Bauwerk

Palacio Kursaal
Rafael Moneo - San Sebastián (E) - 1999

Zwei gläserne Monolithe

Europäischer Mies-van-der-Rohe-Preis an Moneos Kursaal in San Sebastián

25. April 2001 - Roman Hollenstein
Am Montagabend wurde in Barcelona der 1988 initiierte und jetzt - mit einiger Verspätung - zum siebten Mal verliehene Mies-van-der-Rohe-Preis 2001 dem Kursaalgebäude im baskischen San Sebastián zugesprochen. Diese grossartige Kulturbastion von Rafael Moneo, die zwei Eisbergen gleich am Atlantikstrand liegt (NZZ 16. 10. 99), wurde anlässlich des Filmfestivals im Herbst vor einem Jahr eröffnet. Obwohl kaum ein Architekt auf Grund seines Könnens die neu zum EU-Preis für zeitgenössische Architektur avancierte und mit 50 000 Euro dotierte Ehrung mehr verdient als der heute 64 Jahre alte Spanier, räumte man dem Bau zunächst kaum Chancen ein. Denn der letzte «Premio Mies van der Rohe» ging 1998 ebenfalls an einen gläsernen Monolithen, genauer: an Zumthors Kunsthaus in Bregenz. Mit San Sebastián setzt die Jury unter dem Vorsitz von Vittorio Magnago Lampugnani nun nicht nur auf Qualität, sondern auch auf Innovation und erstickt mit der baskischen Karte zudem andernorts aufkommende nationale Animositäten im Keim.

Dennoch spielt bei der Preisvergabe das Ländergleichgewicht eine ähnlich wichtige Rolle wie die Architektur. So hatte etwa Jean Nouvels ebenso umstrittener wie einschüchternder Justizpalast in Nantes (NZZ 6. 3. 01) schon deshalb einen schweren Stand, weil Frankreich 1996 mit Perraults Bibliothèque nationale geehrt worden war. Und einer der urbanistisch, soziologisch und baukünstlerisch wichtigsten Beiträge der letzten Jahre, die New Art Gallery von Caruso St John in Walsall (NZZ 6. 11. 00), scheiterte nicht zuletzt daran, dass Grossbritannien 1990 und 1994 mit Foster und Grimshaw zum Zuge kam. Ein idealer Kandidat wäre der niederländische Expo-Pavillon von MVRDV in Hannover gewesen, da mit ihm zwei noch nie ausgezeichnete Länder zugleich hätten gekürt werden können. Vermutlich aber wollte man Rem Koolhaas, dessen bald vollendeter Konzertsaal in Porto gute Aussichten auf den Preis im Jahr 2003 haben dürfte, den Weg nicht verbauen. Ein valabler Kandidat war schliesslich das GSW-Hochhaus von Sauerbruch & Hutton in Berlin (NZZ 3. 9. 99). Doch kann sich Deutschland nun mit dem Nachwuchspreis trösten, der an einen Gewerbebau des jungen Münchners Florian Nagler in Bobingen geht.

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Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung

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