Bauwerk

Europäische Zentralbank - Wettbewerb
Coop Himmelb(l)au, 54f architekten+ingenieure, T. R. Hamzahl & Yeang, ASP Schweger Assoziierte - Frankfurt / Main (D) - 2003

Geldräume

Die Silhouette von Frankfurt am Main hat zweifellos ihre Reize. Nur sind viele der Türme für sich genommen kaum ausdrucksvoller als Balken im „Soll und Haben“-Diagramm eines Geschäftsberichts.

21. Februar 2004
Der vor einer Woche zum Sieger eines hochkarätigen Wettbewerbs gekürte Entwurf von Coop Himmelb(l)au für die Europäische Zentralbank scheint hingegen aus einer Zeit zu stammen, die in den Wolkenkratzern noch gewaltige, zum Himmel stürmende Eruptionen zu sehen imstande war. Die Konstruktion besteht aus zwei in sich verdrehten Scheiben, die von Brücken und einem gläsernen Kern zusammengehalten werden. Damit unterlaufen die Architekten den Phallozentrismus, der die Erfolgsgeschichte des Hochhauses ebenso angeheizt hat, wie die Erfindung des Fahrstuhls. Nicht erst seit der traumatischen Erfahrung von 9/11 gibt es immer wieder Versuche, natürlich nur von Männern, die Schutzlosigkeit der Riesenerektion gegen eine intelligentere Form zu tauschen.

El Lissitzkys „Wolkenbügel“ machten den Anfang, breitbeinige Riesenmaschinen fürs revolutionäre Moskau. Erst mit Rem Koolhaas in Peking und nun Coop Himmelb(l)au in Frankfurt geht der Traum in Erfüllung. Für die Hüterin des Euro ist das eine Geste, der die baldige Umsetzung zu wünschen ist.

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