wegen unzureichender Fensteröffnungen entstehen. Dem Architektenteam Georg Pendl und Elisabeth Senn ist es bei einem Dachgeschoßausbau in der Innsbrucker Schillerstraße gelungen, beides zu vermeiden.

Die großzügige Wohnung befindet sich auf einem Eckhaus und ist vom Platz deutlich als neue Zutat zu erkennen, ohne als störender Faktor wahrgenommen zu werden. Die glatten Dachflächen aus Aluminium fallen von der erhalten gebliebenen Attika am Gebäudeeck über den Fensterbändern schräg ab und leiten damit zu den benachbarten niedrigeren Dächern über.

Die Figur scheint soeben gelandet zu sein und sich ihre endgültige Position erst suchen zu wollen. Den gesamten zur Straße hin orientierten Bereich nimmt ein großer, L-förmiger Wohnraum ein. Die Küche ist mit einer Mattglasscheibe vage ausgeblendet, aber im Grunde Teil des Raumes.

Rundum laufende Lichtbänder sorgen nur für ein lichtdurchflutetes Inneres sondern auch für phantastischen Ausblick, der die Schnee- und Witterungsverhältnisse auf der Seegrube live ins Wohnzimmer liefert. Im von der Straße abgewandten Hinterland der Wohnung liegen die Schlafräume. Blaue, gelbe und rote Flächen liefern an ausgesuchten Stellen heitere Farbakzente, die man für Projekte von Pendl und Senn fast schon als charakteristisch bezeichnen kann, da kaum einer ihrer Bauten ohne sie auskommt und farblos bleibt. Ein zusätzlicher Bonus ist die Dachterrasse, die auf dem Flachdach einer bereits bestehenden Dachbodenwohnung eingerichtet wurde. Sie erreicht man über eine Treppe, die steil auf einen verglasten laternenartigen Aufbau zuläuft und das „In-die-Berge-gehen“ vage zitiert. Schwindelfreiheit - kein Problem für gelernte Tiroler - ist also mitzubringen, um von ganz oben über die Dächer zu blicken und das Leben auf der Straße zu beobachten.

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