Bauwerk

Einfamilienhaus
pointner | pointner Architekten - St. Marienkirchen am Hausruck (A) - 2003

Noch ist es keine Epidemie, breitet sich aber rasant aus

Architektur greift um sich. Für diejenigen unter Ihnen, die das für eine schlechte Nachricht halten: keine Sorge, von einer Epidemie kann vorläufig keine Rede sein. Nach wie vor hat nur ein verschwindend kleiner Teil alles Gebauten etwas mit Architektur zu tun. Und doch: die Neigung, sich mit dem Bauen auf einem fachlich fundierten und zeitgemäßen Niveau auseinander zu setzen, ist keineswegs auf sogenannte Eliten - seien sie solche der Position, der Bildung oder des Bankkontos - beschränkt.

24. Juli 2003 - Romana Ring
In St. Marienkirchen im Innviertel hat der Linzer Josef Pointner die Allerweltsaufgabe, ein Eigenheim für eine Familie mit zwei Kindern zu bauen, in einer Weise gelöst, die, auf trockene Daten beschränkt, zunächst kaum aus dem Rahmen des Üblichen fällt: freistehendes Haus am Rande eines ländlichen Siedlungsgebietes, Erdgeschoss massiv, Obergeschoss Leichtbauweise (Holz), Küche, Ess- und Wohnbereich sowie Nebenräume ebenerdig, Schlafräume darüber, Niedrigenergiehaus, günstige Baukosten.

Doch gerade aus dieser Normalität jenen Funken zu schlagen, der dem Haus, neben und wohlgemerkt ohne Schmälerung der Brauchbarkeit für seine Nutzer, allgemeine Gültigkeit verleiht, ist eine Leistung, die allen Beteiligten: dem Architekten, seinen Bauherren auch der Behörde (die sie nicht verhindert hat), hoch anzurechnen ist.

Diese Leistung wird durch eine intensive Auseinandersetzung mit dem Raum möglich und teilt sich dem Betrachter in der Folge auch durch die Schlüssigkeit mit, in der die Räume und Raumfolgen auf das vorgefundene Umfeld und die Abläufe des täglichen Lebens reagieren.

Im Unterschied zu der beliebten Gleichung: „Grundstück - Gebäude = Garten“ hat Pointner die Liegenschaft als Gesamtheit betrachtet und durch ein beständiges Wechselspiel zwischen Haus und Grünraum beiden ein Maximum an Qualität gesichert.

Denn wie der Grundriss eines Hauses sich in Bereiche verschiedener Nutzungen und damit Grade der Öffentlichkeit oder Intimität zoniert, verlangen auch die Funktionen des Außenraumes nach unterschiedlichen räumlichen Antworten.

Auto und Fahrräder werden an einem geometrisch geordneten, von Lärchenholzlatten geschützten Platz gleich bei der Straße abgestellt und schützen so die dahinter angelegte Holzterrasse vor neugierigen Blicken. Der offizielle Zugang zum Haus liegt im östlichen Bauwich. Er wird von der Mauer eines Nebentraktes begleitet, der, ebenfalls die Terrasse flankierend, Haus und Garage verbindet und dessen Öffnungen keinen voreiligen Aufschluss über das Dahinter geben. Das Obergeschoss beschirmt mit seinem Vorsprung den Eingang, der zudem vom daneben angeordneten Küchenfenster eingesehen wird.

Im Süden und Westen wiederum öffnet sich das Haus winkelförmig auf die hölzerne Terrasse und auf den intimen Gartenhof, dessen südwestliche Ecke von einem Obstbaum markiert wird. Die auf mehr als einer Ebene gut durchdachte Konzeption bietet - durch ein harmonisches Farb- und Materialkonzept ergänzt - seinen Bewohnern somit mehr, als es selbst wesentlich teurere Objekte leisten können. Architektur wird weiter um sich greifen.

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Für den Beitrag verantwortlich: Oberösterreichische Nachrichten

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